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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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entfalten die Haschkekse ihre volle Wirkung.
     
    Zuerst denke ich, ich hätte was
Schlechtes gegessen. Aber warum finde ich das so lustig? Dann bemerke ich
Bettinas Augen. Ihre Pupillen sind groß wie schwarze Löcher. Sie grinst selig.
Sagt kein Wort mehr.
    „Scheiße, wir sind stoned“, höre ich
mich sagen. Wie komisch das klingt.
    „Stoned“, wiederhole ich. „Stoned.“
Die Betonung liegt auf dem d .
    Bettina prustet los, kann sich kaum
auf der Bank halten. Ich schaue aus dem Fenster. Wir rasen ja wie die Irren!
Ich muss sofort mit dem Fahrer reden.
    Aber sein Name fällt mir nicht mehr
ein.
    Wie war das gleich – ach ja!
    „Ey, Pulmoll, du bringst uns alle
um!“
    Das gibt Bettina den Rest. Sie
rutscht von der Bank auf den Boden und kriegt sich gar nicht mehr ein. Neben
ihr Josch und Aura. Sie hockt auf ihm und macht Experimente mit seinen Haaren.
Josch hat die Augen geschlossen.
    „Ich habe mit dem Redner gefahren“,
erkläre ich Aura. Sie scheint mich gar nicht zu bemerken, was ich erst lustig,
dann beängstigend finde. Ich wende mich an Flow:
    „Sag mal, siehst du mich?“
    Ich muss das jetzt wissen! Er
antwortet, aber ich bin so abgelenkt von seinen Pickeln. Sie bewegen sich auf
seiner Haut. Jetzt formen sie einen Buchstaben wie eine Gruppe Cheerleader.
Ganz dicht bringe ich mein Gesicht heran.
    „Ein W!“
    Welche geheime Botschaft mag sich
dahinter verbergen? Ich muss das mit jemandem besprechen.
    Medley spielt immer noch Gitarre.
Sandokan und Zip küssen sich. Aber Flow müsste es wissen. Schließlich sind es
ja seine Pickel. Oh, er redet immer noch auf mich ein. Ich nicke mal. Bettina
zieht sich an mir hoch, will zurück auf die Bank. Sie hat es fast geschafft,
als ein weiterer Lachkrampf sie hinwirft.
    „Und deshalb“, schmuggeln sich
Flows Worte in mein Gehirn, „wird hier eines Tages alles voll mit
Plastiklöffeln sein.“
    Ich schaue raus auf die Felder
jenseits der Leitplanken. Flow ist mein bester Freund. Er muss die Wahrheit
erfahren.
    „Ich habe meinen Vater auf dem
Gewissen“, erkläre ich.
    „Und er kommt aus der Zukunft“,
lacht Bettina.
    Sandokan fragt mich, ob ich mit ihm
knutschen möchte. Ich überlege einen Moment, lehne dann aber dankend ab.
    „Bist du ein Mensch oder eine
Maschine?“, fragt Flow.
    Eine wirklich gute Frage.
    „Ich weiß es nicht“, gestehe ich
wahrheitsgemäß.
    Mal ehrlich, wer weiß das schon mit
Bestimmtheit?
    „Und was willst du hier?“, hakt er
nach.
    „Ich bin hier wegen der Bombe!“,
flüstere ich verschwörerisch. „Aber – pst!“
    Er steht auf und setzt sich auf den
Beifahrersitz neben Wick. Josch kommt zu mir. Seine Haare sehen geil aus. Wo
ist Aura? Sie hält Bettina in den Armen wie eine Amme. Josch sieht jetzt gar
nicht mehr aus wie Millhouse. Ich muss ihm von den Simpsons erzählen.
    „Ich werde sie heiraten“, haucht
Josch.
    „Ja, Mann“, presse ich hervor und
freue mich mit ihm. „Ja, ich weiß.“
    Wir umarmen uns und klopfen uns auf
die Schultern.
    Der gute alte Josch. Für ihn alles
Glück der Erde.
    Wick ruft etwas. Zip lässt von
Sandokan ab, beugt sich über den Sitz zu Josch und mir.
    „Passt auf, Jungs“, beginnt er
ernst. „Wir müssen euch jetzt verstecken.“
    Ich mag verstecken. Dann sieht mich
keiner. Wir folgen ihm nach hinten. Hier sind zwei Bänke eingebaut, die man zu
einem Bett umfunktionieren kann. Ich klappe eine der Sitzflächen nach oben.
    „Da passen wir doch nie rein.“
    „Nein“, gibt Zip mir recht. „Aber
da.“
    Er betätigt irgendeinen Mechanismus
und kippt die ganze Bank nach vorn. Ein doppelter Boden! Genial. Es wird eng,
aber es wird gehen.
    „Du bist Han Solo“, kichere ich.
    „Du hier, Josch unter die andere
Bank. Bettina kommt unter die Spüle. Alles klar?“
    Ich klettere rein. Josch winkt mir.
    „Ich habe Hunger“, bemerke ich.
    Zip verabschiedet mich mit
erhobenen Daumen und klappt zu.
    Dann bin ich allein. Es ist eng und
dunkel. Das Brummen des Motors ist laut, die Stimmen meiner Freunde leise und
dumpf. Ich kann mich kaum rühren, geschweige denn die Beine strecken.
    Hoffentlich geht es Josch gut.
Bettina. Ich würde gern nur kurz nach ihr sehen. Vorsichtig drücke ich gegen
die Bank. Sie rührt sich nicht. Ich bin eingesperrt!
    Das Atmen fällt mir schlagartig
schwerer. Die Dunkelheit flackert mir vor den Augen. Wie lange soll ich denn
hier drin bleiben? Ob die Luft reicht? Hoffentlich fährt Wick die Karre nicht
ins Meer.
    Hier drin ist es wie in einem
scheiß Sarg.

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