Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Paprikaschoten, eine andere mit Mozzarellakugeln, legte beide in einen Korb und vergaß auch nicht, eine Flasche Rotwein, einen Laib Landbrot, Besteck und Papierservietten einzupacken. Sie verließ das Haus, überquerte die Straße, gab der Figur hinter dem Fenster ein dezentes Handzeichen und betrat das Haus auf der Gartenseite. Im unbewohnten Erdgeschoss roch es noch immer muffig; seit die drei Mieter am selben Tag wie die Blakes hier eingezogen waren, war nie richtig gelüftet worden. Im ersten Stock gab es für jeden der drei ein Zimmer, außerdem einen Waschraum mit Waschmaschine und Trockner, ein Badezimmer mit Dusche sowie ein großes Wohnzimmer; dort spielten sich alle Aktivitäten ab.
»Jungs, ihr müsst Hunger haben«, sagte Maggie.
Die Lieutenants Richard Di Cicco und Vincent Caputo begrüßten sie mit einem dankbaren Lächeln. In ihren grauen Anzügen und blauen Hemden sahen sie tadellos aus. Seit zwei Stunden hatte keiner von ihnen ein Wort gesprochen. Das Wohnzimmer diente voll und ganz der Überwachung des Blake’schen Hauses. Es gab eine Abhöranlage, zwei Ferngläser 20 × 80 auf einem Stativ, ein Telefon mit Standleitung in die USA und einige Parabolmikrofone mit unterschiedlicher Reichweite. Außerdem zwei Sessel, ein Feldbett und eine Kiste mit Vorhängeschloss, in der sich eine Maschinenpistole, ein Scharfschützengewehr und zwei Handfeuerwaffen befanden. Maggies Besuch hatte Richard aufgeweckt. Den ganzen Nachmittag hatte er an seinem kalten Tee genippt und an nichts gedacht, außer vielleicht an sein Mädchen, das, den Zeitunterschied eingerechnet, genau in dieser Minute sein Büro betreten musste. Sie arbeitete bei der Luftfracht am Flughafen von Seattle. Vincent hatte sein Videospiel derart bearbeitet, dass er kein Gefühl mehr in den Fingern besaß. Ja, sie hatten beide Hunger. Ihre Besucherin hatte ins Schwarze getroffen.
»Was hast du da Schönes im Korb, Maggie?«
Als sie die Schale mit den Paprikaschoten öffnete, verfielen die Jungs sofort in andächtiges Schweigen. Ein kindliches Heimweh überkam sie. Der Geruch von Olivenöl und Knoblauch weckte Erinnerungen an die Heimat, und Maggies fürsorgliche Geste ließ sie an ihre Mütter denken. Di Cicco und Caputo klammerten sich an solche Augenblicke, weil sie sich sonst bei ihrer Mission in Übersee voll und ganz alleingelassen fühlten. Seit fünf Jahren gewährte man ihnen nun alle zwei Monate drei Wochen Pause, und je länger es noch bis zur nächsten Auszeit hin war, desto trister wurde ihr Gesichtsausdruck. Di Cicco und Caputo hatten sich nichts zuschulden kommen lassen, nichts, was ein Leben in der Fremde ohne Aussicht auf Rückkehr rechtfertigen könnte. Maggie sah in ihnen eher Opfer, sie waren keine Spione, die in ihrem Privatleben herumschnüffelten. Sie sah es als ihre Pflicht an, sie zu umsorgen – so wie es nur eine Frau konnte.
»Die Paprikaschoten sind mariniert, wie ihr sie mögt. Mit viel Knoblauch.«
Maggie kümmerte sich um sie, als wären es ihr nahestehende Personen, was sie ja im wörtlichen Sinn auch waren; denn sie entfernten sich nie mehr als dreißig Schritte vom Hauseingang, nachts wachten sie abwechselnd über sie. Sie kannten die Familie Blake besser als die Familie Blake sich selbst. Ein Blake konnte vor einem anderen Blake ein Geheimnis haben, aber vor Di Cicco und Caputo nie und nimmer.
Die beiden teilten sich das Essen und aßen schweigend.
»Hat euch Quintiliani gesagt, dass wir heute ein Barbecue machen?«
»Ja, er fand’s gut. Vielleicht kommt er später am Abend noch vorbei.«
Im Gegensatz zu seinen Agenten war Quintiliani ständig unterwegs. Er war oft in Paris, regelmäßig in der FBI -Akademie in Quantico und ab und zu zu einem Blitzbesuch in Sizilien, um Aktionen gegen die Mafia zu koordinieren. Die Blakes wussten nie, wo er gerade steckte, er tauchte auf und verschwand immer dann, wenn sie am wenigsten damit rechneten.
»Ihr hättet das Barbecue in Cagnes veranstalten sollen. All die Neugierigen auf einem Haufen versammelt – und dann wären wir sie ein für alle Mal los gewesen«, sagte Di Cicco.
»Kommt doch auch rüber«, meinte Maggie, »ich habe Ziti gemacht, und Fred kümmert sich um die Steaks und die Salsiccia.«
»Aber es werden verdammt viele Gäste da sein, das ganze Viertel weiß ja Bescheid.«
»Für euch beide bleibt immer etwas übrig. Glaubt mir.«
»Ist das immer noch das gleiche Olivenöl?« Vincent tunkte das Brot in die Schale mit den Paprika. »Kriegt man das
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