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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Price
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Jared streckt seinen Arm aus und greift wie selbstverständlich nach meiner Hand.
    „Ryan, das ist Lynn.”
    „Die Lady mit dem Volvo.”
    „Die bin ich.”
    Vor allem aber bin ich die Lady, die Jareds Hand hält. Als ob diese kleine Geste keiner weiteren Erklärung bedarf. Ryan winkt mir nur, um zu verhindern, dass ich meine Hand schmutzig mache. Er mustert mich kurz aus warmen braunen Augen, bevor sich ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht legt.
    „So ungefähr habe ich mir dich vorgestellt.”
    Slater nickt ins Innere der kleinen Werkstatt hier in South Boston, und Jared deutet an, ich solle ihm folgen. Bisher habe ich den Gedanken daran verdrängt, den Wagen vielleicht nicht wiederzubekommen. Mit ihm würden so viele Erinnerungen verschwinden. Da steht er nun, die Motorhaube offen. Er wirkt wie ein Patient bei einer OP am offenen Herzen. Ryan klopft auf den Kotflügel und dreht sich zu mir um. Sein Blick verheißt nichts Gutes.
    „Die Wahrheit ist … die Karre ist hinüber.”
    Ohne Zweifel kann man so eine Nachricht auch anders übermitteln. Ryan Slater scheint ein Mann der ehrlichen Worte zu sein. Oder er hat keine Ahnung, wie viel mir der Volvo bedeutet.
    „Ich könnte ihn noch mal zusammenflicken, aber ob er dich noch nach Hause bringt? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.”
    „Aber … man könnte ihn reparieren?”
    Meine Hoffnung schwindet, als Ryan den Kopf schüttelt.
    „Der ist schon ziemlich oft repariert worden, oder?”
    „Dutzende Male.”
    „Tapferes Auto.”
    Jared tritt neben mich, sein Arm legt sich wie selbstverständlich um meine Hüfte.
    „Ryan, kannst du es nicht versuchen?”
    „Parker, die Karre ist Schrott. Die wird mit Klebeband zusammengehalten.”
    Das weiß ich alles. Ich habe es immer gewusst. In letzter Zeit wurden die klopfenden Geräusche lauter, er hat sich immer mehr Zeit gelassen, bis er endlich angesprungen ist. Ein Abschied auf Raten.
    „Bitte, das wäre echt wichtig für Lynn.”
    Ich sehe zu dem Wagen und die Bilder in meinem Kopf zaubern ein feines Lächeln auf meine Lippen … Kaum war ich alt genug, um über das Lenkrad zu schauen … Simons breites Grinsen, als wir zum ersten Mal eine Spritztour damit gemacht haben. Ich höre die Musik unserer Roadtrips, unser Lachen, und zum ersten Mal seit langer Zeit tut es nicht weh, daran zu denken. Ich strecke die Hand aus und lege sie auf das kühle Metall des Wagens. Wir klammern uns an Gegenstände aus der Vergangenheit, weil wir der festen Überzeugung sind, wir würden sie brauchen, um die Menschen, die wir damit in Verbindung bringen, nicht zu vergessen. Wann immer ich den Volvo betrachte, sehe ich Simon und mich. Die Wahrheit ist aber: Simon ist so sehr ein Teil meines Lebens, dass ich ihn ohnehin niemals vergessen werde. Diese Gefahr besteht gar nicht. Mit einem kleinen Schritt bin ich bei meinem Wagen und fahre mit der Hand den Kotflügel entlang. Jared und Ryan beobachten mich, und ich weiß: Nur einer der beiden Männer versteht, was gerade passiert.
    Ich lasse los.
    Ich lasse den Teil los, der wehtut. Die Erinnerung, die wie eine Bürde auf mir lastet. Dafür behalte ich die Momente, die ein Lächeln auf mein Gesicht zeichnen. Simons Stimme ist so präsent in meinem Kopf, wie seit dem Abend auf den Gleisen nicht mehr.
    „ Make it count. ”
    Er hat recht. Für ihn. Mit ihm. Und für mich.
    „Alles okay?”
    Jareds Stimme holt mich in die Realität zurück. Obwohl sich Tränen in meinen Augen sammeln, nicke ich tapfer.
    „Ja. Wenn der Wagen nicht mehr kann, dann will ich ihn nicht quälen.”
    Ryan nickt zufrieden.
    „Eine Frau mit Verstand. Das mag ich.”
    Jareds Blick lässt mich noch immer nicht los, er sieht mich ernst an und ich nicke. Ja! Ja, es ist Zeit. Ich quäle nicht nur den Wagen, ich quäle mich selbst – und ich quäle irgendwie auch Simon.
    „Okay.”
    Ryan nickt zu einem alten Dodge hin, der aus verschiedenen Ersatzteilen zu bestehen scheint, und nicht gerade den Eindruck vermittelt, zuverlässiger als mein Volvo zu sein.
    „Ich kann dir den da übergangsweise anbieten.”
    Jared weiß inzwischen, dass meine Familie genug Geld hat, um mir jeden Wagen kaufen zu können, den ich mir wünsche. Aber dieser mitleiderregende Dodge scheint perfekt zu sein.
    „Den nehme ich.”
    Ryan muss lachen, ein tiefes, raues Lachen. Ich sehe ihn überrascht an und er nickt mir zu, als hätte ich gerade seinen Respekt gewonnen.
    „Ich hol die Schlüssel.”
    Damit verschwindet er in das kleine,

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