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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Interesse, die Hintergründe des Mordes an Cardone zu beleuchten.«
    »Wie wäre es, wenn Sie den Begriff vitales Interesse konkretisieren? Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«, antwortete d’Aventura ebenso leise.
    »Helfen?« Fessoni lachte auf. »Ja, d’Aventura, das ist eine gute Idee! Wobei denn?«
    Der Comandante zuckte unbestimmt mit den Schultern, während er das Mienenspiel zwischen den beiden Agenten aufmerksam beobachtete. »Bei der Aufklärung darüber, was Cardones Funktion war.«
    »Soweit ich weiß, kursieren in Palermo allerhand Spekulationen!«, bemerkte Fessoni mit unüberhörbarem Sarkasmus. »Der ermordete Anwalt soll viel Geld verschoben haben.«
    D’Aventuras Nerven standen schlagartig unter Starkstrom. Endlich hatte Colonnello Fessoni das Gespräch in die Richtung gebracht, auf die es ihm ankam. »Soweit wir wissen«, sagte der Comandante, »war Cardone Rechtsanwalt und machte üble Geschäfte mit der Großindustrie.«
    »Ob übel oder nicht, dürften Sie kaum beurteilen können.«
    »Quatsch!«, fuhr d’Aventura Fessoni über den Mund. »Sie halten mich wohl für einen Idioten! Ich kann Ihnen die Funktion dieses sauberen Zeitgenossen gerne präzisieren. Er war Consigliere des größten Mafiapaten Italiens: Romano Grasso, Waffenschieber, Drogenbaron und gerngesehener Gast im Verteidigungsministerium.«
    »Sind Sie von Beruf Hellseher, oder neigen Sie eher zum Kaffeesatzlesen?«, erwiderte Fessoni mit einem maliziösen Lächeln.
    »Zu beidem, aber um sicherzugehen, überprüfen alle meine zweiundvierzig Ermittler in Palermo jedes Ergebnis noch einmal anhand von Tarotkarten. Hilft das auch nicht, beten wir zur Jungfrau Maria.«
    »Verscheißern können wir uns alleine«, schaltete sich Casagrande wütend ein. »Sie sind also im Grunde hinter einem honorigen Ehrenmann her? Was glauben Sie denn noch alles zu wissen?« Casagrande blickte d’Aventura mit wutverzerrter Miene an. »Ihr Chef Minetti sagte so etwas. Sie wollen ein großes Fass aufmachen, wie man hört.«
    »Sie haben mit Minetti gesprochen?«, fragte d’Aventura scheinbar überrascht.
    »Er ist, wie wir gehört haben, ein wenig besorgt. Er sagt, Sie neigen dazu, übers Ziel hinauszuschießen«, meinte Fessoni grinsend.
    »Ach? Sagt er das? Interessant … Hat er noch mehr über mich erzählt?«
    »Und was haben Sie jetzt vor, Signor d’Aventura?«, erkundigte sich Fessoni, ohne auf die Frage einzugehen.
    »Ich werde Roberto Cardone aufsuchen. Ich bin sicher, dass ich von ihm Substanzielleres erfahre als von Ihnen.«
    »Überflüssig! Der Mörder ist bekannt. Es gibt nichts, was für Sie und Ihre Leute in Palermo noch von Interesse wäre.«
    D’Aventura wollte gerade antworten, als der Kellner kam und mit gezücktem Block und Kugelschreiber fragend auf die Männer blickte.
    »Prego, desidera Signori …«
    »Ich nehme vorerst die
rigatoni spazzacamino«,
murmelte d’Aventura. »Die habe ich noch nie gegessen.« Er reichte die Speisekarte zurück und legte seine Zigaretten auf den Tisch.
    »Dreimal«, vervollständigte Casagrande die Bestellung mit einem Blick zu seinem Geheimdienstkollegen, der zustimmend nickte. »Dazu
acqua minerale gassata e tre bicchieri di vino.«
    »Rauchen ist verboten!«, bemerkte der Ober mit einem Blick auf die Zigarettenschachtel.
»Bianco? Rosso?«,
fragte er kurz angebunden.
    »Sollen wir besser gleich eine Flasche Montepulciano nehmen?«, fragte Fessoni in die Runde. Man war damit einverstanden.
    Der Blick des Comandante aus Sizilien wanderten zwischen den beiden Agenten hin und her, und es kam ihm so vor, als hätten die beiden die Dramaturgie des Gesprächsverlaufs vorher genau abgestimmt. Casagrandes Äußerungen hatte er vor drei Tagen aus Minettis Mund gehört, und damit war für ihn klar, dass sich hinter seinem Rücken etwas zusammenbraute. Er nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen. »Für unsere Einheit in Palermo«, sagte er, »ist noch eine ganze Menge von Interesse. Schließlich sind wir die ermittelnde Behörde. Dass wir den Mörder kennen, ist eine Sache, dass für uns damit die Ermittlungen erst beginnen, die andere. Sforzano ist meiner Meinung nach nur ein unbedeutender Handlanger. Eine der wichtigen Fragen ist: Hat sich Sforzano aus krankhafter Profilierungssucht dabei filmen lassen …«
    »Oder?«, knurrte Colonnello Fessoni und kniff die Augen zusammen.
    »… oder hatte irgendjemand ein politisches Interesse und deshalb die Tat auf dramatische Weise inszeniert, weil er

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