Make Me Gluecklich
knurrte eine Art Begrüßung, verschwieg aber auch meine ertränkten Füße nicht. Raf entschuldigte sich, unermüdlich weiter grinsend. Wir verständigten uns kurz darüber, was er zu tun hätte und zu welchen Bedingungen, und dann verschwand ich endlich im Trockenen, um die anderen einzutreiben. Es war kurz vor sieben Uhr, und wir hatten ja noch einen Termin.
An der Bar gab Denise gerade ein kurzes Statement für die Kamera ab. Sie war so nett, das ein oder andere gute Haar an Greg zu lassen. Vielleicht wollte sie aber auch nur nicht öffentlich zugeben, dass sie bereit gewesen war, einen solch krassen Kerl überhaupt in Betracht zu ziehen.
»Er war süß, wirklich!«, verkündete sie. »Aber wie man sich das bei dem Job vielleicht auch so denkt: ein bisschen schüchtern!«
»Worüber haben Sie denn so gesprochen?«
»Ach, über Deutschland und über seine Arbeit . . . Er ist ja Physikprofessor, und wie seine Studenten so sind . . .«
»Er ist doch Physik lehrer an einer Schule hier, oder?«, bohrte Frau Leutberger, die ganz offensichtlich ein Haar in der Suppe wollte.
»Na ja, die nennen dat hier anders, wissen Sie?! Aber so genau hat er’s auch nicht erklärt . . .«
Während ich mit halbem Ohr zuhörte, beschloss ich,Greg unter meine Fittiche zu nehmen. Wenn er glaubte, ich sei eine »Matchmakerin« – nun, dann würde ich für ihn eben eine sein! Ausnahmsweise und nur, weil er mich so gerührt hatte. Ich saß schließlich wirklich an der Quelle, ich konnte ihm doch ein paar Frauen beschaffen! Pro bono – hieß das nicht so? Und wenn ich das nicht schaffte, würde ich Katherine bitten . . .
Peter und Esther stellten jetzt ihre Geräte ab; sie waren fertig für den Augenblick. Ich erklärte allen, dass draußen ein weißer Bus für uns bereitstand. Die Kommentare reichten von »Na endlich!« bis »Wunderbar!« Biggy Westerweg hievte sich vom Barhocker herunter, und ich trieb alle vor mir her zum Ausgang.
»Miss!«, hörte ich eine strenge Stimme hinter mir. Was war denn jetzt schon wieder?!
Der Barkeeper war mit erstaunlicher Geschwindigkeit hinter seinem Tresen hervorgekommen und stand mit gerunzelten Brauen vor mir. »Sie haben die Rechnung vergessen!«
Oh, Mist. Das hatte ich tatsächlich – also durfte ich jetzt leider niemanden anraunzen, sondern musste stattdessen meine Geldbörse zücken. Die Runde ging auf Matches Worldwide , das ging nicht anders. »Wie viel macht’s denn?«
»Alles zusammen 67 Dollar«, verkündete er ungerührt.
Ich schluckte. Wie viel hatten die denn alle getrunken?! Ich selbst hatte keinen Tropfen von irgendwas gehabt . . . Hatte die Leutberger etwa heimlich Champagner bestellt?! Zähneknirschend fummelte ich mit diesen Scheinen herum, die alle gleich aussahen, bis ich 75 Dollar beisammen hatte. Ich drückte sie dem Keeper in die Hand und nahm von ihm die Rechnung entgegen.
Gerade wollte ich mich endgültig umdrehen und diese halsabschneiderische Bar verlassen, als ich schon wieder angequatscht wurde. Langsam verlor ich die Geduld.
»Bitte?«, zischte ich den Typen an, der sich neben mir aufgebaut hatte.
»Sie haben doch mit diesen Leuten vom Fernsehen zu tun, die eben hier waren, stimmt’s? Sind Sie die Chefin?«
Ein ganz klein wenig war ich wieder versöhnt. Er hatte erkannt, dass ich hier etwas zu sagen hatte! Der Mann sah nicht so schlecht aus, wenngleich er überhaupt nicht mein Typ war. Er war kleiner als ich und ziemlich schmal. »Ja, und?«
»Ich bin Donald, Donald James. Haben wir nicht miteinander telefoniert? Und den Termin für heute ausgemacht?!«
»Äh, wie bitte? Ich weiß nicht . . .« Irgendetwas wühlte sich in meinem Gedächtnis aus den Federn.
»Ich muss sagen, ich war schon ziemlich erstaunt, als ich reinkam. Ich war fünf Minuten zu spät, und Sie waren hier schon zugange . . . Sie zögern wohl keine Sekunde, wie?!«
»Zögern? Zu spät?«
Er zeigte erste Anzeichen von Ungeduld. »Na ja, Sie haben offensichtlich innerhalb von fünf Minuten einen Ersatz für mich gefunden! Fünf Minuten! Das finde ich nicht gerade prickelnd, wissen Sie, zuzugucken, wie ein anderer an meiner Verabredung rumbaggert. Ich fand es nett, das Mädchen, und er ist ja offensichtlich überhaupt nicht gelandet!«
Allmählich dämmerte es mir. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Sie sind . . . wir haben vergessen . . . aber das konnten wir ja gar nicht! Absagen, meine ich. Beziehungsweise – das hätten wir ja gar nicht gewollt! Wir wären ja froh gewesen .
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