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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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eine Spur von Staub, die von abgeschlagenem Verputz stammte. Didier Fourcade konnte bei einem Neukunden nach sorgfältiger Prüfung sehr schnell die Dringlichkeit seiner Dienste beurteilen.
    »Ihre Frau hat mir etwas von verfaultem Wasser erzählt.«
    Fred musste mehrere Wasserhähne aufdrehen, bis Didier ihm Glauben schenkte.
    »Sie sind nicht der Einzige hier, der Probleme hat.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Seit wann ist das Wasser so?«
    »Seit fünf oder sechs Wochen.«
    »Es gibt Haushalte, da ist es seit vier, fünf Monaten so.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Der Mann drehte den Hahn in der Küche so weit auf, dass das bräunliche Wasser nur so herausschoss.
    »Kann ich den Keller sehen?«
    Fred hatte es befürchtet. Er hatte befürchtetet, jenen Schrei der Bestürzung zu hören, den der Klempner beim Anblick der Rohre tatsächlich auch ausstieß. Denn dieser Schrei bedeutete: Die Lage ist ernst. Und: Wenn man nicht sofort einschreitet, kann Gott weiß was passieren. Wie konnten es die Bewohner so weit kommen lassen? Das hier wieder in Ordnung zu bringen wird eine Menge Zeit und Geld kosten. Diesen Schrei beherrschte der Handwerker perfekt, er hatte ihn tausendfach während seiner Lehre geübt. Er versetzte den Kunden in Angst und Schrecken, der fühlte sich dann sogleich schuldig, sodass er zu allem Ja und Amen sagte. Und Didier Fourcade, der Klempner, konnte somit stets auf ein gut gefülltes Bankkonto zum Monatsende hoffen, sich bald einen besseren Wagen leisten und obendrein die Ausbildung seiner Kleinen finanzieren.
    Allerdings vertrug Fred es nicht sehr gut, wenn jemand ihm Angst einjagen wollte. Auch wenn er keine großen Talente vorzuweisen hatte, einschüchtern ließ er sich von nichts und niemandem. Wer es wagte, ihn in Furcht zu versetzen, fühlte sich schnell wie ein Tier, das versucht, einen tollwütigen Hund zu beißen, eine durchgedrehte Katze zu kratzen oder gegen einen wütenden Bären anzutreten. Hatte man ihn gereizt, fürchtete er weder Schmach noch Schmerzen, ja noch nicht einmal den Tod.
    »Also, was ist jetzt mit diesem gräulichen Wasser?«, fragte Fred. Seine Geduld war am Ende.
    »Also, was ist, was ist? Was wollen Sie denn hören? Das kann viele Ursachen haben. Haben Sie den Zustand der Rohre gesehen? Die sind total verrostet. Sie haben es ganz schön schleifen lassen.«
    »Wir sind erst vor zwei Monaten eingezogen.«
    »Dann müssen Sie sich bei den Vorbesitzern beschweren. Die haben Ihnen die Rohre in diesem Zustand überlassen.«
    »Was muss gemacht werden?«
    »Mein lieber Herr, es tut mir leid! Alles muss neu gemacht werden. Diese Leitungen sind mindestens hundert Jahre alt.«
    »Und deshalb ist das Wasser braun?«
    »Kann sein. Kann aber auch von draußen kommen. Dafür bin ich aber nicht mehr zuständig.«
    Ein aufrichtiges Lächeln, ein tröstendes Wort, gar ein leeres Versprechen, mit alldem wäre Fred zufrieden gewesen. Aber nicht mit diesem autoritären Gehabe, mit dem der Klempner sich vor ihm aufspielte. Dieses Getue kannte er zu gut.
    »Was beabsichtigen Sie zu tun?«, fragte er. Es klang wie ein letzter Appell an den guten Willen des Klempners.
    »Im Augenblick nichts. Ich bin vorbeigekommen, weil Ihre Frau so getan hat, als wäre hier Land unter. Aber ein Notfall ist das nicht. Ich habe zwei Baustellen, und die liegen nicht gerade ums Eck. Außerdem steht in Villiers eine Wohnung unter Wasser. Die Leute warten, aber ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Irgendwann kommt der Augenblick, wo es auch mir reicht …«
    »…«
    »Machen Sie einen neuen Termin aus. Reden Sie mit meiner Frau, sie kümmert sich darum. Und klären Sie in der Zwischenzeit mit Ihrer Frau, ob Sie diese Riesenreparatur tatsächlich durchführen wollen.«
    Didier Fourcade hatte getan, was getan werden musste. Er hatte dem Kunden Angst eingejagt, jetzt konnte er den Unglücklichen sich selbst überlassen. Als Nächstes würde der ihm mit der inständigen Bitte im Ohr liegen, ob er nicht doch … Aber als er gerade die Treppe wieder hochgehen wollte, wurde er von Fred Blake oder besser von Giovanni Manzoni daran gehindert, als der die Kellertür ruckartig zuschlug und nach einem Hammer griff, der auf der Werkbank lag.
    *
    In der Zehn-Uhr-Pause tobten die Kinder herum, wie Kinder eben toben, viel zu lange hatten sie ihre unbändige Energie zügeln müssen, viel zu lange hatten sie nicht nach Lust und Laune kreischen und johlen dürfen. Die Sonne und die Aussicht auf die großen Ferien

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