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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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sie aufzuwecken. Dank starker Tabletten spürte er den Schmerz nicht mehr so heftig.
    Noch einmal durchlebte er den Morgen, als er unter Höllenqualen mit der Schulter die Schwingtür zur Klinik von Morseuil aufstieß, die Arme ausgebreitet wie ein flugunfähiger Vogel, sich zum Empfang quälte und nicht wusste, was schlimmer war: die Angst, die Beschämung oder das Martyrium der Schmerzen.
    »Ich habe mir die Arme gebrochen.«
    »Alle beide?«
    »Ja. Und ich hab Schmerzen, verdammt noch mal.«
    Eine Stunde später hatte man seine Arme bis zum Ellbogen eingegipst. Ein Assistenzarzt schlich um ihn herum, ohne dabei den Blick von Didiers Röntgenbildern wenden zu können. Der junge Doktor stellte unangenehme Fragen.
    »Sind Sie eine Treppe hinuntergefallen?«
    »Ich bin auf einer Baustelle zwei Stockwerke in die Tiefe gestürzt.«
    »Seltsam. Hier sind Druckstellen, als hätte man sie geschlagen … Auf das Handgelenk und den Unterarm. Mit einem Hammer vielleicht. Sehen Sie nur.«
    Didier Fourcade sah nicht hin. Er wollte sich nicht noch einmal übergeben. Die Schmerzensschreie, die er ausgestoßen hatte, als dieser Psychopath seine Handgelenke traktierte, verfolgten ihn noch immer. Jetzt brachte man ihn mit dem Krankenwagen nach Hause, legte ihn unter dem verdutzten Blick seiner Frau Martine ins Bett und fixierte seine Arme in den Schienen.
    Vor zwanzig Jahren hatte er sie geheiratet. Was sie beide damals überraschend schnell fanden, denn sie kannten sich erst drei Monate. Doch nach der ersten Euphorie wurde ihr Leben früher als bei anderen Paaren vom Alltagstrott heimgesucht – vielleicht war das der bittere Ausgleich für das Glück der ersten Jahre. Beide versuchten damit zurechtzukommen, beide träumten sie von einer dritten Person, die sich in ihr Leben drängte, beide träumten sie von Heimlichkeiten. Und da weder Bitterkeit noch Vorwürfe ihre Beziehung vergiftet hatten, blieben sie beisammen und dachten nur sehnsuchtsvoll an ihr vergangenes Glück. Als auch das körperliche Begehren nachließ, wurden sie im Umgang miteinander prüde und schamhaft, was sich in bestimmten Handlungsweisen niederschlug: Sie schlossen das Badezimmer hinter sich ab, sie drehte ihm den Rücken zu, wenn sie den BH wechselte, und sie zog die Hand zurück, wenn sie ihn aus Versehen flüchtig berührt hatte. Seit Jahren fragten sie sich täglich, ob Eheleute, deren Körper sich so fremd geworden waren, eine Zukunft hatten.
    Jetzt betrachtete er sie schlafend, wie er es in ihren ersten gemeinsamen Nächten immerzu getan hatte. Damals dankte er dem Himmel, dass er ihm Martine geschickt hatte. Ihr Schlaf wurde allmählich ruhiger, Didiers »Unfall« hatte sie eine Menge Nerven gekostet. Musste sie doch Dinge tun, die sie bisher noch nie getan hatte: Didier mit dem Löffel füttern, ihm den Mund abwischen und ein Glas an seine Lippen führen. Sie, die nie geraucht hatte, musste eine Zigarette anzünden, sie ihrem Mann zwischen die Lippen stecken und wieder herausnehmen, damit die Asche nicht aufs Bettzeug fiel. Wie hatte er nur so schrecklich stürzen können? Und wenn er mit dem Kopf aufgeschlagen wäre? Wie oft hatte sie geträumt, wieder allein und frei zu sein. Heute hatte sie einen Vorgeschmack darauf bekommen. Und dieser hatte sie in Angst und Schrecken versetzt.
    Didier hatte alle Torturen dieses Tages tapfer weggesteckt, bis um 2.17 Uhr in der Nacht ein schrecklicher Juckreiz in der Gegend des Hinterns sich meldete. Vor zehn Jahren hatte er sich diese Hautkrankheit wer weiß wo eingefangen. Die Ärzte hatten ihm versichert, dass das alles harmlos sei, er müsse sich keine Sorgen machen, denn die Krankheit würde so plötzlich wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht war. Mindestens einmal am Tag suchte ihn dieser Juckreiz heim, mindestens einmal am Tag überfiel ihn diese unwiderstehliche Lust, sich im Schritt zu kratzen. War es warm, und er schwitzte, passierte es öfter. Sich tagsüber genau an dieser Stelle zu kratzen war nicht immer einfach. Nicht selten verschwand er deshalb in eine Toilette oder musste unter fadenscheinigen Gründen noch einmal zu seinem Wagen zurück. Nur mit einer dermatologischen Seife ließ sich der Juckreiz einigermaßen eindämmen, nach dem Waschen musste man die betreffende Stelle sorgfältig trocken reiben – und wenn es heiß war, sie zusätzlich mit Talkumpuder bestreuen, um einen Schweißausbruch zu vermeiden und das Scheuern abzumildern. Er, der Klempner, hatte zur großen Überraschung seiner

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