Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Lebensweisheit: Sobald irgendein Idiot irgendwo auf der Welt versucht, ein Feuer zu machen, versammeln sich vier Idioten um ihn herum, die ihm erklären wollen, wie es geht.
»Mit den Würstchen wird es auf diese Weise vor morgen früh nichts«, sagte der Stadtrat, lachte und verkniff sich auch nicht die Bemerkung: »Den Blasebalg können Sie vergessen. Ich verwende immer einen alten Fön.«
Fred atmete kurz durch und rieb sich die Augen, eine gewaltige Wut stieg in ihm hoch. Und plötzlich und unerwartet ergriff Giovanni Manzoni, der übelste Typ, den die Welt je gesehen hat, Besitz von Fred Blake, dem netten Künstler aus der Nachbarschaft. Als einer der fünf Männer, die dicht an dicht um das Feuer standen, meinte, Terpentinersatz als einzige Rettung für das Feuer empfehlen zu müssen, sah Fred ihn auf einmal vor sich, auf Knien um Verzeihung flehend. Nein, nicht um Verzeihung, er flehte um Erlösung, Erlösung von seinem erbärmlichen Dasein. Giovanni kannte solche Situationen; das Wimmern eines Menschen, der um seinen Tod bittet, vergisst man nicht. Ein grausames Röcheln, das ihn an die Klageweiber in Sizilien erinnerte; es war ein Gesang, den er unter Tausenden heraushören konnte. Nicht mehr als fünf Minuten bräuchte er, um den langen lässigen Typen, der mit gekreuzten Armen zwanzig Zentimeter von ihm entfernt stand, dazu zu bringen, diese Melodie anzustimmen. Und der Stadtrat, für ihn hielt Fred eine besondere Todesart parat. Wie Cassidy, den Iren und Vertreter der New Yorker Fischgroßhändler, würde er auch ihn zu einem grausamen Todeskampf in eine Tiefkühltruhe einsperren. Cassidy, nur in Unterhosen, den Kopf gegen einen Haufen Hühnerbrüste gepresst, hatte damals nach gut zwei Stunden endlich das Zeitliche gesegnet, während Corrado Motta und Giovanni sich das Warten beim Kartenspiel auf dem Deckel der Truhe verkürzten. Beim Stadtrat ginge es bestimmt schneller.
Der Mann mit dem Schlapphut, der keine Vorstellung hatte, welch ungeheure Qualen Fred sich für ihn ausdachte, sagte:
»So wird das nie hinhauen. Sie brauchen Asche. Alte Asche.«
Fred blickte weit zurück. Er war wieder zweiundzwanzig. Sein Boss bat ihn, an Lou Pedone, einem der Mittelsmänner der »fünf Familien«, ein Exempel zu statuieren. Lou hatte einem chinesischen Dreierbund gegen Zahlung von Geldern aus dem Drogengeschäft erlaubt, sich in der Canal Street geschäftlich niederzulassen. Was das Racheüben und Exempelstatuieren betraf, erwies sich Giovanni als fantasievoller junger Mann. Lous Kopf fand man im Aquarium des Silver Pagoda Restaurant, Mott/Ecke Canal Street, wo er mit den Fischen umherschwamm. Das Erstaunlichste aber war, dass die Gäste des Restaurants erst nach ein paar Stunden Lous Kopf im Aquarium entdeckten, der sie mit glasigen Augen anstarrte. Fred, der inzwischen langsam die Nerven verlor, hatte er doch schon Massen von Streichhölzern ergebnislos unter zerknülltes Papier gehalten, sah den Kopf seines Gastes im Aquarium vor sich, sein lächerlicher Schlapphut trieb an der Wasseroberfläche. Aber Freds Geduldsprobe ging noch weiter. Ein anderer Typ, der bisher nicht aufgefallen war, nahm sich einfach den Blasebalg und setzte ihn, ohne Fred zu fragen, in Betrieb. Dabei hatte Freds männliches Selbstbewusstsein heute schon so manchen Knacks abbekommen. Dass er den Unglücklichen nicht an den Haaren packte, sein Gesicht auf den Grillrost schlug und einen Spieß in sein rechtes Ohr schob, damit er aus dem linken wieder herauskam – dazu musste Fred sich arg am Riemen reißen.
»Na klar, na klar. Man kann nicht alle Talente besitzen. Wer wunderbar verschachtelte Sätze bauen kann, muss nicht unbedingt ein Feuer machen können.«
Ein paar Schritte entfernt wurde Warren immer noch zum Thema amerikanische Küche in die Mangel genommen. Eine Frage wurde gestellt, die ihm noch nie in den Sinn gekommen war.
»Was ist ein echter Hamburger?«
»Ein echter Hamburger?«
»Nun, es muss doch ein Originalrezept geben. Gehören zu einem echten Hamburger Ketchup und Gürkchen? Salat und Zwiebeln? Muss es immer Grillfleisch sein? Beißt man einfach hinein oder klappt man ihn auf und isst ihn mit Messer und Gabel? Was denken Sie?«
Warren dachte gar nichts und legte einfach los:
»Der wahre amerikanische Hamburger ist fett, wenn man es fett liebt; er ist riesig, wenn man von allem immer zu viel will; er ertrinkt in Ketchup, wenn man keine Angst vor Diabetes hat; man nimmt Zwiebeln, wenn es einem egal ist, ob man
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