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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Das
Radio dudelt Musik. Ganz leise, um gerade eben das gleichmäßige Geräusch des
Motors zu übertönen. Ich klettere zwischen den Sitzen nach vorn, neben Josch.
Laternen erleuchten die Autobahn. Außer uns sind fast nur Lkw unterwegs. Die
Verkehrsschilder, die Straßenmarkierungen sehen fremd aus. Deutschland liegt
bereits hinter uns.
    „Belgien“, raunt Josch wie ein
Trucker.
    Er scheint müde. Ich bin froh, dass
wir schon zwei Grenzen hinter uns haben. Und dass Bettina bei uns ist. Josch
auch? Ich frage ihn.
    „Sie ist cool“, meint er. „Aber sie
wird Fragen stellen. Was willst du ihr sagen?“
    „Die Wahrheit“, entgegne ich nach
kurzem Zögern. „Die volle irre Wahrheit.“
    Josch lacht.
    „Der Junge aus der Zukunft“,
murmelt er. „Sie wird dir kein Wort glauben!“
    „Hm“, erwidere ich nur und
schweige.
    Er hat recht. Jungs wie Josch
warten ihr Leben lang auf so etwas Irres wie… ja, wie mich. Bettina wird
glauben, ich mache mich über sie lustig. Oder dass ich sie nicht mehr alle
habe. Trotzdem genieße ich ihre Anwesenheit.
    „Soll ich mal fahren“, frage ich.
    Josch bejaht. Der nächste Rastplatz
ist nicht mehr weit. Er setzt den Blinker, wechselt die Spur. Dann geht’s raus.
    Der Rastplatz ist ein dunkler Fleck
am Waldrand. Es gibt nur ein düsteres, gemauertes Toilettenhäuschen mit ein
paar Bänken davor. Ein paar Lkw parken hier, aber kein Mensch ist zu sehen.
Bettina rührt sich, als der Motor verstummt. Schlaftrunken streckt sie sich,
reibt sich die Augen.
    „Wo sind wir?“
    „In Belgien“, gestehe ich.
    „Was?“
    Jetzt ist sie hellwach.
    „Spinnt ihr? Meine Eltern werden
mich umbringen!“
    Josch steigt aus. Danke für die
Hilfe, Mann! Ich lege mir in Gedanken die Worte zurecht, bevor ich spreche.
Das mache ich sonst nie!
    „Ich habe versucht, dir zu sagen,
dass du besser nicht einsteigst“, erinnere ich sie.
    „Scheiße“, poltert sie weiter. „Ich
dachte, ihr wollt in die Disco oder so. Belgien! Wo wollt ihr denn hin?“
    „London.“
    „London?“ Sie ringt um Fassung.
„Was ist denn in London?“
    Ich erkläre es ihr.
    „Ein Konzert? Du klaust ein Auto
für ein Konzert?“
    „Ja und nein. Ich bin der Einzige,
der dort eine Katastrophe verhindern kann.“
    „Nimmst du Drogen? Was denn für
eine Katastrophe?“
    „Ein Bombenattentat. Morgen Abend.
Auf der Bühne. Tausende werden sterben.“
    „Was soll der Scheiß? Woher willst
du das alles wissen?“
    Ich kann sie nicht ansehen bei dem,
was ich jetzt sagen werde, starre nach vorn in die Dunkelheit.
    „Ich komme aus der Zukunft. Ich bin
der Nori Greth aus dem Jahre 2012 Ich bin in meinen eigenen Körper zurückgekehrt,
um die Vergangenheit zu korrigieren.“
    Stille. Dann bewegt sich der Sitz
neben meinem. Bettina klappt ihn nach vorn, steigt aus, und wirft die Türe so
fest zu, dass die Scheiben wackeln.
    Lief doch gar nicht so schlecht,
denke ich, und lehne mich mit einem Seufzer zurück.
     
    Nach einer Minute traue ich mich
raus. Bettina und Josch sitzen auf einer Bank. Er isst, sie schmollt. Keiner
redet. Ich setze mich dazu. Mich fröstelt. Josch hat an alles gedacht.
Butterbrote, Knabbereien, Coca-Cola. Er deutet mir stumm, mich zu bedienen. Ich
lehne ab. Erst mal was klären.
    „Du bist so ein Arsch“, murmelt
Bettina, den Blick fest auf den Boden zwischen ihren Füßen gerichtet.
    „Glaubst du ihm etwa?“, blafft sie
Josch an.
    Der arme Kerl zuckt erschrocken
zusammen, aber dann nickt er und kaut weiter sein Käsebrot.
    „Na klar glaubst du ihm. Du bist ja
auch ein Spinner.“
    Das war gemein, denke ich. Aber Josch
bleibt unbeeindruckt. Er ist Schlimmeres gewöhnt.
    „In der Vergangenheit“, beginne
ich, „warst du nach heute Abend Martins Freundin.
    „Ey!“, unterbricht mich Josch.
    Ich schaue fragend.
    „Na das Raum-Zeit-Kontinuum, Mann.
Wer ist denn hier der Zeitreisende? Es ist gefährlich, wenn man zu viel über
seine Zukunft weiß. Das Universum könnte aufhören zu existieren!“
    Bettina schüttelt den Kopf und
zieht eine Schnute.
    „Pfeif drauf“, sage ich zu Josch,
und erzähle weiter.
    „Auf der Klassenfahrt am Ende des
neunten Schuljahrs seid ihr immer noch ein Paar. Wir fahren an die Loreley in
eine Jugendherberge. Es passiert gleich am ersten Abend. Martin und du, ihr
habt Streit. Weil du mit irgendeinem anderen Jungen gesprochen hast. Wer – von
wo – keine Ahnung. Martin und Jörg betrinken sich nachts heimlich in ihrem
Zimmer. Ich bin kurz dabei. Mit Klaus. Aber wir

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