Mala Vita
einige hochrangige Politiker mit im Boot sitzen.«
Es war d’Aventuras Miene anzusehen, dass ihn Pontis Äußerung zutiefst befriedigte. Doch bevor er etwas erwidern konnte, sprach Ponti weiter.
»Auch wir sitzen im gleichen Boot. Man hat mich ebenso kaltgestellt wie Sie. Und wie Sie habe ich das Bedürfnis, diesen Sumpf trockenzulegen. Das führt mich zu einer wichtigen Frage.«
»Legen Sie los!«, erwiderte d’Aventura und beugte sich gespannt vor.
»Ich weiß, Venaro und Sie verstehen sich gut«, begann Ponti seufzend. »Können Sie sich auf ihn und seine Verschwiegenheit verlassen? Mit anderen Worten: Ist er Ihnen gegenüber loyal?«
»Ja.«
»Sollten Sie Ihren Urlaub dazu nutzen, weitere Ermittlungen anzustellen, würde das die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Commissario Venaro nicht stören, oder?«
»Im Gegenteil, Signor Procuratore.«
Ponti runzelte die Stirn, als denke er nach. »Sie haben die ausdrückliche Genehmigung vom obersten Ankläger Italiens, Generalstaatsanwalt Dottore Silvio Santapola.«
Der Comandante sah überrascht auf und starrte Ponti mit offenem Mund an. »Wer weiß noch davon?«
»Nur Sie, Dottore Santapola und ich.«
»Tsss …« D’Aventura grinste und blickte aus dem Fenster der Cafébar. »Ist es bekannt, dass der Antimafiabehörde und insbesondere mir der militärische Geheimdienst im Nacken sitzt?«
»Ja. Ich will offen sein«, bestätigte Ponti die Frage. »Als ich Ihren Bericht gelesen hatte, natürlich auch den Teil über die Ereignisse im Albergheria-Viertel, in dem Sie überfallen wurden, stand für mich fest, dass die beiden Geheimdienste SISMI und SISDE sich nicht nur bis aufs Messer bekämpfen, sondern einen gemeinsamen Gegner haben: die Antimafiabehörde. Das macht die Sache besonders delikat. Es geht nicht nur um einen banalen Machtkampf, sondern es geht um die Wahl des Ministerpräsidenten und damit um die Neuausrichtung der Geheimdienste. Sie sollen zusammengelegt werden. Man handelt hinter den Kulissen bereits mit Namen hinsichtlich des neuen Chefs. Der Fall Cardone ist dabei das Zünglein an der Waage.«
»Keineswegs nur ein Zünglein«, widersprach d’Aventura. »Er ist der Schlüssel zur Entlarvung krimineller Machtpolitik.«
»Ich wollte es nicht so pointiert sagen. Jedenfalls war mir sofort klar, dass ich diese Sache nicht weiter verfolgen würde. Daran konnte ich mir als untergeordneter Staatsanwalt nur die Finger verbrennen. Wie ich bereits sagte, wandte ich mich zunächst an den Oberstaatsanwalt mit der Bitte, Colonnello Fessoni und diesen Maggiore Casagrande einvernehmen zu dürfen. Der unbekannte Tote, der angeblich Monti heißen soll, ist nirgends registriert. Diese Tatsache legte den Gedanken nahe, dass auch er dem Geheimdienst angehörte. Für mich ist völlig klar, dass Monti in engem Zusammenhang mit dem Mord an Cardone steht. Leider wurde mir das Verhör, um das ich ersuchte, untersagt, was mich zusätzlich stutzig machte.«
»
Porca miseria!
Fessoni und Casagrande kriegen Sie nie vor die Flinte«, unterbrach d’Aventura den Staatsanwalt. Er winkte dem Kellner und bestellte zwei weitere Cappuccino. »Agenten verschanzen sich stets hinter dem Schutz ihres Dienstes.«
»Es war einen Versuch wert. Nachdem der Oberstaatsanwalt die Vorladung von Colonnello Fessoni, Casagrande, Romano Grasso und Oberst Pallardo kategorisch ablehnte, hatte ich die Bestätigung, dass Ihre Thesen im Bericht ins Schwarze treffen. Aus diesem Grunde habe ich mich ohne Wissen des Oberstaatsanwalts mit dem Chefankläger in Rom in Verbindung gesetzt. Der Generalstaatsanwalt hat mich kurz vor unserem Treffen mit Minetti telefonisch informiert. Sie machen weiter, d’Aventura! Sie berichten ab sofort direkt an Dottore Santapola in Rom.«
D’Aventura stand auf und holte die beiden Cappuccino, die bereits auf dem Tresen standen. Er stellte eine Tasse vor Ponti auf den Tisch und sagte: »Ich muss damit rechnen, dass man mich observiert.«
»Ich weiß.«
»Das wird nicht einfach, Signor Procuratore.«
»Wie verfahren wir weiter?«, fragte Ponti und leckte den Schaum vom Löffel ab.
»Sie meinen, was ich als Nächstes tun werde?«
Ponti nickte, spitzte die Lippen, nahm einen vorsichtigen Schluck und steckte sich den Amarettokeks, der am Tellerrand lag, in den Mund.
»Ich muss schnellstens wieder nach Bologna und mit Carlo Alberti sprechen.«
»Alberti … Alberti. Wer ist das doch gleich noch mal?«
»Der Mitbewohner und Dichterkollege von Roberto Cardone. Nur
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