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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Bevölkerung so massiv verunsichert, dass man mir die nachhaltige Klärung übertragen hat. Man ist sich sicher, dass die Lösung des Problems nicht nur in Sizilien zu suchen ist.«
    »Na und?« Minetti war ungehalten. »Der Minister hat Ihnen keinen Freibrief erteilt, nach Gutdünken Beamte aus ganz Italien anzufordern. Sie benehmen sich wie ein toskanischer Stier.«
    »Ich glaube, Sie verwechseln unsere Einheit mit einem Carabineriposten, der gewöhnliche Mordfälle aufzuklären hat. Haben Sie den Bericht vom SISDE gelesen?«
    »Ich war bis gestern in Rom«, erwiderte Minetti ausweichend. »Sobald ich dazu komme, werde ich mich um die geheimdienstlichen Dossiers kümmern.« Dann zog Minetti ein Blatt aus der Tasche und las laut vor. »Zwei Beamte aus Genova, vier aus Firenze, drei aus Roma, einen aus Bergamo und drei aus Napoli. Haben Sie einen blassen Schimmer, was das kostet? Allein die Unterbringungskosten! Wie soll ich das dem Ministerium erklären?«
    D’Aventura schüttelte missbilligend den Kopf. »Man könnte sie in der Jugendherberge unterbringen«, bemerkte er lapidar. »Fragen Sie doch einmal beim Herbergsvater nach, verehrter Questore. Bei Ihrem guten Draht zu ihm kriegen sie bestimmt Rabatt.«
    »Genug mit diesen Unverschämtheiten! Ich rufe Sie hiermit letztmalig zur Ordnung, Comandante! Sie haben einen Stab von mehr als zweiundzwanzig Mitarbeitern, Ihren Adlatus Venaro nicht mit eingerechnet. Ich habe veranlasst, dass die Beamten bleiben, wo sie sind. Wir haben in unseren Abteilungen hervorragende Männer und brauchen niemanden von außen.«
    »Oh doch!«, widersprach d’Aventura. »Ich habe die Leute angefordert, weil sie über Erfahrung und weitreichende Kenntnisse auf dem Gebiet internationaler Kapitalströme und Geldwäsche verfügen. Sie haben internationale Kontakte, gerade zu Bankkreisen, die in Europa und den USA auf der schwarzen Liste stehen.«
    Minettis Antwort war ein abfälliger Blick, und er wendete sich brüsk ab. Doch einen Wimpernschlag später schien er sich anders entschieden zu haben, und er antwortete: »Ich habe mich mit Oberst Pallardo bereits heute Vormittag abgestimmt. Geldwäsche ist nicht unser Thema, wir reden hier über einen Mord, begangen von einem Mitglied der Mafia. Haben Sie das endlich verstanden?«
    D’Aventura wurde blass. Stocksteif stand er vor dem Schreibtisch. Seine Backenmuskeln traten als dicke Wülste hervor. »Pallardo oder, besser gesagt, das Innenministerium kann keinen Rückzieher machen. Jedenfalls vorläufig nicht, solange der Druck der Öffentlichkeit so groß ist. Es mag zynisch klingen, aber nur diesem grauenhaften Verbrechen habe ich es zu verdanken, dass mir eine einmalige Chance geboten wird, in der Ehrenwerten Gesellschaft aufzuräumen. Und glauben Sie mir, Signore, ich werde die Gunst der Stunde nutzen.«
    Minetti sprang auf. Das Blut war ihm in den Kopf geschossen und seine Lippen bebten. »Sie halten sich an meine Anweisungen und stimmen jeden einzelnen Schritt und jede geplante Aktion in dieser Sache mit mir ab! Sollten Dienstreisen über zweihundert Kilometer anfallen, d’Aventura, dann wissen Sie, wie man Reiseanträge ausfüllt. Und wenn jemand mit Oberst Pallardo Abmachungen trifft, dann bin ich das und nicht Sie! Bevor Sie nicht meine Unterschrift haben, entscheiden Sie keinen Deut! Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ist angekommen«, schnauzte d’Aventura zurück. »Welche Maßnahme also schlagen Sie vor?«
    »Was haben wir über diesen Bruno Sowieso …«
    »Sforzano.« D’Aventura zog aus einem Schnellhefter ein Farbfoto heraus und warf es auf den Tisch. »Bruno Sforzano, geboren 12 . Januar 1978 in Prizzi. Vorbestraft. Verschiedene Kleindelikte, Raubüberfall, der ihm nicht nachgewiesen werden konnte. Lebte bis vor kurzem entweder bei seiner Schwester in Caltabellotta oder in Ficcuzzi bei einem Freund.«
    »Großfahndung! Alarmieren Sie die Carabinieri in den Kasernen. Wir werden den Kerl in den Bergen einkesseln. Wenn wir das richtig organisieren, kriegen wir ihn im Handumdrehen.«
    »Wie Sie wünschen, Questore.« D’Aventura lächelte kalt, winkte seinem Assistenten und verließ das Büro.

[home]
Die Fahndung
    C omandante d’Aventura und Commissario Venaro brüteten im kargen Büro des Carabinieripostens von Caltabellotta über Ortsplänen und Landkarten der rauhen und menschenfeindlichen Bergregion. Um einen großen Kartentisch, auf dem generalstabsmäßig die zu durchsuchenden Gebiete ringförmig markiert waren,

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