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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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hinterher aus dem Mund stinkt; man vermischt Senf mit Ketchup, wenn man die Farbe liebt, die dabei herauskommt, und wenn man ein Freund der Ironie ist, legt man noch ein Salatblatt obendrauf. Sollte es Ihrem Herzen aber auch nach Käse, gegrilltem Speck, Hummerscheren oder Marshmallows gelüsten, bloß keine Hemmungen! All das macht einen Hamburger zu einem echten amerikanischen Hamburger. Denn wir Amerikaner, wir sind eben so.«
    Maggie dagegen spielte ihre Rolle perfekt; dieses Barbecue war nicht mit den Zusammenkünften zu vergleichen, die sie damals auf Freds Anordnung hin organisieren musste. Alles lief damals über die Ehefrauen, die die Einladung an ihre Männer weiterleiteten. Ein Barbecue bei den Manzonis war nichts anderes als ein Mafia-Meeting, garniert mit ein paar Koteletts. Es wurden Entscheidungen gefällt, von denen Maggie lieber nichts erfahren wollte. Zweimal konnte sie sogar Don Mimino, den capo di tutti i capi , persönlich begrüßen. Der kam allerdings nur, wenn es Krieg zwischen den Familien gab. Maggie hatte dafür zu sorgen, dass das Treffen in einer ruhigen und kameradschaftlichen Atmosphäre ablief. Mehr als ihre diplomatischen Fähigkeiten war ihr sechster Sinn gefragt, sie musste auf alles und alle ein Auge haben und dafür sorgen, dass die Männer ihre Geschäfte in vollkommener Diskretion abwickeln konnten. Schließlich wurde ja ab und zu beschlossen, einen der Anwesenden in einen Betonblock einzumauern. Was hatte sie so viele Jahre später inmitten ihrer französischen Gäste schon zu fürchten? Die machten sich doch nur über ihre Geschmacksverirrungen lustig.
    In der Zwischenzeit brannte das Feuer, die sarkastischen Stimmen waren verstummt. Die Steaks und die Würste verbreiteten einen Duft, der allen Gästen Appetit machte, immer mehr versammelten sich mit dem Teller in der Hand um das Feuer. Fred wurde nach und nach entspannter, er hatte die Glut zum Glimmen gebracht, trotz der Miesmacher um ihn herum. Der Mann mit dem Schlapphut hatte Glück gehabt; um Haaresbreite wäre er eines schrecklichen Todes gestorben, und das friedliche Städtchen Cholong wäre berühmt geworden. Er war einer der Ersten, die das Fleisch probierten. Und wieder konnte er den Mund nicht halten.
    »Das Fleisch ist gut, Monsieur Blake, aber vielleicht hätten Sie die Steaks erst drauflegen sollen, als die Kohle schon etwas heißer war.«
    Fred hatte keine Wahl mehr. Der Mann mit dem lächerlichen Hut musste auf der Stelle und vor allen sterben.
    In New Jersey hätte man ihm schon als Kind beigebracht, seine Zunge im Zaum zu halten. Oder man hätte sie ihm mit einem Schnappmesser herausgeschnitten, so etwas dauerte nicht mal eine Minute. In New Jersey hätte allein die Gegenwart wahrer Ganoven vom Schlage Giovanni Manzonis dafür gesorgt, dass der Mann mit dem Schlapphut keine hinterhältigen Bemerkungen und lästigen Kommentare von sich gab. In New Jersey ließ man die, die auf alles eine Antwort hatten, dies sogleich unter Beweis stellen, so hielt man die Zahl der Besserwisser klein. Giovanni Manzoni griff nach einem Schürhaken, der am Grill lehnte, umklammerte ihn fest und wartete darauf, dass der Mann mit dem lächerlichen Hut sich umdrehte. Er sollte sehen, wie Giovanni ihm mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Er sollte seinen Tod kommen sehen.
    Und wenn er durch das Töten dieses Mannes das Leben seiner Familie gefährdete? Sei’s drum. Und wenn er für den Rest seines Lebens ins Gefängnis wanderte? Sei’s drum. Und wenn nach achtundvierzig Stunden alle wussten, wer da eingeliefert wurde, und Don Mimino den Auftrag gab, ihn zu liquidieren? Sei’s drum. Und wenn die Geschichte der Manzonis wieder durch alle Medien ging und Maggie, Belle und Warren nur ein Leben in Schimpf und Schande blieb? Sei’s drum. Der eigene Tod und der Untergang einer Familie waren nichts gegen dieses unwiderstehliche Verlangen, den Mann mit dem lächerlichen Hut zum Schweigen zu bringen.
    Eine Hand legte sich sanft auf Freds Schulter. Er drehte sich um und war bereit, auch den niederzuschlagen, der ihn am Niederschlagen hindern wollte.
    Quintiliani war gerade angekommen. Aufrecht, stark und beschwichtigend. Mit dem Blick eines Priesters. Er hatte gemerkt, dass Fred immer übellauniger wurde; doch niemand außer ihm konnte die Explosion verhindern. Er wusste genau, wie man mit dieser Art von Wut und Raserei umging. Einige seiner Kollegen vom FBI erkannten darin sein Genie. Für Tomaso Quintiliani war es eher das Vertreiben

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