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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Roberto. Wohin soll es denn gehen?«
    »Das verrate ich Ihnen morgen«, antwortete er mit geheimnisvollem Unterton. »Ich muss mich um den Nachlass meines Bruders kümmern und einige wichtige Unterlagen abholen. Er hat sie in einer Bank deponiert.«
    »Weshalb lassen Sie sich die Sachen nicht einfach zuschicken?«
    »Das ist leider unmöglich. Auch als rechtmäßiger Erbe ist in diesem Fall meine persönliche Anwesenheit erforderlich. Wenn Sie wüssten, wie ich solchen Verwaltungskram hasse!«
    »Falls ich helfen kann, dann tue ich das gerne. Sie können sich auf mich verlassen, Roberto! Wir reden darüber beim Essen.
D’accordo?
«
    Cardones Herz klopfte vor Aufregung so ungestüm, dass er befürchtete, Rosanna könne seinen Pulsschlag hören. Die Begegnung mit ihr würde ein Aphrodisiakum gegen Trauer und Schmerz sein.
    »Was schlagen Sie vor? Wo sollen wir uns treffen?«
    »Auf der Piazza Maggiore? Ich denke, am besten in der Cafébar, in der wir uns neulich getroffen haben. Sagen wir gegen einundzwanzig Uhr. Dann können wir beratschlagen, wohin wir gehen wollen.«
    »Ich freue mich!«, antwortete sie ganz vertraulich.
»Ciao,
Roberto!
A domani!«

    Cardone konnte es kaum fassen, dass Rosanna so schnell zugesagt hatte. Er würde sie wiedersehen! Allein ihre Stimme hatte ausgereicht, seine Sorgen zuzudecken, und seine Laune hatte sich schlagartig verbessert. Im Stillen fragte er sich, ob seine Freude, Rosanna wiederzusehen, pietätlos war. Nein! Es war gut, dass er wieder Leben in sich spürte. Als er ins Wohnzimmer kam, saß Carlo vor seinem Laptop und betrachtete sich Fotos aus der Karibik.
    »Tolle Gegend! Dort würde ich auch Urlaub machen, wenn ich mir das leisten könnte.« Er sah Cardones entspanntes Gesicht. »Du scheinst gute Nachrichten zu haben, so wie du lächelst«, bemerkte er. »Mit wem hast du telefoniert?«
    »Ich habe vor ein paar Tagen jemanden getroffen«, begann er ein wenig verlegen.
    »Was soll das heißen?« Carlo grinste. »›Jemanden getroffen‹? Hast du seit neuestem Geheimnisse? Eine Frau?«
    Weshalb soll ich Carlo nichts von meiner Eroberung erzählen?, dachte Cardone. Bisher haben wir noch nie Geheimnisse voreinander gehabt. Schließlich kannte er auch Carlos Eroberungen. Oft genug hatten sie zusammengesessen, und sich ausgesprochen, wenn sie einen Reinfall oder eine Enttäuschung erlebt hatten oder ganz und gar hingerissen waren von einer amourösen Begegnung. Wenn er so darüber nachdachte, war es schon merkwürdig, dass es weder er noch Carlo fertiggebracht hatten, eine Beziehung aufzubauen, die von Dauer gewesen war. Carlo stürzte sich regelmäßig in aufregende Amouren, aber letztendlich gingen seine Romanzen stets schnell vorüber. Und er? Ihm fehlte immer die notwendige Hingabe, um sich wirklich zu verlieben. Erst Rosanna hatte in ihm etwas ausgelöst, was er in dieser Intensität nicht gekannt hatte. Er gab sich einen Ruck.
    »Ja, eine Frau!«
    »Ach!«, erwiderte Carlo wie aus der Pistole geschossen. »Hast du sie etwa in Premeno kennen gelernt?«, bohrte er weiter. »Mach es doch nicht so spannend!«
    »Quatsch!« Cardone winkte ab. »Bei meiner letzten Lesung. Wir haben uns danach auf der Piazza Maggiore verabredet und einen Kaffee getrunken.«
    »Chiaro«,
antwortete Carlo spöttisch. »Wo sonst! Und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit …«
    »Sehr verdächtig, wenn du mir eine Eroberung verheimlichst! Ich hoffe, es ist nichts, was mir Kopfzerbrechen bereiten müsste. Immerhin waren die Ziele unseres Lebens formuliert, als wir zusammenzogen. Erinnere ich mich richtig? Das weiße Blatt Papier, alte Bücher und junge Frauen! Aber nichts, was uns zwingen würde, zwei Wohnungen zu mieten.«
    »Davon kann bis jetzt keine Rede sein!«, erwiderte Cardone.
    »Wenn ich dein Lächeln richtig interpretiere, hat es dich enorm erwischt.«
    »
Madonna mia!
Mach kein Drama daraus! Ich bin einfach nicht dazugekommen, dir davon zu erzählen«, verteidigte sich Roberto. »Es war der Tag, an dem sie Enricos Ermordung im Fernsehen gezeigt haben. Du hast mich angerufen und mir gesagt, ich soll sofort nach Hause kommen. Da saß ich gerade mit Rosanna in der Cafébar an der Piazza Maggiore.«
    »Rosanna heißt sie also«, bemerkte Carlo mit süffisantem Ton. »Wie alt ist sie?«
    Cardone zog die Mundwinkel nach unten. »Ich habe sie nicht gefragt.«
    »Und wo kommt sie her?«
    »Ich glaube, aus Bologna.«
    »Und? Wie ist sie? Erzähle! Wie sieht sie aus?«
    Cardone

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