Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
Vom Netzwerk:
die Fakten nachzuprüfen. Hier die schriftliche Darlegung des Falles für die Akten, Kopie ans Gericht ist bereits unterwegs. Und nun: Bitte lassen Sie Miss Tessner unverzüglich gehen. Jetzt. Ohne weitere Verzögerung.«
    Mein Mund stand offen, so bewundernswert fand ich Jamies Vortrag – zumindest das, was ich davon verstanden hatte. Der Chief nahm mit gerunzelter Stirn Jamies Papiere entgegen, sah sie sich aber nicht an.
    »Was soll das heißen?«, raunzte er. »Sie hat mit der Firma gar nichts zu tun?«
    »Nur insofern, als dass sie ihrer Mutter einen Gefallen getan hat. Inhaberin von Matches Worldwide ist Frau Eliane Tessner, der Name dieser zu Unrecht beschuldigten Frau ist aber Nora Tessner. Ein entscheidender Unterschied.«
    Jetzt warf der Chief doch einen missmutigen Blick in die Papiere. »Richter Moose hat dem Antrag stattgegeben – also musste ich tätig werden, oder? Hat der Alte mal wieder…« Der Rest seines Gebrumms ging in Papiergeraschel unter.
    Jamie erläuterte mir das Ganze schnell noch mal für nicht-amerikanische Nicht-Juristen und flüsterte, der Chief könne gar nicht anders als mich freilassen, sofern er von meiner Identität überzeugt sei. Ich flüsterte zurück, dass mich gestern der Oberschurke persönlich, Max Brannigan, identifiziert habe.
    »Genau«, sagte Jamie, »und Ihre Mutter hat mir heute Nacht die Eigentums- und Beschäftigungsverhältnisse von Matches zugeschickt, und da taucht eben nirgendwo eine Nora Tessner auf…«
     
    Er berichtete mir genau, was sich während der Nacht abgespielt hatte, als wir zehn Minuten später in einem Flughafencafé vor einem gigantischen Frühstück saßen. Deputy Chief Mahoney hatte mich tatsächlich sofort gehen lassen, sich für alle Unannehmlichkeiten entschuldigt und mir meinen Koffer übergeben, der gestern Abend aus der Berlin-Maschine herausgeholt worden war. Wieder in Freiheit war ich Jamie dann noch einmal um den Hals gefallen, was ihm sehr gut zu gefallen schien.
    Und jetzt erklärte er mir, dass er gestern Abend relativ schnell auf die Schwachstelle des Antrags gestoßen sei, aber eben nicht so schnell die erforderlichen Nachweise bekommen hatte. Die Forderung von Brannigan würde nun den offiziellen, langsamen Weg über die regulären Gerichte gehen müssen.
    »Pah«, mümmelte ich durch meinen Toast hindurch, »Forderung! Das hat er sich doch garantiert auch aus den Fingern gesogen: 18.000 Dollar!«
    Ich tätschelte, glücklich kauend, Jamies Hand. Wer hätte das gedacht, dass er doch so ein guter Anwalt war – und ich war rein zufällig an ihn geraten!
    Jamie strahlte. Nach einer Weile, nachdem er mir lange genug beim Essen zugesehen hatte, fragte er, ob wir jetzt zusammen nach Manhattan zurückfahren wollten. Ich sah ihn etwas überrascht an. Ich wollte nichts lieber als auf der Stelle nach Deutschland zurückfliegen. Meine Schützlinge seien ja schon weg, erklärte ich ihm, und außerdem müsse ich wieder arbeiten. (Was für eine seltsame Vorstellung – der Buchladen. Er schien mir Jahrhunderte weit weg.) Jamie sah mich mit schmachtendem Blick an, begleitete mich dann aber zum Schalter, wo ich mein verfallenes Flugticket ohne Rücksicht auf die Kosten umtauschte – der Staat New York oder Max Brannigan würde für die Mehrkosten aufkommen, sagte er.
    Er erinnerte mich außerdem noch daran, über Lucy-Leedie garantiert tatendurstige Biggy Westerweg aufzuhalten, die mittlerweile in Berlin gelandet und sicher gerade dabei war, Himmel und Hölle für mich in Bewegung zu setzen.
    Dann drückte er mir zum Abschied einen unsicheren Kuss auf die Wange und winkte mir nach, bis ich nach einer halben Ewigkeit hinter der Sicherheitsschleuse verschwunden war.
     
    Ob aus reinem Schlafmangel oder wegen der Aufregung der vergangenen Tage – jedenfalls schlief ich im Flugzeug wie ein Baby in seiner Wiege. Ich nahm ab und zu Essen und Trinken entgegen und sank dann wieder in einen tiefen Schlummer. Dazwischen tanzten die Erlebnisse der letzten Tage einen wilden Tango in meinem Kopf: Brannigan an der Kaffeemaschine, das unverschämte Grinsen auf seinem Gesicht; Brannigan, der mir Rosen entgegenschleudert; Brannigan, der mich unter Androhung von Gewalt zwingt, ihm irgendwohin zu folgen . . . Ich stellte mir vor, wie ich mich an ihm rächte, ihm eine scheuerte, ihm das Knie in die Weichteile rammte . . . aber all diese Visionen befriedigten mich nicht. Ich versuchte schließlich, ihn rigoros aus meinem Kopf zu verbannen. Er hatte es nicht

Weitere Kostenlose Bücher