Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition)
Professor Autismus sogar als »eine extreme Variante des männlichen Gehirns«. Andere Forscher verfolgten dieselbe Theorie und fanden heraus,dass etwa einjährige Kinder, die – noch ungeboren – eine Testosteron-Überdosis abbekamen, weniger Blickkontakt zu ihren Eltern suchten als andere Kinder.
Auch die Sprache scheint von Testosteron beeinflusst zu sein. In einer Studie kannten 18 Monate alte Kinder, die überdurchschnittlich viel Testosteron hatten, weniger Wörter als Kinder, deren Hormonhaushalt im Mutterleib ausgewogen blieb.
TURNER-FRAUEN
Bei den Turner-Frauen (benannt nach dem Forscher Henry H. Turner) gibt es eine Fehlbildung der Chromosomen, sodass sie unter anderem mit verkümmerten Eierstöcken geboren werden und daher zu wenig Testosteron bilden. Sie benehmen sich deshalb besonders weiblich. Sie sind oft sehr emphatisch, kommunikativ und emotional. Typisch männliche Eigenschaften wie Aggressivität oder Zielorientiertheit scheinen dagegen weniger ausgeprägt.
So langsam wird deutlich, wie wichtig es ist, dass jeder sowohl männliche als auch weibliche Anteile in sich hat. Jeder Junge hat weibliche Eigenschaften und Verhaltensweisen. Jedes Mädchen hat männliche Eigenschaften und Verhaltensweisen. Damit sind Dinge gemeint, die allgemein als typisch männlich oder weiblich gelten. Zum Beispiel ist das Kräftemessen eine typisch maskuline Verhaltensweise. Wenn ein Mädchen sich also gerne prügelt, kann das ein Hinweis auf einen hohen männlichen Anteil und viel Testosteron sein.
Jetzt darf jeder Mal für sich selbst überlegen: Was sind aus meiner Sicht typisch männliche bzw. weibliche Eigenschaften? Kenne ich meine männlichen und meine weiblichen Anteile? Was für eine Mischung bin ich? Frag doch auch mal deine Freunde oder deine Familie, wie sie dich sehen. Bestimmt interessant zu erfahren, wie andere dich einschätzen.
Nicht an der Nase … …, sondern an den Fingern eines Mannes erkennst du den Johannes!
Angeblich soll bei Menschen, die mit viel Testosteron ausgestattet wurden, der Ringfinger länger sein als der Zeigefinger. Und nicht nur das. Jungen sollen dann auch einen großen Penis haben. Ob es stimmt? Schaut doch mal nach …
KNETFIGUREN
Man wird also mit einem bestimmten Geschlecht und einer Mischung aus weiblichen und männlichen Anteilen geboren. Damit ist es aber noch nicht erledigt. Denn jetzt kommt wieder das Gehirn insSpiel. Es ist nach der Geburt und übrigens auch für den Rest deines Lebens flexibel. Wie Knetmasse. Je nachdem, was wir als Baby und im späteren Leben erfahren, bilden sich im Gehirn Datenstraßen. Je mehr wir lernen, desto feiner wird das Datennetz. Wie eine Stadt, die größer wird und immer mehr Wege braucht. Je mehr Straßen, desto besser, denn so kommt man überall schnell und ohne Umwege hin. Das Tolle: Wenn Straßen oft benutzt werden, dann werden sie automatisch ausgebaut und so noch schneller. Und umgekehrt: Nicht genutzte Trampelpfade verkümmern und verschwinden.
Es beginnt damit, dass Kinder das Verhalten ihrer Umgebung imitieren. Deshalb macht es einen Unterschied, wer uns wie erzieht. Die Personen in unserer Umgebung sind unsere Vorbilder. Sie vermitteln uns – direkt und indirekt – Rollenbilder und Werte, die wir übernehmen. Und das schon im Säuglingsalter. Wir lernen also auch männliches und weibliches Verhalten. Was bedeutet das für euch? Dass auch die Erziehung großen Einfluss darauf hat, wie maskulin oder feminin ihr euch benehmt, und auch darauf, wie wohl sich jemand in seiner Geschlechterrolle fühlt.
WEGEN UMBAU GESCHLOSSEN
Alles in allem passiert in der Pubertät so viel mit eurem Gehirn und eurem Körper, dass ihr eine einzige Baustelle seid. Begann die Pubertät vor 150 Jahren durchschnittlich zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr, beginnt sie heute wesentlich früher. Bei den Mädchen setzt sie im Schnitt schon mit zehn und bei den Jungen mit elf Jahren ein. Das heißt, Kinder haben heute viel früher mit dem Stress der Pubertät zu kämpfen. Und Eltern natürlich auch.
Mit Beginn dieser Phase verändern sich für Kinder drei Dinge: das Gehirn, der Körperwuchs und die Gefühlswelt. Alle drei Veränderungsprozesse sind miteinander verknüpft. Was die Sache nicht einfacher macht. Im Folgenden versuchen wir hier einmal, Licht ins Dunkel zu bringen.
Schauen wir zunächst mal auf das Gehirn. Denn hier kommt es zu einem neuen Entwicklungsschub. Es wird gleichzeitig renoviert und umgebaut. Erinnert ihr euch noch
Weitere Kostenlose Bücher