Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
Vom Netzwerk:
werdet ihr bei Frauen niemals landen.«
    Sie ließ den Motor an und fuhr zurück Richtung Bundesstraße, dazu pfiff sie eine Melodie von Cole Porter. Sie ließ den Wagen hundert Meter vor der Rue des Favorites stehen und ging die letzten Meter zu Fuß. Vor dem Haus traf sie ihre Mutter und nahm ihr eine Einkaufstasche ab. Warren, der zur gleichen Zeit angerast kam, machte das Eingangstor zu. Dann gingen alle drei ins Haus.
    Frederick gab dem Hund gerade etwas zu fressen und war keineswegs überrascht, seine ganze Familie gleichzeitig nach Hause kommen zu sehen.
    »Und, gibt’s was Neues?«, fragte er.
    Und als hätten sie sich abgesprochen, antworteten die drei im Chor: »Nein.«

Zwei
    Was ist ein Mensch wert? Was ist ein Menschenleben wert? Wenn man weiß, wie viel man wert ist, kennt man auch den Tag, an dem man sterben wird. Ich bin zwanzig Millionen Dollar wert. Das ist gewaltig. Aber weniger, als ich gedacht habe. Vielleicht bin ich einer der teuersten Menschen auf der Welt. So viel wert zu sein und so ein Scheißleben zu führen wie ich, das ist der Gipfel des Unglücks! Wenn ich die 20 Mille hätte, die ich wert bin, wüsste ich, was zu tun ist: Ich würde die gesamte Summe gegen mein früheres Leben eintauschen, gegen ein Leben, in dem ich noch nicht so teuer war. Was wird der Typ, der mir eines Tages den Schädel wegbläst, mit der Riesensumme machen? Er wird sich Häuser kaufen und auf Barbados für den Rest seiner Tage eine ruhige Kugel schieben. Das machen sie alle.
    In meinem früheren Leben musste ich mich manchmal um jemanden kümmern, auf den wie auf mich jetzt ein Kopfgeld ausgesetzt war. Ist das nicht komisch? (Wobei » kümmern « bei uns bedeutet, dafür zu sorgen, dass der Betreffende keinen Schaden mehr anrichtet.) Die Beseitigung von Zeugen war nicht meine Spezialität. Ich war der Handlanger eines Hitman (im Volksmund: Profikiller). Für unglaubliche und nie dagewesene zwanzigtausend Dollar sollten wir den Verräter Harvey Tucci mundtot machen. Wochenlang haben wir uns den Kopf zerbrochen, wie wir verhindern können, dass der Typ vor den Geschworenen singt. Ich rede übrigens von einer Zeit, als das FBI noch nicht richtig mit Kronzeugen umgehen konnte. (Wir haben das dieser Brut dann beigebracht, aber das ist eine andere Geschichte.) Jedenfalls ist auf meinen Kopf hundertmal mehr ausgesetzt als auf den von diesem Bastard Tucci. Versuchen Sie sich einmal einen kurzen Augenblick lang vorzustellen, was es bedeutet, wenn die Elite des organisierten Verbrechens, die absoluten Profis unter den Profikillern, nur darauf warten, einen an der nächsten Straßenecke niederzumähen. Ich sollte ganz schön Schiss haben. Tatsache aber ist, ich fühle mich geschmeichelt.
    »Maggie, mach mir Tee!«
    Fred schrie so laut, dass sogar Malavita aufwachte. Sie knurrte ein wenig, schlief aber sofort wieder ein. Auch Maggie hatte Fred auf der Veranda gehört, hielt es aber nicht für eilig. Sie starrte weiterhin auf den Fernseher in ihrem Zimmer.
    »Hörst du mich nicht?«
    Sie lag träge auf dem Bett. Das Liebesdrama, das sie sich ansah, bewegte sich auf den Höhepunkt zu. Ihr Mann störte. Sie schaltete den Player auf Pause.
    »Spiel jetzt nicht den Italo-Macho.«
    »Aber, Sweetie, ich arbeite doch.«
    Bei dem Wort »arbeiten« fiel es Maggie schwer, sich zu beherrschen. Seit sie sich vor einem Monat in Cholong nieder gelassen hatten, wuchs ihr Groll gegenüber Fred.
    »Kannst du mir verraten, was du mit dieser Schreibmaschine anstellst?«
    »Schreiben.«
    »Verkauf mich nicht für blöd, Giovanni.«
    Seinen richtigen Vornamen verwendete sie nur in extremen Situationen, sei es in Momenten der Zärtlichkeit oder der Wut. Jetzt musste er also raus mit der Wahrheit und verraten, was er seit zehn Uhr morgens, über ein Bakelitköfferchen gebeugt, auf der Veranda trieb. Er musste den Seinen gegenüber Rechenschaft ablegen über dieses dringende Projekt, das ihm so viel Kraft schenkte und ihn in so ein wohliges Chaos stürzte.
    »Du kannst von mir aus den Nachbarn was vorflunkern. Aber lass deine Kinder und mich dabei außen vor.«
    »Ich hab’s doch gerade gesagt. Verdammt noch mal. ICH SCHREIBE !«
    »Du kannst ja kaum lesen! Keinen einzigen Satz, den du von dir gibst, könntest du niederschreiben. Der Nachbar von Nummer fünf hat mir verraten, dass du irgendwas über die Landung der Alliierten von ’44 zusammendichtest. Und ich musste wie ein Idiot dazu mit dem Kopf nicken … Die Landung in der Normandie! Du

Weitere Kostenlose Bücher