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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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hier auch?«
    »Ich habe noch eine Flasche von dem kleinen Italiener in Antibes.«
    Es folgte eine Gedenkminute für La Rotonda, den kleinen Laden in der schönen alten Stadt.
    »Wenn man mir gesagt hätte, dass ich einmal in einem Land leben muss, in dem man saure Sahne isst …«, ereiferte sich Richard.
    »Dabei ist das Zeug nicht schlecht. Ich habe nichts dagegen. Aber unser Magen ist dafür einfach nicht gemacht«, ergänzte sein Kollege.
    »Gestern im Restaurant haben sie diese Creme in die Suppe getan, aufs Schnitzel und zur Krönung auch noch auf den Apfelkuchen.«
    »Und was sie mit der Butter anstellen!«
    »Die Butter! Mannaggia la miseria! «, rief Vincent aus.
    »Butter ist etwas Unnatürliches, Maggie.«
    »Was meinst du damit?«
    »Der menschliche Organismus kann eine fettige Substanz von diesem Kaliber nicht verarbeiten. Wenn ich nur daran denke, was dieses Zeug mit meiner Magenschleimhaut anstellt, wird mir übel.«
    »Probiert lieber den Mozzarella, anstatt Unsinn zu reden.« Vincent langte zu, ließ sich aber nicht beirren.
    »Butter saugt sich ins Gewebe, verstopft es, dann wird sie hart und lagert sich ab. Und die Arterien werden zu Hockeyschlägern. Olivenöl dagegen streift die Eingeweide nur. Seinen Duft aber lässt es zurück.«
    »Von Olivenöl war schon in der Bibel die Rede.«
    »Macht euch keine Sorgen«, sagte Maggie, »ihr werdet weiterhin bei mir unsere heimische Küche genießen können. Wir halten die Bastion gegen Butter und Crème fraîche.«
    Einem kleinen Ritual folgend, das es seit zwei oder drei Jahren gab, brachte Maggie das Gespräch auf die Nachbarn. Aus Sicherheitsgründen besaß das FBI erkennungsdienstliches Material über fast alle Bewohner der Rue des Favorites. Maggie konnte es sich nicht verkneifen, über den einen oder anderen Fragen zu stellen. Das Leben derer, denen sie täglich über den Weg lief, interessierte sie, auch wenn sie keine Lust hatte, jemanden von ihnen näher kennenzulernen. War das nur die Neugier einer Klatschtante? Tatsache war jedenfalls, dass keine Klatschtante der Welt so viele technische Mittel zur Überwachung zur Verfügung hatte wie sie.
    »Die Familie von Nummer zwölf, wie ist die?«, fragte Maggie und richtete ein Fernglas auf deren Haus.
    »Die Mutter ist Kleptomanin«, sagte Di Cicco, »im Einkaufszentrum von Evreux hat sie Hausverbot. Der Vater hat bereits seinen dritten Bypass. Von den Kindern gibt es nichts zu vermelden, außer dass der Kleine sitzenbleibt.«
    »Das Leben erspart ihnen nichts«, sagte Maggie in einem Anflug von Mitgefühl.
    Vom Kellerfenster aus konnte Fred sich lebhaft vorstellen, was im Haus gegenüber passierte. Dass seine Frau zu diesen beiden Mistkerlen nett war, ihnen sogar Essen brachte, machte ihn wütend. Trotz der Jahre, die er nun schon mit ihnen verbracht hatte, standen die zwei nicht auf derselben Seite wie er, und daran wollte er sie, solange er lebte, erinnern und sie auf Distanz halten.
    »Maggie, schick sie zum Teufel. Sie sollen sich endlich verpissen …«
    Malavita war auf ihrem Kissen aufgewacht und fragte sich wohl, warum ihr Herrchen im Keller so einen Radau machte. Fred durchlebte indes, mit einem Schraubenschlüssel in der Hand, einen jener Momente, in denen seine Männlichkeit hart auf die Probe gestellt wurde. Er machte ein fachmännisches Gesicht, wie jemand, der einen Blick unter die Motorhaube wirft oder der vor einem Sicherungskasten steht und so tun muss, als verstünde er die Apparatur aus dem Effeff. Fred beschnupperte Wasserzähler und Leitungen, in der Hoffnung, seine Frau mit einer Erklärung für das verfaulte Wasser in der Spüle überraschen zu können. Er hatte, wie so viele andere Männer auch, gehofft, das Problem allein lösen zu können, um sich mit dieser kleinen häuslichen Wundertat den Respekt der ganzen Familie zu verdienen. Wie man mit dem Fuß gegen einen Reifen trat, so schlug er mit seinem Schraubenschlüssel gegen die Leitungen, kratzte ein wenig Rost ab und versuchte, das Leitungslabyrinth irgendwie zu verstehen, das im moosbewachsenen Mauerwerk verschwand. Kochen hielt er für weniger entwürdigend, als den Handwerker zu spielen, auch wenn er schon mehr als einmal in seinem Leben ein Werkzeuggeschäft betreten hatte. Der Grund für die Besuche war bei ihm aber immer ein etwas ungewöhnlicher gewesen; denn Bohrmaschine, Säge und Hammer eigneten sich fast besser noch für Zwecke der Zerstörung als der Reparatur. Fred kehrte zu Maggie in die Küche zurück. Er

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