Makers
Planungs- und Produktionskette.« 23
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Internet selbst. Jeder von uns erlebt das Internet anders. Wenn wir die Websites großer Internethändler wie Amazon besuchen, wird die Startseite speziell für uns angepasst. Sie zeigt dann das an, von dem die Algorithmen der Website annehmen, dass wir es mögen. Selbst auf Seiten mit statischen Inhalten sind die Werbeanzeigen unterschiedlich. Sie werden durch Software eingefügt, die unser Verhalten in der Vergangenheit auswertet und unsere zukünftigen Handlungen vorhersagt. Wenn wir durchs Internet surfen, durchsuchen wir es eigentlich. Dabei benutzen wir nicht nur unterschiedliche Suchbegriffe, sondern jeder Nutzer erhält mit denselben Suchbegriffen unterschiedliche Ergebnisse, je nach persönlicher Suchhistorie.
Carpo schreibt: »Das ist, vereinfacht ausgedrückt, die goldene Formel, die Google zu einem sehr reichen Unternehmen gemacht hat. Variabilität, die in einer traditionell mechanischen Umgebung zum Problem werden konnte … wurde in der neuen digitalen Umgebung zu einem Aktivposten – sogar zu einem der gewinnträchtigsten.«
Information enthalten
Maßgeschneiderte Anzüge und Bauernmärkte gab es schon immer. Was ist jetzt anders? Die einfache Antwort lautet: Die Heimwerkerkultur traf plötzlich auf die Internetkultur, und digitales Design bildet die Schnittstelle zwischen diesen beiden Kulturen: materielle Produkte, die zunächst auf dem Bildschirm entstehen.
Ein Blick in einen Apple-Store genügt schon: All die glänzenden Objekte, alle wunderschön gestalteten und produzierten Stücke aus Titan, hochwertigem Kunststoff und Schaltkreisen begannen ihre Existenz irgendwo auf einem Bildschirm. Dasselbe gilt für einen Nike-Store oder einen Autohändler.
Materielle Produkte sind immer öfter nur digitale Information, die mit Robotertechnologie wie CNC-Fräsen und Bestückungsautomaten, die Leiterplatten drucken, in eine physische Form überführtwerden. Diese Information besteht aus einem Entwurf, der in Anweisungen für automatisierte Produktionsanlagen übersetzt wird. Man könnte sagen, dass Hardware heutzutage überwiegend aus Software besteht und Produkte kaum mehr sind als geistiges Eigentum, das in Konsumgüter integriert wird. Dabei kann es sich um Code handeln, der Standardchips in Kleingeräten steuert, oder Dateien mit 3-D-Entwürfen, die eine Produktionslinie steuern.
Je mehr Produkte zu Information werden, umso mehr kann man sie wie Information behandeln: Sie können von allen gemeinschaftlich erzeugt, online und weltweit veröffentlicht, neu zusammengestellt oder völlig überarbeitet werden, sie können verschenkt oder auch geheim gehalten werden. Kurz: Atome sind die neuen Bits, weil sie immer mehr zu Bits gemacht werden .
Das Ergebnis ist, dass wir heute das erleben, was Joseph Flaherty, der Autor des Replicator-Blogs, das »mooresche Gesetz der Atome« nennt. Das originale mooresche Gesetz, benannt nach dem Intel-Ingenieur Gordon Moore, beschreibt die Verdopplung der Rechenleistung pro Dollar alle 24 Monate, von der die Computerindustrie seit den 1970er-Jahren geprägt wurde. Dieses exponentielle Wachstum ist eine Folge der sogenannten »zusammengesetzten Lernkurve«: Bahnbrechende Entwicklungen in der Halbleiterforschung gibt es häufig (etwa alle drei Jahre). Sie bauen jeweils aufeinander auf und erhöhen so die Fortschrittsgeschwindigkeit erheblich.
Warum kommt es dann nicht in allen Branchen so schnell zu Fortschritten? Weil die wissenschaftliche Forschung über Halbleiter noch relativ jung ist. Sie basiert auf den Durchbrüchen in der Quantenmechanik- und Materialforschung des frühen 20. Jahrhunderts, einer bemerkenswerten Zeit voller Entdeckungen, die einen völlig neuen Teilbereich der Physik eröffneten. »Es gibt viel Spielraum nach unten«, lautet ein berühmtes Zitat von Richard Feynman über die atomare Ebene der Materie, und wir sind immer noch dabei, diesen Spielraum auszuloten.
Die industrielle Entsprechung hiervon ist nicht mit einer völlig neuen Physik vergleichbar. Es handelt sich dabei nur um die Kombination von Technologien, die das originale mooresche Gesetz uns beschert hat: Computer, digitale Information, das Internet und, vor allem, miteinander verbundene Menschen.
Remix der materiellen Welt
Wie umfangreich diese Veränderungen sind, wird leicht unterschätzt, denn auf den ersten Blick scheint sich der Herstellungsprozess nicht sehr verändert zu haben. Mein Großvater
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