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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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Frau darauf bestanden, in ihrem Badezimmer ein Bidet zu installieren. Wozu das gut sein sollte, war ihr schleierhaft, und letztendlich war er auch der Einzige, der es benutzte. (Er hatte sich für ein Prachtexemplar entschieden. Ultramodern und von ihm persönlich mit seinem ganzen handwerklichen Know-how installiert.) Am Morgen nach dem Aufstehen kühlte der Wasserstrahl die Stellen ab, die er in der Nacht manchmal bis zum Bluten wund gerieben hatte. Im Hochsommer belohnte er sich manchmal abends mit einem Sitzbad, hatte er doch den ganzen Tag der Versuchung widerstanden, sich in der Öffentlichkeit in den Schritt zu fassen.
    Um 2.23 Uhr wurde der Juckreiz unerträglich. Er war schon den Abend über immer ein bisschen stärker geworden, aber Didier hatte durchgehalten wie ein Soldat, der auf seinen Gürtel biss, um den Schmerz zu vertreiben. Der Preis für diesen Kampf mit sich selbst waren kalte Schweißausbrüche und ein seltsames Zittern der Schulterblätter. Sein ganzer Körper verlangte so flehentlich nach Erlösung, dass er alle Skrupel über Bord warf. Er weckte seine Frau auf, nannte sie bei ihrem Vornamen und bat sie, ihn an seinem »Perineum« zu kratzen. Dieses Wort hatte er zusammen mit dem Begriff »Skrotum« bei seinem Dermatologen kennengelernt. Eine derartige wissenschaftliche Präzision seiner Wortwahl irritierte Martine; scheute Didier doch gewöhnlich auch vor einer derberen Ausdrucksweise nicht zurück, selbst in der Gegenwart von Leuten, die er kaum kannte. Die verschrobene Aufforderung an seine Frau, ihn an seinem »Perineum« zu kratzen, bedeutete ihrer Einschätzung nach nichts anderes als: »Kratz mir die Eier.« Und so zweifelte Martine nicht am Ernst der Lage und ließ folglich ihre Hand in seine Unterhose und dann unter seine Hoden gleiten. Wie lange hatte sie das nicht mehr getan! Er schrie auf, als sie die neuralgische Stelle berührte.
    »Fester!«
    Das Glücksgefühl, das er in diesem Augenblick empfand, war so intensiv, dass es bald darauf zu einer Erektion kam.
    *
    Um sich von ihrer Schlaflosigkeit, unter der sie beide litten, abzulenken, sahen sich Fred und Maggie mitten in der Nacht einen Film an. An ihr nagten Gewissensbisse. Warum nur hatte sie ihn wegen des nationalen Hilfswerks angelogen, warum nur hatte sie vor diesem Monster von Ehemann, das sie noch immer liebte, Geheimnisse? Er seinerseits fühlte sich noch immer außerstande, die Frage, die sie ihm bei ihrer Rückkehr gestellt hatte, offen und ehrlich zu beantworten: »Wie ist es mit dem Klempner gelaufen?«
    Was er mit Didier Fourcade angestellt hatte, konnte das empfindliche Gleichgewicht ins Schwanken bringen, um das sich Maggie und Quintiliani so redlich bemühten. Was passiert wäre, hätten die FBI -Leute von der Sache Wind bekommen, stellte er sich lieber nicht vor. Von anderer Seite her hatte er allerdings nichts zu befürchten. Die Angst, die er in den Augen von Fourcade gesehen hatte, garantierte ihm absolutes Schweigen. Nichts von dem, was im Keller passiert war, würde je über die Lippen des Klempners kommen. Diese Angst – Fred konnte sie hervorrufen und genau auf den gewünschten Punkt bringen, so wie man die Frequenz eines Radiosenders feineinstellt.
    Um 3.06 Uhr war Maggie an der Schulter ihres Mannes eingeschlafen. Nach dem Abspann bettete er ihren Kopf vorsichtig, ohne sie aufzuwecken, auf ein Kopfkissen und ging hinunter auf die Veranda. Zum ersten Mal in seinem Leben war er kein Zerstörer, sondern er stellte etwas her, war kreativ. Auch wenn die Welt das Ergebnis lächerlich finden würde, ihn ließ diese Arbeit endlich spüren, dass er lebte.
    In einem der nächsten Kapitel werde ich mich als fiesesten Mistkerl, den die Erde je gesehen hat, outen. Ich werde mich nicht schonen, das sagen, was gesagt werden muss, ohne selbstgerecht zu sein oder mir selbst die Absolution zu erteilen.
    Sie werden den Dreckskerl, der ich bin, bestens kennenlernen. Aber in diesem Kapitel hier erzähle ich Ihnen erst mal genau das Gegenteil. Wenn Sie sich die Mühe machen hinzusehen, werden Sie merken, dass ich eigentlich ein guter Junge bin.
    Ich mag niemanden leiden sehen, der es nicht verdient hat. Alle meine sadistischen Neigungen werden schon dadurch befriedigt, dass ich jemanden leiden lasse, der es verdient hat.
    Diejenigen, die Angst vor mir hatten, habe ich nie verachtet.
    Nie habe ich jemandem den Tod gewünscht. (Ich habe das Problem immer vorher geregelt.)
    Ich handle. Immer.
    Ich bin lieber derjenige, der

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