Mala Vita
talvolta più presto si pente!«,
frozzelte d’Aventura und raunte Venaro zu: »Fehlt nur noch das Hackenknallen und der Faschistengruß.«
»Ich darf wohl bitten«, fuhr Staatsanwalt Ponti dazwischen. »Halten Sie sich mit Beleidigungen zurück, d’Aventura! Ich kann Ihre Frustration sehr gut verstehen, aber was zu weit geht, geht zu weit.«
Der Questore hatte d’Aventuras Bemerkung anscheinend überhört. »Ich brauche von Ihnen keinen Ratschlag«, sagte er, »was ich wann und auf welche Weise bewerten muss.« Dann richtete er das Wort an Venaro, der augenblicklich ernst wurde. »Sie übertreiben genauso wie unser lieber d’Aventura. Was bitte sollen Ihre Ausführungen beweisen? Sie versuchen mir mit blumigen Worten Gesellschaftskritisches zu verkaufen. Ich wette, Sie werden mir gleich eine ähnlich rührende Geschichte aus den Bergen erzählen wie Ihr Chef.«
»Die Geschichte ist nicht so rührend, wie es sich anhört. Dafür genauso interessant, weil es da noch eine andere Seite gibt.«
»Sie spannen mich auf die Folter, werter Venaro. Lassen Sie mich an Ihren Gedanken teilhaben!«
»Es sind die Frauen, die uns gerade bei Verbrechen wie im Mordfall Cardone erhebliche Probleme bereiten. Sie hüten die Geheimnisse der Mafia. Sie sind es auch, die ihre Söhne decken und schweigen, und sie entscheiden, ob eine Vendetta weitergeht oder nicht. Mütter greifen heute machtvoller denn je ins Geschehen ein und lassen sich eher umbringen, als ihre Männer und Söhne zu verraten. Bei einem Kerl wie Cardone, der möglicherweise zur Gefahr für die Existenz vieler wird, nehmen die Frauen, wenn auch trauernd und leidend, sogar die Verhaftung ihrer Söhne hin. Sie stiften zwar in der Kirche Kerzen, wenn ein Verräter rechtzeitig das Zeitliche segnet, erfahren werden Sie bei Ihren Ermittlungen trotzdem nichts. Und nicht zuletzt aus diesem Grunde werden wir hier ohne Ergebnis abrücken.«
»Lassen Sie es mich weniger theoretisch ausdrücken«, unterbrach d’Aventura seinen jungen Assistenten und wandte sich an seinen Chef. »Hier oben gibt es für uns keine Arbeit. Wenn es Streit gibt, sieht man ihn nicht. Kein Mensch ruft die Polizei. Noch weniger wenden sich die Betroffenen an die Gerichte, die zehn oder zwanzig Jahre benötigen, um eine Auseinandersetzung zu regeln. Der Boss vor Ort regelt das an einem Tag. Alles ist miteinander verflochten. Überlegen Sie, Minetti, da drücken zwei Schüler nebeneinander die Schulbank. Der eine wird Polizist, der andere wird Mafioso. Was glauben Sie, wie die Dinge laufen, wenn es einmal Schwierigkeiten gibt?« D’Aventura machte eine kleine Kunstpause. »Man hilft sich gegenseitig. Und insofern hängen scheinbar völlig banale Vorgänge in den Bergen ganz unmittelbar mit den Einnahmen aus Schutzgeldern, Prostitution, Drogenverkauf einerseits und mit der Korruption und der Geldwäsche andererseits zusammen.«
»Ich weiß selbst, dass die Situation schwierig ist«, entgegnete Minetti ärgerlich. »Aber Herausforderungen muss man annehmen, man muss Lösungen erarbeiten und sich für die Sache einsetzen. Und unsere gegenwärtige Herausforderung heißt: Verhaftung dieses Sforzano, damit er aussagen kann, sofern es in dieser Richtung etwas zum Aussagen gibt. Und wenn Sie sich ausschließlich darum kümmern, werden wir auch erfolgreich sein.«
Der Comandante lachte bitter auf. »Diese Worthülsen kenne ich, seit ich bei der Polizei Dienst tue. Ich sage Ihnen, wie solche Lösungen aussehen. Sie werden in aller Regel in Büros wie in diesem hier ausgesessen.«
Minetti zog ein Gesicht, als habe er auf eine Zitrone gebissen, während Ponti im Hintergrund schweigend den Disput verfolgte und sich seine eigenen Gedanken zu machen schien.
»Nehmen wir den aktuellen Vorgang!«, spann d’Aventura seinen Faden weiter. »Die öffentliche Hinrichtung dieses Rechtsanwaltes hat einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen und sich wenige Minuten nach der Ausstrahlung zum Politikum ausgeweitet. Gerade die Politiker, die sich gefährdet fühlen, verbreiten nun mediengerecht besagte Worthülsen, stecken aber selbst tief im Korruptionssumpf. Haben Sie es gesehen? Unser Innenminister hat im Fernsehen wieder einmal eine gute Figur gemacht!«
»Sie sind anmaßend und unverschämt, d’Aventura! Wenn Sie unterstellen wollen, dass unser verehrter Herr Minister selbst …« Minetti griff sich erregt an die Stirn. »Sie sind völlig verrückt geworden, d’Aventura. Das kann Sie den Kopf kosten.«
»Und wenn
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