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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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rannen ihm an den Schläfen hinunter. Unvermittelt straffte er seinen Körper und richtete sich auf, als habe er allen Mut zusammengenommen. »Der Kontoinhaber ist vermutlich Enrico Cardone. Und der ist ja nun leider vorzeitig von uns gegangen.«
    Im Arbeitszimmer herrschte eisige Stille. Don Grasso tat einen tiefen Zug an seiner Zigarre und starrte scheinbar gelassen zur Decke. Obwohl er die ungeheuerliche Nachricht regungslos zur Kenntnis nahm, fühlten die beiden Paten, dass die Atmosphäre zum Zerreißen angespannt war. Der
Capo dei Capi
schwieg und rauchte. Massimo und Santorini beobachteten nervös Don Grasso, bis der sich mit einem Seufzer aus dem Sessel stemmte und zu seinem Schreibtisch ging. Er klappte seinen Laptop auf und aktivierte mit einem Tastendruck den Bildschirm. Nach wenigen Sekunden gab er einige Befehle ein und studierte die Zahlenkolonne. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und der Blick verengte sich. Seine frostige Miene ließ die beiden Paten erstarren, als er den Rechner wieder abschaltete.
    »Dann reden wir über dreihundertzweiundachtzig Millionen Dollar«, sagte er mit gespielter Freundlichkeit. »Ist dir das bewusst, Bettino?« Sein sachlicher Ton klang, als sei ein Schmiedehammer wuchtig auf einen Amboss aufgetroffen.
    »Wir werden das wieder in den Griff bekommen, Romano«, versuchte ihn Santorini mit einem Anflug von Panik in der Stimme zu besänftigen. »Wir müssen nur schnell handeln. Ich bin der Meinung, wenn Perlaquale sich mit …«
    »Es geht nicht darum, ob ihr das wieder in den Griff bekommt oder nicht,
amici
«, unterbrach ihn Grasso kalt. »Wir reden auch nicht darüber, was Perlaquale tun könnte. Es geht darum, dass ihr beide seit einiger Zeit unverzeihliche Fehler begeht. Ist euch überhaupt nur ansatzweise klar, was der Diebstahl dieses beschissenen kleinen Anwalts bedeutet?«
    Massimos und Santorinis Mienen wirkten wie versteinert. Sie wagten kaum noch zu atmen.
    »Ich werde es euch sagen«, fuhr der Patrone fort. »Die Bürgschaften der Gruppo Agosto sind nicht mehr gesichert. Du, Massimo …« Grasso deutete auf den dicken Paten, der wie vom Donner gerührt die Augen aufriss. »Du solltest es am besten wissen, was passieren wird. Ein Zig-Milliarden-Dollar-Konzern wird innerhalb weniger Tage in die Pleite rasen! Es wird ein europaweites Erdbeben geben, bei dem kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Die Regierung wird von der Presse auch im Namen der Steuerzahler zerfleischt.« Er bedachte die beiden Paten mit einem angeekelten Blick. »Macht euch keine Illusionen, einige Minister werden alles tun, um ihren Untergang nicht ungerächt zu lassen. In eurer Haut möchte ich nicht stecken.«
    »Darüber mache ich mir weniger Sorgen. Minister fallen doch wie Butterbrote … gewöhnlich auf die gute Seite. Weshalb sollen die Bürgschaften nicht mehr gesichert sein, es war doch das Geld der Dreizehn! Unser Geld!«
    »Blöde bist du auch noch«, donnerte Grasso. »Du meinst also, die Dreizehn verzichten großmütig auf ihr Geld, weil ihr beide einen dummen Fehler gemacht habt?«
    Santorini hob abwehrend die Hände, und aus Massimos Körper schien die Luft zu entweichen, denn er sackte immer mehr in sich zusammen.
    Don Grassos Mundwinkel bebten. »Dafür muss ich geradestehen! Ich werde meinen Freunden im Ministerium nicht sagen: Tut mir leid ihr Lieben, eure Dollars sind nicht mehr da. Dafür werden sie kein Verständnis haben. Oder wollt ihr beide das Geld auftreiben?«
    »Unser Geld ist auch weg«, begehrte Massimo niedergeschlagen auf. »Wir sind genauso bestohlen worden wie alle anderen.«
    »Wenn ich euren Anteil abziehe, muss ich immer noch dreihundertzwanzig Millionen kurzfristig für die Agosto-Bürgschaftskonten aufbringen.«
    Don Santo versuchte etwas zu sagen, brauchte aber mehrere Anläufe, um endlich einen vernünftigen Satz herauszubringen. »Roberto Cardone wird garantiert der Erbe sein, und dann …«
    »Was dann?« Grasso schnitt ihm rüde das Wort ab und bedachte ihn mit einem mörderischen Blick. »Also …?«
    »Perlaquale muss sofort informiert werden«, stotterte Santorini. »Bevor … ich meine … wenn die Sache aufs richtige Gleis gestellt wird, dann …« Er stockte, als er in Grassos Augen sah. Hilfesuchend blickte er zu seinem Freund Licio. »Stimmt etwas nicht …? Du hast mir doch vor ein paar Tagen selber gesagt, dass Enricos Bruder bereits im Visier ist. Bist du nicht auch sicher, dass wir das Geld wieder zurückkriegen?«
    Massimo

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