Make Me Gluecklich
verlorr, dann war es wohl wirklich schlecht um einen bestellt.
Was die Sache so ernst machte, war die altmodische Art meiner Mutter, ihre Partnervermittlung zu betreiben. Hätten wir bei irgendeinem witzigen dating event gesessen, hätten Denise und ich gelacht und Matthew vielleicht mit seiner »Pause« aufgezogen. So aber, und zudem in Gegenwart ihrer Mutter, wurde das Ganze zu einer bedeutungsschweren Angelegenheit. Es war, als hätte ich Denises Zukunft in meiner Hand.
Weil wir noch alle beisammenstanden und weil Mama Westerweg gelesen hatte, dass man bei den Amis, was Geld betraf, ganz offen sein konnte, fasste sie sich jetzt ein Herz und fragte: »Wovon leben Sie denn, bitteschön?«
Es klang wie »Fromm wott du ju liff?«, aber es reichte, um Matt ein bisschen ins Schwitzen zu bringen. Frau Leutberger und die Kamera ließen sich natürlich keine Sekunde von diesem Schauspiel entgehen.
Ich hörte mir Matthews weitschweifige Ausreden eine Weile an, dann griff ich ein und verkündete, jetzt sollten wir den Hauptpersonen aber doch endlich die Möglichkeit geben, sich in Ruhe zu beschnuppern.
Gehorsam zogen die beiden ab zu ihrem reserviertenTisch, aber Denise wirkte schon ziemlich zurückhaltend. Ich hoffte, dass das Têtê-à-tète noch etwas herausreißen würde . . .
Indem ich Essen für alle bestellte, verhinderte ich erstens, dass schon wieder alle über einen Kandidaten herzogen, und erreichte zweitens, dass nicht nur das Teuerste auf der Karte geordert wurde. Außerdem verkündete ich, dass ich vorhatte, meine Mutter anzurufen, die bestimmt mit allen würde reden wollen. Ich lächelte in die Runde und entschuldigte mich »für eine Minute«.
Mit dem Handy ging ich aufs Damenklo. Es war etwa sechs Uhr morgens in Afrika, hatte ich ausgerechnet. Das würde sie aushalten müssen.
Nach dem vierten Läuten hob jemand ab. »Zumhorst Mansion, hello?« Es war eine helle Frauenstimme mit starkem Akzent, vielleicht eine Art Hausmädchen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass das Telefon ja nicht bei meiner Mutter auf dem Nachttischchen lag.
Ich erklärte ihr, wen ich sprechen wollte. Das Hausmädchen bat mich zu warten, während sie meine Mutter holte. Nach endlosen fünf bis sechs Minuten hörte ich erst ein Schlurfen, dann die müde Stimme meiner Mutter.
»Nora? Was ist los? Es ist kurz nach fünf . . .«
»Oh«, sagte ich. »Ich dachte, es wäre schon sechs. Nein, es ist nichts los, zumindest nichts Schlimmes. Nur ein absolutes Chaos, weiter nichts. Hast du Brooke jemals in Aktion erlebt?! Sie richtet den allergrößten Schlamassel an, den du dir denken kannst – der Computer funktioniert nicht, sie hat überhaupt keine Unterlagen, die Termine stehen nicht, und deine Männer für Denise hat sie verloren! Und das Büro müsstest du mal sehen, das ist schon beinahe gruselig, so absurd ist es! Ich habe schon ein paar Mal versucht, dich anzurufen, nie hatte ich Glück! Ich musste mich alleine durchwursteln – obwohl ich von der ganzen Sache nichts verstehe! Und dann diese Rights! Sie betrügendich, Eliane, so wahr ich hier in den Seilen hänge! Sie haben deine zentrale Kartei auf ihrem Rechner, und auf deinem ist sie nicht , verstehst du?! Ich hab das entdeckt, leider zu spät, und ich hab sie heimlich ausgedruckt, aber Brannigan hat mich erwischt und war sauer. Wir haben uns gestritten, und das hat die Leutberger auch noch gefilmt! Und das Schlimmste ist, dass ich dauernd gute Miene zum bösen Spiel machen muss, grinsen und nicken und alle davon überzeugen, dass alles bestens läuft! Und dabei tun mir die Füße so weh!« Meine Stimme war immer höher geworden, je mehr ich von meiner Verzweiflung erzählte. Zumindest würde mich niemand, der in einer der Kabinen neben mir saß, verstehen. Das war der einzige Trost.
Meine Mutter reagierte gelassen und brachte mich dazu, ein wenig verständlicher zusammenzufassen, was passiert war. Nach einer Weile ließ meine Hysterie etwas nach, und ich konnte ihr die Lage vernünftig schildern. Ich hatte Dampf abgelassen, und – siehe da – es ging schon wieder.
»Brooke ist ein ganz besonderer Fall«, erklärte meine Mutter. »In manchen Situationen hat sie ein Händchen , sage ich dir, schon fast so gut wie meins. Eine Nase für die richtigen Partner, weißt du, ganz unglaublich. Man glaubt beinahe, dass sie die Folien gar nicht braucht! Und dann – du musst das verstehen, Noralein – dann ist sie eben auch nicht so teuer! Eine normale Sekretärin kann ich mir gar
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