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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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einen
Zirkus.
    „Nori?“
    Das soll wohl ein Scherz sein?
    „Hallo Mama.“
    Sie steht in der Haustür. Jetzt ist
so was von Zeit zum Abflug. Findet Josch auch, denn er erwidert meinen panischen
Blick nicht minder entsetzt, reißt die Tür des Polos auf und klettert auf den
Rücksitz.
    „Was machst du mit Pauls Wagen?“,
wundert sich meine Mutter. Bettina kriecht auf den Beifahrersitz. Unaufgefordert!
    „Ich erkläre dir alles, wenn ich
zurück bin, Mama“, versuche ich die Situation zu beruhigen.
    „Bist du noch zu retten? Du bist
dreizehn Jahre alt.“
    Sie kommt auf mich zu.
    „So eine verkommene Familie“, höre
ich Frau Engler noch zetern, dann ist die Tür zu und ich im Wagen. Josch kontrolliert,
ob alle Knöpfchen unten sind, während meine Mutter an die Scheibe klopft, und
ich den Motor starte.
    „Ich hab dich ganz doll lieb,
Mama“, rufe ich, und trete das Gaspedal voll durch.
     
    Braun räuspert sich.
    „Was?“, fragt Nori.
    „Sie sind zu dritt“, bemerkt er.
    „Gut aufgepasst. Und?“
    „Sie haben mich belogen. Sie
sagten, Sie wären allein nach London gereist.“
    „Doc, man verrät doch nicht seine
Freunde!“
     
    Weit kommen wir nicht. Wir rasen
die Bundesstraße entlang, die uns zu den Autobahnauffahrten bringen soll.
Niemand sagt ein Wort. Die Ereignisse des Tages gehen mir durch den Kopf. Und
es waren viele. Zu viele!
    Die Bestie muss sich unter dem Sitz
versteckt haben. Sie hat mich voll erwischt. Bettina bemerkt, dass meine Atmung
stoßweise geht.
    „Alles in Ordnung?“, sorgt sie
sich.
    Ich drossle mit stierem Blick die
Geschwindigkeit und stoppe auf dem Grünstreifen. Josch taucht zwischen den
Sitzen auf.
    „Panikattacke?“, fragt er nüchtern.
    Ich nicke stumm und ringe nach
Luft.
    „Ich fahre weiter“, beschließt er.
    Ich möchte protestieren, schaffe es
aber nicht. Wir tauschen die Plätze. Bettina setzt sich zu mir auf die Rückbank.
Sie hält meinen Arm und streichelt mich. Das scheint die Bestie zu verwirren.
Sie lockert ihren Griff ein wenig. Vielleicht ist sie genauso von Bettina
fasziniert wie ich, streckt ihre Tentakeln neugierig nach ihr aus, tastet, sucht.
Doch sie berühren – das schafft sie nicht.
    Weil Bettina ein Wesen des
Lichts ist .
    Josch bringt den Wagen auf die
Straße zurück. Beim Anfahren hat er Schwierigkeiten, aber dann läuft’s ganz
rund. Ich frage mich noch, ob er weiß, wo er lang muss. Aber hey – das ist
Josch!
    Die Abendsonne steht über der
Kiesgrube. Das sieht schön aus. Bettina summt eine leise Melodie. Die Bestie
erstarrt, als hätten die Noten sie eingefangen wie eine Drahtschlinge einen
kleinen Vogel einfängt. Ob es meine Sinne sind, die sich nach und nach an das
Geräusch des Motors gewöhnen, es ausblenden, und ich Bettinas Stimme deshalb so
klar vernehme? Oder ob sie an Mut gewinnt, lauter wird, kräftiger? Ich weiß es
nicht. Aber bald kristallisiert sie sich heraus, steht über den Dingen,
wundervoll und klar, und die Worte, die sie singt, sind nicht weniger
bezaubernd:
     
    Komm raus, heut’ Nacht.
    Der Mond bewacht,
    Wohin wir gehen,
    Kann niemand sehen.
     
    Steig ein, zu mir.
    Die Stadt ist nur Kulisse,
    Scherenschnitt, wie aus Papier.
    Im Wind Dein Haar weht
wunderbar.
    Was machst Du bloß mit mir?
    Was Du auch sagst, ich glaub es
Dir,
    Auch wenn ich’s nicht kapier’,
    Hauptsache Du bist hier.
     
    Klar, Du kannst auf einen andern
warten,
    Doch all die Guten sind schon
lange fort.
    Du und ich, wir können was
Großes starten,
    Für immer weiter finden wir es
dort.
     
    Kennst Du das auch?
    Ein neues Jahr, wie wunderbar,
    Doch alles wie bisher!
    Ich gebe zu, im Augenblick,
    Wird mir das Leben schwer.
    Komm her, steig ein,
    Ich will es sein,
    Dein erster letzter Kuss.
     
    Kennst Du das auch?
    Ich sitz’ oft da,
    Und mach’ mir klar,
    Dass alles sterben muss.
    Und heute dacht’ ich,
    Gar nicht schlecht,
    Denn dann ist endlich Schluss,
    Mit Liebe, Geld und Angst und
so,
    Und all dem ganzen Stuss!
     
    Steig ein zu mir,
    Hab alles hier,
    Was mir noch fehlt,
    Ein wenig Geld und Du.
    Los, komm schon mit,
    Ich zeig Dir, was sich in der
Nacht verbirgt.
    Entlang der Straße gibt es Orte,
wo ein Zauber wirkt.
     
    Geht klar,
    Du bist zu gut für mich, und ich
bin auch kein Held.
    Doch komm mit mir, ich zeig’ Dir
was, das Dir bestimmt gefällt.
     
    Dann gehen wir über Straßen mit
geschlossenen Augen.
     
     
    Als ich wieder wach werde, ist
Nacht. Bettina hat sich neben mir eingerollt wie eine Katze. Sie schläft.

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