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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Price
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Wozu bin ich bereit? Wozu ist er bereit? Und vor allem: Was will ich eigentlich?
    „Wir haben uns in einer Bar in Boston kennengelernt.”
    Das stimmt. Ist keine Lüge. Lässt nur einige Details aus.
    „Sie sind nicht am Kensington?”
    Ich will gerade Luft holen, um meinem Vater zu unterbrechen, als Jared ihm ein entspanntes Lächeln zuwirft, das allerdings eher wie das Annehmen einer Herausforderung zum Duell wirkt.
    „Nein, Sir.”
    „Dann sind Sie am Boston Bay College?”
    „Nein, Sir.”
    Meine Mutter schmiert sich in aller Ruhe etwas Marmelade auf einen der Pancakes, als würde sie einen anderen Soundtrack hören und nicht das Gespräch zwischen Jared und Dad. Ihr Lächeln ist vergnügt, ihre Laune bestens. Wie immer. Sie ist nur eine Statistin im Leben meines Vaters. In meinem übrigens auch.
    „Ich bin an keinem College, Sir. Ich arbeite.”
    „Ach so. Verstehe. Und wo arbeiten Sie?”
    „In besagter Bar, Sir.”
    Es ist keine Bar, es ist ein kleines Pub. Aber „Bar” klingt so viel weltmännischer, so viel mehr nach dem, was mein Vater hören will. Er stellt sich Jared jetzt womöglich in einem weißen Hemd mit Fliege vor, wie er Cocktails in edle Gläser füllt – und sieht vielleicht nicht den Jared, der mit einem blauen Auge und einem Geschirrtuch in der Hand betrunkene Menschen bedient.
    „Dann tragen Sie die Hundemarke also nur zur Dekoration, ja?”
    „Dad!”
    „Es ist doch nur eine Frage, Lynn.”
    Ich mag es nicht, wie er mit Jared oder mit mir spricht. Er spielt sich als besorgter Vater auf, eine Rolle, die er jahrelang gemieden hat. Er hat kein Recht, sich jetzt dazu berufen zu fühlen.
    „Jared, darauf musst du nicht antworten!”
    Mir ist schlagartig der Appetit vergangen, während sich meine Mutter das erste Stückchen Pancake in den Mund schiebt. Sieht sie denn nicht, was hier gerade passiert? Kann sie meinen Dad nicht zurückhalten?
    „Die Marke gehörte meinem Bruder, Sir. Ich trage sie als Erinnerung an den Soldaten, der er einmal war.”
    Das beantwortet zwar die Frage meines Vaters, wirft aber jede Menge neuer Fragen auf. Nicht nur meine Neugier ist erneut geweckt.
    „Ich verstehe. Nun, viele gute Männer dienen unserem Land.”
    „Da stimme ich Ihnen zu.”
    Jared hat sein Essen noch immer nicht angerührt; zu beschäftigt ist er damit, die Fragen meines Vaters zu beantworten und seinem prüfenden Blick standzuhalten. Wie unwohl er sich dabei fühlt, kann ich spüren, mein Vater vermutlich sehen. Meine Mutter … ach, vergessen wir das.
    „Wie lange sind Sie und meine Tochter …”
    „Dad, es reicht. Jared ist mein Freund. Er war so nett, mich herzufahren, weil mein Wagen den Geist aufgegeben hat.”
    „Ich habe dir schon vor Monaten gesagt, dass du den alten Volvo endlich …”
    „Niemals!”
    Ich will nicht schreien und kann es nur mit viel Mühe verhindern. Mein Vater hat nie verstanden, was der Wagen mir bedeutet. Er wird es nie verstehen.
    „Ich weiß, ich weiß, Simons Wagen. Aber wenn er nicht mehr fährt? Wozu behalten? Ist diese Nostalgie nicht langsam etwas … nun, albern?”
    Albern. Keine Erinnerung an Simon wird jemals albern sein – aber um das aussprechen zu können, muss ich erst den Kloß in meinem Hals bezwingen. Jared greift unter dem Tisch nach meiner Hand.
    „Ein Freund kümmert sich gerade um den Wagen. Er kriegt ihn bestimmt wieder hin, dann kann Lynn ihn noch ein paar Meilen fahren.”
    Jared zwinkert mir kurz zu und lächelt. Ich kenne ihn noch nicht lange, aber schon jetzt versteht er mich besser, als meine eigene Familie. Ein kurzer Blick zu meiner Mutter reicht, um zu wissen, dass sie noch atmet, sich aber noch immer nicht dazu entschieden hat, an unserer Unterhaltung teilzunehmen.
    „Mr. Parker, ich finde es … beeindruckend … dass Sie sich so um meine Tochter kümmern. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn sie einen Wagen hätte, der sie auch am Ziel ankommen lässt.”
    „Mr. Preston, das kann ich verstehen und versichere Ihnen, der Volvo wird das tun.”
    „Sind Sie jetzt auch noch Mechaniker, Mr. Parker?”
    Der Tonfall meines Vaters, bis eben nur unterschwellig verletzend, wird jetzt ganz unverhohlen herablassend.
    „Ich kenne mich mit Autos ein bisschen aus. Ich erkenne einen hoffnungslosen Fall, wenn ich ihn sehe.”
    Mein Vater setzt zu seinem Todesstoß an, das kann ich sehen. Dieses Lächeln habe ich zu oft gesehen. Es ist falsch, kühl – und oft hat es Simon getroffen. Eigentlich immer, wenn er mal bei uns

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