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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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mir einen Kaffee besorgt.
    „Alte Leute brauchen das morgens“,
scherzt sie. Wie recht sie hat.
    „Wir sind gut in der Zeit“, weiß
Josch und schiebt sich einen Cracker in den Mund. Ich kann nichts essen. Heute
ist der Tag! Bettina scheint meinen Kummer zu spüren und streichelt meinen Arm.
Ich danke es ihr mit einem Lächeln.
    „Unsere Eltern sind bestimmt schon
ausgeflippt!“, schmatzt Josch.
    „Auf jeden Fall“, bestätige ich und
nehme doch einen Cracker.
    „Wir könnten sie anrufen“, meint
Bettina. „Ihnen sagen, dass alles okay ist. Dass wir morgen zurück sind.“
    Ich schweige.
    „Wir sind doch morgen zurück,
oder?“
    „Auf jeden Fall“, bestätige ich.
    Bettina springt auf.
    „Ich habe da hinten eine
Telefonzelle gesehen. Kommt einer mit?“
    Keiner will.
    „Ich sage meinen Eltern, sie sollen
Euren Bescheid geben.“
    Sie huscht davon.
    „Du bist dir nicht sicher“, sagt
Josch.
    Ich blicke auf.
    „Womit?“
    „Dass wir Morgen wieder zuhause
sind. Das sehe ich dir an.“
    Ich nicke stumm und nippe an meinem
Kaffee.
    „Warum?“, will er wissen.
    „Weiß nicht. Ich bin der Einzige,
der von der Bombe weiß. Van Schewick wird auf der Bühne sein. Ich habe keine
Idee, was wir machen sollen. Und wenn wir es nicht rechtzeitig hinbekommen…“
    „Platzt die Bombe!“, beendet Josch
meinen Satz.
    Ich nicke.
    „Es tut mir leid, dass ich früher
so kacke zu dir war, Josch.“
    „Bist du doof?“, grinst er.
    „Ehrlich“, bekräftige ich. „Alleine
wegen dir hat sich die Reise schon gelohnt.“
    Josch lacht, und Kekskrümel fliegen
aus seinem Mund.
    „Hör auf! Kaufst du mir gleich
Blumen oder was?“
    Ich lache mit.
    Er wird wieder ernst:
    „Willst du sie wirklich mitnehmen?
Ich meine, es ist riskant.“
    Daran habe ich noch gar nicht
gedacht.
    „Was willst du machen? Sie
hierlassen?“, frage ich.
    Er nickt.
    „Zugegeben, hier ist nicht der
tollste Platz der Welt. Aber sie wäre außer Gefahr.“
    Josch hat recht. Aber trotzdem.
    „Sie würde uns dafür hassen“, weiß
ich.
    „Nicht, wenn wir es nicht
hinkriegen. Mann, wir könnten heute alle sterben!“
    „Niemand stirbt heute!“, sage ich
mit aller Überzeugung, die ich aufbringen kann.
    „Abgemacht!“, bestätigt Josch.
    Bettina kommt zurück. Sie sieht
bedrückt aus.
    „Und?“, fragt Josch.
    „Mein Vater ist total
durchgedreht“, seufzt sie. „Er sagt, die Polizei sucht nach uns. Es hat sich in
rasender Geschwindigkeit rumgesprochen, dass wir den Wagen genommen haben.“
    „Frau Engler“, raune ich.
    „Deine Mutter“, fährt Bettina fort,
„hat sofort meine Eltern und Josch’s Mutter verständigt. Sie sind alle krank
vor Sorge.“
    Ich versuche, die Last auf ihren
Schultern etwas leichter zu machen:
    „Wir sind bald zurück. Wenn wir
erklären, warum wir das getan haben, werden sie es verstehen.“
    „Vorausgesetzt, es gibt ihn
wirklich, deinen Attentäter“, haucht Bettina.
    „Du glaubst mir nicht?“ Die Frage
kommt mir lauter über die Lippen, als ich es wollte.
    „Komm schon, Nori“, hält sie
dagegen. „Es ist schon allerhand, was du uns hier auftischst. Da müssen ein
paar Zweifel erlaubt sein.“
    Ich sage nichts mehr, weil sie
recht hat. Aber ihre Worte kränken mich trotzdem.
     
    Wir setzen schweigend unser
Frühstück fort und hängen unseren Gedanken nach, bis ein Fremder zwischen den
parkenden Autos hervortritt. Seine Augen sind hinter einer verspiegelten
Sonnenbrille versteckt. Blondierte, wirre Haare. Bartstoppeln im bleichen
Gesicht. Enge schwarze Kleidung. Die Schnallen seiner Stiefel klirren bei jedem
Schritt. Eine Armeslänge entfernt von uns stoppt er. Keiner sagt ein Wort. Mit
einer theatralischen Bewegung nimmt er die Brille ab und richtet seine blauen
Augen auf Bettina. Er ist nicht viel älter als wir. Höchstens zwanzig. Ich muss
unvermittelt an Kiefer Sutherland in The Lost Boys denken.
    „Au weia“, flüstert Josch.
    „Hey“, sagt der Fremde und lächelt
ein Raubtierlächeln.
    „Hi“, piepst Bettina, sichtlich
beeindruckt.
    „Was geht ab“, frage ich.
    Der feste Klang meiner Stimme
überrascht mich:
    „Geiler Anzug.“
    „Ja.“
    Was soll ich sagen? Es ist
ein geiler Anzug!
     „Ich bin Zip“, stellt er sich vor
und fischt eine Zigarette hinter seinem Ohr hervor.
    „Zip?“, wiederhole ich.
    „Yep.“ Er hält uns sein
Benzinfeuerzeug hin.
    Okay, verstanden.
    „Was können wir für dich tun,
Zip?“, frage ich weiter.
    Meine kühle Art scheint ihn nicht
zu

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