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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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gehen. Knapp sechs Monate nach dem Umzug der Blakes nach Cedar City betraten etwa fünfundvierzig Meilen von dort entfernt, in Oldbush, zwei Unbekannte einen Coffeeshop mit der besagten Zeitung, um der mundfaulen Bevölkerung einen Besuch abzustatten.
    »Verdammt noch mal, könnt ihr denn gar nichts dagegen machen? Quintiliani, ihr seid das FBI ! Oder?«
    »Beruhige dich, Frederick.«
    »Ich kenne die Typen besser als ihr, ihre ganze Vorgehensweise. Wenn ich an ihrer Stelle wäre und würde dem Hurensohn gegenüberstehen, der das getan hat, was ich getan habe, dann wüsste ich genau, wie ich ihn genüsslich kaltmachen würde. Vielleicht würde ich gerade in diesem Moment schon hinter dieser Tür stehen, um dich und mich niederzumähen. Ich hab doch diese Kerle zum Teil selbst ausgebildet! Euer Scheiß-Zeugenschutzprogramm … Nur sechs Monate haben sie gebraucht!«
    »…«
    »Hol mich da raus. Es ist deine Aufgabe. Du hast es versprochen.«
    »Es gibt nur eine Lösung.«
    »Plastische Chirurgie?«
    »So ein Unsinn.«
    »Was dann? Ihr erklärt mich für tot? Das funktioniert nie.«
    Fred hatte recht, und niemand wusste das besser als Quint. Seitdem im Hollywoodkino Lebende für tot erklärt wurden, traute sich das FBI nicht mehr, einen Verräter als Leiche zu verkaufen. Die LCN – Abkürzung des FBI für La Cosa Nostra – glaubte an Freds Tod erst, wenn er wie ein Sieb durchlöchert vor ihnen lag.
    »Ihr müsst die USA verlassen«, sagte Quint.
    »Sag, dass ich mich verhört habe.«
    »Wir leben in finsteren Zeiten, Giovanni. Die ganze Nation schaut einer Seifenoper zu. Ihr Titel: Wie lange machen es die Manzonis noch? Diese Realityshow hat dreihundert Millionen begeisterte Zuschauer.«
    »Und das Ende dieser Seifenoper ist auch das Ende meiner Familie?«
    »Europa, Giovanni. Sagt dir das Wort irgendwas?«
    »… Europa?«
    »Die Jungs von Don Mimino können Amerika durchkämmen, aber nicht die ganze Welt. Sie können in Europa nicht agieren wie hier. Ihr wärt da sicher.«
    »Und du willst mit mir den Ozean überqueren, um meine Haut zu retten?«
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort einen Typen vom Crime Team anrufen und dich verpfeifen. Ohne irgendeine Belohnung zu kassieren. Ein Mistkerl wie du mit einer Kugel im Kopf, die er verdient – das wäre Belohnung genug. Allerdings wäre dein Tod auch ein Sieg des organisierten Verbrechens, der Omertà, der Schweigepflicht, des Ehrenkodex, der versiegelten Lippen und wie dieser Unsinn sonst noch genannt wird. Kommst du aber lebend davon, dann darf ich mich ein Leben lang mit Verrätern, wie du einer bist, herumärgern. Was immerhin meine Rente sichert. Außerdem verlangt Washington es von uns. Lebend nützt ihr uns mehr als tot.«
    »Wenn das die einzige Lösung ist, gehe ich nach Italien.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Nur so macht unser Exil Sinn. Ich würde das Land meiner Väter kennenlernen, in dem ich noch nie war. Ich habe es Livia am Tag unserer Hochzeit versprochen. Ihre Großeltern waren aus Caserta, meine aus Ginostra. Angeblich ist es der schönste Fleck auf Erden.«
    »Nach Sizilien? Eine großartige Idee! Da könntest du genauso gut mit einem Schild durch Little Italy marschieren, auf dem steht: DIE ALTE SCHWUCHTEL DON MIMINO HAT SICH IN DEN KNAST VERPISST .«
    »Lass mich Italien kennenlernen, bevor ich abkratze.«
    »Wenn ihr in Sizilien an Land geht, werdet ihr in weniger als zehn Minuten zu Gulasch verarbeitet. Denk an deine Frau, denk an deine Kinder.«
    »…«
    »Sprich mit Maggie. Wir haben noch ein wenig Zeit.«
    »Ich weiß jetzt schon, was sie vorschlägt. Paris, Paris, Paris. Ich kenne keine Frau, die nicht davon träumt.«
    »Um ehrlich zu sein, ich habe schon mit meinen Vorgesetzten darüber gesprochen. Paris wäre eine Möglichkeit. Außerdem haben wir noch Oslo, Brüssel und Cádiz im Angebot. Brüssel wäre ihnen aber am liebsten. Frag mich nicht, warum.«
    Einige Wochen später wohnten die Blakes in einem ruhigen Haus im zweiten Arrondissement von Paris. Nach ein paar Monaten hatten sie sich einigermaßen an das fremde Land und die fremde Sprache gewöhnt und sich schließlich ein Leben eingerichtet, das sie zwar nicht glücklich machte, aber half, sich vom Trauma ihrer Flucht zu erholen. Bevor Fred still und heimlich damit begann, das Zeugenschutzprogramm zu untergraben.
    *
    Die beiden Arme eingegipst und geschient, so lag Didier Fourcade, der begehrteste Klempner von Cholong, im Bett und betrachtete seine Frau. Er wagte nicht,

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