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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Der
grob gepixelten Frau, die den Gesundheitszustand des Spielers anzeigt, stehen
schon ordentlich die Haare zu Berge. Lange macht Josch es nicht mehr. Ich trete
von hinten an ihn ran.
    „Geh ins Haus“, sage ich.
    Josch schleudert den Joystick fort
und der Schreck reißt ihn auf die Füße. Er wirbelt herum.
    „Bist du bescheuert, Mann?“ Er
keucht und hält sich die Brust.
    „Jason ist fast immer im Haus“,
erkläre ich.
    „Was willst du hier?“, fragt Josch
kopfschüttelnd, greift sich den Joystick vom Boden, setzt sich in den
Schneidersitz in den Sessel und spielt weiter.
    „Es tut mir leid wegen heute
Morgen“, sage ich ehrlich und schaue mich um. An der einen Wand befindet sich
ein metallenes Regalsystem voll mit Star-Wars- Figuren, aufgehängt wie im
Kaufhaus. Und Raumschiffe. Laserkanonen. Ich erkenne die von Buck Rogers .
Alles original verpackt. Weil es kein Sammlerobjekt mehr ist, wenn man es auspackt.
Grausame Welt.
    „Wenn du das alles bis 1995
behältst, bist du ein reicher Mann.“
    „Kommt jetzt wieder die
Junge-aus-der-Zukunft-Nummer?“, raunt Josch und prügelt mit der Metallstange
auf Jason ein. Er war im Haus.
    „Josch, ich brauche Hilfe.“
    Es klingt ein bisschen
flehentlicher, als ich es beabsichtigt hatte.
    „Warum fragst du nicht deine tollen
Freunde?“
    „Weil sie Idioten sind.“
    „Warum hängst du dann mit denen
rum?“
    „Weil sie meine Freunde sind.“
    Josch legt den Joystick weg, zieht
eine Grimasse und steht auf. Die plärrende, mollige Musik aus dem Computer verleiht
der Situation etwas Dramatisches.
    „Ich hab keinen Bock, mich
verarschen zu lassen.“
    „Ich verarsch dich nicht.
Ehrenwort! Frag’ mich was. Was du willst!“
    „Wer gewinnt den Atomkrieg?“, fragt
Josch ohne eine Sekunde nachzudenken.
    „Die Sowjets“, sage ich mit
gespielter Trauermiene. „Danach ist ganz Europa eine postnukleare Wüste voller
Mutanten.“
    „Echt?“, staunt Josch.
    „Scheiße, nein!“, lache ich. „Der
Kalte Krieg ist in den Neunzigern Geschichte.“
    Josch lacht mit. Ich weiß nicht, ob
er mir glaubt, aber das ist ja auch viel verlangt. Wenn wir zusammen lachen, ist
das schon ein guter Anfang.
    „Erzähl mir von den neuen Star
Trek- Serien.“
    Ich hocke mich auf den Fußboden und
lege los. Ich erzähle vom Treffen der Generationen, von Captain Kirks Tod,
von Picard und Geordy. Von Data und Worf. Von den Borg . Josch hängt an
meinen Lippen wie ein Kranker am Tropf. Ich merke, dass er ins Grübeln kommt,
und lege nach. Voyager – Captain Janeway. Deep Space Nine – Captain Sisko .
Dann Star Wars . Die Klonkriege. Der junge Obi-Wan. Anakin.
Prinzessin Amidala . Josch wankt, lässt die Deckung hängen. Ich sehe, dass
die Details meiner Erzählung ihn zweifeln lassen. Er fragt sich, ob ich mir das
alles ausgedacht habe, um ihn zu verarschen. Nerdwissen ist also doch zu was
gut. Indiana Jones und der letzte Kreuzzug. Das Königreich der
Kristallschädel. Der Herr der Ringe. Das Internet. Handys. Smartphones.
Tablet-PCs . Ich rede mich in Rage. Bis Josch die Hand hebt. Er braucht eine
Pause, weil ihm der Kopf raucht. Technischer K.o.
    „Außerdem“, sagt er, „ist das hier
total gefährlich. Ich darf nicht zu viel über die Zukunft wissen. Weiß doch
jeder. Sonst hört das Universum vielleicht auf, zu existieren.“
    Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
    Seine Mutter kommt herein und
bringt uns Coca-Cola . Nachdenklich nippt Josch an seinem Glas. Ich gönne
ihm die Denkpause und halte die Klappe.
    „Okay, mal angenommen, du sagst die
Wahrheit. Was willst du hier?“
    Ich merke, dass sich mein Magen
zusammenzieht wie eine verdorrende Pflaume. Eine berechtigte Frage. Also
erzähle ich. Das Live-Aid -Konzert. Die Explosion. Die Toten. Josch macht
große Augen und drückt die Luft durch die Lippen, dass es quietscht.
    „Das ist ja total ungeil“,
resümiert er meinen Bericht.
    Die Sache mit meinem Vater habe ich
ausgespart.
    „Du musst das jemanden erzählen“,
findet er.
    „Hab ich doch“, erwidere ich.
    Josch schüttelt den Kopf:
    „Nein! Der Polizei. Dem FBI. Der
Bundeswehr.“
    „Als ob die mir glauben.“
    „Was denn dann?“
    „Ich will da hin!“, sage ich fest.
„Nach London. Ich werde mir die Sau schnappen! Und du wirst mir dabei helfen!“
    „Geil!“, findet Josch. Er lacht,
und ich lache mit.
    „Mama!“, ruft er unvermittelt.
    Ich erschrecke. Erzählt er seiner
Mutter jetzt, dass ich irre bin? Drei Sekunden später steht sie in der

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