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Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition)

Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition)

Titel: Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Marlene Henning , Tina Bremer-Olszewski
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wir starten mit der Geschichte von Anfang an: im Bauch deiner Mutter. Weil es hier losgeht, mit dem kleinen Unterschied. Bei der Befruchtung hat sich die Eizelle eurer Mutter mit einem Spermium eures Vaters zusammengetan. Das hatte entweder ein Y-Chromosom im Gepäck, dann entsteht ein Junge. Oder ein X-Chromosom, dann wird es ein Mädchen. Der Vater entscheidet also das Geschlecht. So oder so, ein Fötus ist zunächst ausgestattet wie ein Mädchen. Das ist sozusagen die Standardversion. Doch dann, so in der sechsten bis achten Woche, passiert was. Bist du ein Mädchen, nimmt alles seinen normalen Gang. Sprich, es entwickelt sich so, wie in der Grundausstattung vorgesehen. Bei den Jungs dagegen muss erst etwas eingeleitet werden. Und da kommt jetzt das Y-Chromosom ins Spiel. Denn das hat eine wichtige Extra-Information dabei, die, simpel ausgedrückt, die Produktion von Testosteron veranlasst. Das Testosteron wiederum regt den Körper an, einen Penis und Hoden zu bauen. Der erste kleine Unterschied ist da!
    Aber es geht noch weiter. Denn das Testosteron bewirkt darüber hinaus, dass bestimmte Areale im Gehirn eine männliche Struktur bekommen. Jungs unterscheiden sich also nicht nur durch einen Penis von den Mädchen, sondern auch ihr Gehirn ist in einigen Regionen anders.
    Der Antreiber Testosteron ist ein Hormon, ein Botenstoff des Körpers, der mit wichtigen Nachrichten unterwegs ist. Es ist ein Sexualhormon, das in den Hoden und in kleinen Mengen auch in der Nebennierenrinde hergestellt wird. Bei Frauen wird das Hormon ebenfalls produziert, in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde, aber in viel kleineren Dosen als beim Mann. Das Hormon ist unter anderem zuständig für den männlichen Körperbau. Es baut größere Muskeln, macht dickere Haut, regt den Bartwuchs an und sorgt für eine tiefe Stimme. Aber vor allem sorgt es für mehr Lust. Auch bei Frauen. Des Weiteren sorgt Testosteron für: Antrieb, Ausdauer und Aggression.
    Das Testosteron kann aber noch viel mehr. Es wird zwar noch diskutiert, was es genau mit dem Fötus macht, aber es beeinflusst unter anderem, wie männlich sich der spätere Junge im Leben benimmt und fühlt und wie stark ihn Mädchen sexuell erregen.
    Diese Phase ist also entscheidend. Denn: Je mehr ihr von diesem Hormon abbekommt, desto männlicher werdet ihr, vorerst jedenfalls. Einige Wissenschaftler gehen noch einen Schritt weiter und sehen in diesem Zusammenhang eine mögliche Erklärung für Transsexualität und Homosexualität. Bekommt ein Junge dieser These zufolge weniger Testosteron in diesem frühen Stadium als vorgesehen, hat er zwar einen Penis, fühlt sich aber vielleicht sonst eher weiblich, weil das Gehirn in Teilen seine weibliche Struktur behalten hat.
    Auch bei den Mädchen kann das Testosteron einiges bewirken, vor allem dann, wenn sie aus Versehen mehr als vorgesehen von dem Hormon abbekommen. Dann wird sich das Mädchen unter Umständen später benehmen wie ein typischer Junge.
    Klar ist, dass auch Erziehung und Umwelt einen Menschen beeinflussen. Und gerade was Männlichkeit und Weiblichkeit angeht, spielen Vorbilder und gesellschaftliche Normen eine große Rolle. Darauf kommen wir später zurück. Aber vorerst wollen wir euch mit zwei spannenden Beispielen zeigen, was passiert, wenn die Testosteron-Vergabe im Mutterleib anders läuft als vorgesehen.
    AUTISMUS
    Der Zusammenhang zwischen Autisten und Testosteron wurde oft untersucht. Warum? Weil viermal so oft Jungs von der Krankheit betroffen sind.
    Autisten sind Menschen, die scheinbar in ihrer eigenen Welt leben. Ihre Fähigkeit, andere Menschen wahrzunehmen und Informationen zu verarbeiten, ist eingeschränkt. Sie können kaum Gefühle anderer entschlüsseln und deshalb auch nicht angemessen auf sie reagieren. Dafür sind sie oft mathematische Genies. Einmal eine Stadt von oben gesehen, wird diese von einigen Autisten genau und detailgetreu nachgezeichnet. Andere lernen mühelos ganze Telefonbücher auswendig. Geht man jetzt davon aus, was allgemein als besonders weiblich und männlich gesehen wird, kommt man zu dem Schluss: Autisten fehlt das Weibliche. Männliches gibt es dafür zu viel. Und daran ist offensichtlich das Testosteron schuld. Für diese Theorie gibt es auch Beweise: Professor Baron-Cohen von der Universität Cambridge fand heraus, dass Jungen und Mädchen, die im Mutterleib mit Testosteron überversorgt waren, später auffällig oft typisch autistische Züge aufwiesen. Deswegen sieht der

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