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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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lächelte sie dankbar an. »Noch ist nicht aller Tage Abend – aber jedenfalls vielen Dank! Wie viel Zeit haben wir bis zum Abflug?«
    »Vierzig Minuten«, sagte Esther.
    »Okay.« Ich setzte mich an einen der Resopaltische, knallte meine Handtasche und die Sandwich-Tüte darauf und zückte mein Handy. »Nicht nur Brannigan hat Anwälte«, sagte ich und warf einen aufmunternden Blick in die Runde.
     
    Zu meiner gewaltigen Erleichterung erreichte ich Jamie. Natürlich hätte ich lieber einen »1.000-Dollar-die-Stunde«-Anwalt angerufen, aber so einen kannte ich nun mal nicht. Jamie würde reichen müssen, für den Moment. Ich gab ihm wieder, was ich von dem Sermon des Deputy Chiefs verstanden hatte, und Jamie schnappte ein paarmal nach Luft, murmelte vor sich hin und teilte mir dann in kurzen Sätzen mit, dass er recherchieren müsse – er werde mich aber so schnell wie möglich zurückrufen.
    Ich legte auf und gab ein positives Statement für die Kamera ab: »Die Sache läuft!«
    »Frau Tessner, überlegen Sie doch mal: In spätestens 15 Minuten sind wir weg, dann sind Sie ganz alleine hier.« Die Leutberger hatte zwar die laufende Kamera dicht neben ihrem Kopf, aber sie sprach ganz ruhig und beinahe eindringlich. »Wollen Sie es wirklich so weit kommen lassen? Wenn das Geld zu Unrecht gefordert wird, können Sie es mit Sicherheit mit einem Gerichtsbeschluss wieder zurückholen, und wenn nicht – dann haben Sie sowieso keine Chance. Ich will es Ihnen nicht einreden, aber es wäre vernünftig, mit den Leuten da draußen zu verhandeln, Ihre Kreditkarte rauszurücken und eventuell die 1.000 Dollar von Frau Westerweg anzubieten, und dann in Ruhe alles von Berlin aus zu regeln. Oder?«
    Ich war ein bisschen erstaunt, dass sie so nett und gar nicht hämisch gesprochen hatte. Und außerdem hatte sie recht, das ahnte ich auch.
    Es ging mir allerdings gewaltig gegen den Strich. Wie lange würde Jamie brauchen mit seiner Recherche? Vermutlich dauerte es schon fünf Minuten, nur allein das richtige Gesetz rauszusuchen . . . Wollte ich wirklich hierbleiben und alleine den Kampf gegen juristische Windmühlenflügel antreten?
    Irgendwie nicht.
    Ich erhob mich seufzend und ging zur Tür.
     
    Aber das nächste Problem stand schon an: selbst die gesammelten Kreditkarten von Biggy, der Leutberger und mir, plus zusammengekratztes Bargeld, erbrachten nicht mehr als 12.800 Dollar. Der Deputy Chief bedauerte es sehr, durfte aber die Deckungsgrenzen nicht ignorieren und auch sonst nicht mit sich handeln lassen – obwohl wir es wirklich versuchten. Selbst die Leutberger gab sich zu meinem Erstaunen Mühe, ein paar Argumente aufzufahren,und faselte etwas von »öffentlichem Interesse« und »Fernsehberichterstattung«, aber es half nichts. Der Chief wirkte fast ein bisschen unglücklich, als er mir noch mal ausführlich erklärte, was das Gesetz von ihm – und mir – verlangte.
    Und dann wies er meine Reisegenossen sanft darauf hin, dass sie, wenn sie den Flieger nach Berlin noch erreichen wollten, innerhalb der nächsten fünf Minuten aufbrechen müssten.
     
    Es gab Tränen (bei Biggy und Denise), Umarmungen (von Peter und Esther) und aufmunternde Worte (von der Redakteurin). Ich trug eine tapfere Miene zur Schau (die mich einiges an Kraft kostete) und bestand darauf, dass alle gingen – was sollte es nutzen, wenn sie mir solidarisch zur Seite stünden, den Flieger verpassten und alle möglichen Unannehmlichkeiten in Kauf nahmen?! Hier konnte doch nur noch ein Anwalt oder eine schnelle Geldanweisung helfen…
    Biggy versprach mir hoch und heilig, gleich noch die deutsche Botschaft zu benachrichtigen und spätestens in Berlin auch alle anderen Hebel in Bewegung zu setzen – meine Mutter aufzutreiben, Geld zu organisieren und was sonst ihr noch alles einfallen würde.
    »Kopf hoch!«, schluchzte sie. »Datt wird nicht ewig dauern, diese Ungerechtigkeit!«
    Ich nickte. Während sie mit bangem Blick zur Tür hinausmarschierten, winkte ich ihnen lächelnd zu, als bliebe ich nur kurz noch auf ein Schwätzchen mit dem Deputy.
    In meinem Inneren dagegen sah es ganz andes aus. Ich war wütend und am Boden zerstört, ängstlich und angewidert und einfach außer mir.
    Trotzdem schaffte ich es, hoch erhobenen Hauptes neben dem Chief in den Raum zu marschieren, in dem ich bleiben sollte, bis die ganze Sache geklärt war. Wiederdurfte ich Jamie anrufen. Ich teilte ihm mit, dass ich festgehalten würde, weil ich nicht genügend Lösegeld

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