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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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verdient, dass ich mich auch nur eine Sekunde über ihn aufregte, über diesen Typen, der von der langbeinigen Assistentin bis hin zur netten Deli-Besitzerin jede Frau davon überzeugte, er sei ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft. Ich allein kannte die Wahrheit . . .
    Und weil das ein anstrengender Zustand war – so ganz alleine die Wahrheit zu kennen -, schlief ich schnell wieder ein, zusammengerollt wie ein Embryo unter meiner von der Stewardess erbettelten Decke.
    Erst über Irland oder Großbritannien wurde ich wieder so richtig wach – und kriegte auch gleich die Krise.
    Ich hatte jemanden vergessen in den letzten 48 Stunden,und zwar komplett – Sven. Und er sollte doch der wichtigste Mensch in meinem Leben sein, mein Freund und Geliebter, mit dem ich zusammenziehen würde, morgen oder übermorgen, spätestens am Samstag!
    Wenn er jetzt noch mit mir redete – wo er doch heute früh bestimmt ewig lange am Flughafen gestanden und vergeblich auf mich gewartet hatte. Er kannte die Westerwegs oder die Leutberger-Truppe ja nicht und war sicher unverrichteter Dinge, aber voller Sorge, wieder nach Hause gefahren. Ich hätte ihn anrufen müssen, unbedingt, aber er war mir in dem ganzen Chaos völlig entfallen! Bei dem Gedanken daran wurde ich fast ein wenig rot. Nur gut, dass ich vor unserem Aufbruch noch schnell seine Flycam besorgt hatte. Vielleicht würde ja auch die Erleichterung überwiegen, wenn er mich sicher in den Armen hielt.
    Sobald wir in Frankfurt landeten (ich hatte keinen Direktflug bekommen), riss ich mein Handy aus der Tasche und wählte Svens Nummer. Leider ging er nicht dran. Ich versuchte es alle fünf Minuten, während ich auf die Maschine nach Berlin wartete. Jetzt machte beinahe ich mir Sorgen um ihn. Hatte er etwa erfahren, was passiert war und sich in den nächsten Flieger nach New York gesetzt? Und mischte dort jetzt Chief Mahoney und seine Beamten auf, bekam Ärger und landete letztlich genau dort, wo ich 24 Stunden vorher noch geschmort hatte? Wenn er auch eher ein ruhiger Typ war (auf seine Coolness bedacht, okay), so konnte er durchaus auch austicken, wenn ihm etwas richtig gegen den Strich ging . . .
    Der Flug nach Berlin wollte nicht enden, unruhig saß ich da. In Tegel sprintete ich regelrecht zum Gepäckband, um wieder zu telefonieren. Kein Sven.
    Um 22 Uhr 05, genau sechs Tage und zehn Stunden nach meiner Abreise, betrat ich wieder den Boden meiner Heimatstadt. Fast kam es mir so vor, als wäre ich eine andere,erwachsenere Nora als die, die letzten Freitag hier abgeflogen war.
    Und jetzt war niemand da, um mich abzuholen. Dabei hatte ich mittlerweile ein gigantisches Bedürfnis entwickelt, mich in jemandes Arme zu stürzen (und zwar nicht in die meines Anwalts!) und zu sagen: »Mann, du glaubst nicht, was mir alles passiert ist!«
    Ich schlurfte vom Gate weg, ganz allein und ziemlich frustriert, hinaus auf die Straße. Ich würde mit dem Taxi nach Hause fahren, in mein kleines Zimmer in der Vorbergstraße. Was blieb mir anderes übrig – ich hatte ja keinen Schlüssel von der neuen Wohnung.
    Letztendlich war auch das die Schuld von Max Brannigan.

Draußen traf mich der kalte Berliner Oktoberwind wie ein nasser Waschlappen im Gesicht. Ich kniff die Augen zu und unterdrückte den Impuls, mich umzudrehen und wieder zurückzurennen – wohin denn auch?
    Seufzend rückte ich meine Tasche auf der Schulter zurecht und – stutzte. Diese Gestalt dort hinten… irgendetwas an ihr war mir verblüffend vertraut. Dieser Rücken, diese helmartige, dunkle, von keiner Orkanböe aus der Fassung zu bringende Frisur…
    »Mama! Eliane!! Warte!!Halt!!«
    In jeder anderen Situation wäre mir ein solches Gebrüll in der Öffentlichkeit peinlich gewesen, aber in diesem Moment galt es nur, sie rechtzeitig auf mich aufmerksam zu machen, bevor sie in das Taxi stieg, in dem ihr Gepäck offenbar schon verstaut war.
    Ich jubelte, als sie zu mir herübersah. »Hier! Ich bin’s!!« Meine Mutter sprintete auf mich zu, und dieses Bild werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Ich glaube, es war das erste und einzige Mal, dass ich sie ganz undamenhaft rennen gesehen habe.
    »Nora! Das gibt’s doch nicht! Was für ein Glück!«
    Und dann war sie bei mir und umarmte mich heftig, und ich vergrub mein Gesicht für einen winzigen, kostbaren Augenblick in ihrer Halsbeuge. Wir hatten uns seit zehn Jahren nicht mehr umarmt – um genau zu sein, seit meinem Abitur, als sie mich eher förmlich beglückwünscht

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