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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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während der Erstkommunionfeier seiner Tochter den Rasen; die wartete darauf, dass er endlich den Kuchen anschnitt. Der war riesig, weiß und quadratisch, verziert mit einem Blütenkelch, zwei Kerzen mit goldenen Flammen sowie mehreren roten Rosen. Gott schütze dich, Belle, stand mit rotem Zuckerguss daraufgeschrieben. Vor ihrem Palazzo aus rosafarbenem Ziegelstein standen massenhaft Cadillacs, die Horden von Menschen in Festtagskleidung ausspuckten. Die meisten waren wohlgenährt, die Frauen trugen Schleier, die Männer eine Nelke im Knopfloch. Allmählich verloren die Gäste die Geduld. Wann wollte Giovanni sich endlich dazu herablassen, von seinem bescheuerten Traktor zu steigen, um den Kuchen seiner Tochter anzuschneiden? War das wirklich der rechte Augenblick zum Rasenmähen? Belle und Livia wurden immer verlegener und suchten nach Entschuldigungen. Giovanni bemerkte das alles nicht, er paradierte mit seiner Maschine weiter auf und ab und machte sich einen Spaß daraus, die Kleider der weiblichen Gäste mit frisch gemähtem Gras zu beschmutzen. Er lachte und lachte und bemerkte gar nicht, wie die Gäste knurrten und murrten – eine derartige Respektlosigkeit hatten sie noch nicht erlebt. Fred hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Er trug Turnschuhe, eine braune Arbeitshose und eine weiße Windjacke aus Nylon mit dem Aufdruck eines Werkzeuggeschäfts auf dem Rücken. Die Gäste besprachen sich, man musste reagieren. Schließlich marschierten einige furchterregende Gestalten auf den Traktor zu. Ein Telefon läutete. Irgendwo in der Nähe. Aber wo genau?
    Fred seufzte, als er aus seinem Albtraum erwachte. Er schlug nervös mit den Armen um sich, das Telefon läutete weiter. Tastend suchte er auf dem Nachttisch nach dem Hörer.
    »Frederick?«
    »…?«
    »Whalberg. Hoffentlich habe ich dich nicht aufgeweckt. Bei dir muss es elf Uhr am Morgen sein.«
    »Kein Problem, kein Problem«, grummelte Fred. Er hatte keine Ahnung, ob das Telefonat noch zum Traum gehörte.
    »Ich bin in Washington. Wir können frei sprechen. Quintiliani hört das Gespräch nicht ab.«
    »Elijah? Du bist es!«
    »Genau, Frederick.«
    »Gratuliere zu deiner Wahl. Ich habe sie aus der Ferne verfolgt. Der Senat war immer schon dein Traum. Schon damals bei der Metzgergewerkschaft.«
    »Ach, das ist so lange her«, antwortete der andere verlegen. Er wollte nicht an die alten Zeiten erinnert werden.
    »Und du bist auch Berater des Präsidenten für besondere Angelegenheiten, wie ich höre.«
    »Ab und zu lädt man mich ins Weiße Haus ein. Aber nur zu Partys. Jetzt erzähl von dir. Frankreich ist doch toll?«
    »Es hat seine guten Seiten. Aber es ist nicht meine Heimat. ›Es ist nirgends besser als daheim‹, wie es im Zauberer von Oz so schön heißt.«
    »Was treibst du den lieben langen Tag?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Ich habe gehört, dass du … schreibst.«
    »…?«
    »…«
    »Nur zum Zeittotschlagen.«
    »Schreibst du nicht deine Memoiren?«
    »Das ist ein großes Wort.«
    »Frederick, ich halte das für eine gute Sache. Und du kannst das bestimmt. Wie weit bist du?«
    »Ich habe erst ein paar Seiten. Ohne Zusammenhang.«
    »Und du erzählst … alles?«
    »Wie könnte ich! Wenn man mir glauben soll, mache ich besser einen Bogen um die Wahrheit. Sonst halten sie mich für einen Märchenonkel.«
    »Du willst also Auflage machen.«
    »Ich denke nicht an eine Veröffentlichung. Das wäre Angeberei. Zumindest jetzt noch nicht.«
    »Frederick … Unser Telefonat stimmt mich nicht gerade fröhlich.«
    »Beruhige dich, Elijah. Wenn Namen auftauchen, dann nur die von Toten. Und die PanAm-Frachtgeschichte mit den Kühlwagen habe ich ein bisschen verändert. Kein Grund zur Sorge also.«
    »…«
    »Elijah, ich will doch nicht die letzten Freunde, die ich noch habe, verlieren. Und solange das FBI mich verwöhnt und keine Kosten für meine Sicherheit scheut, warum sollte ich dann Ärger suchen?«
    »Ich verstehe.«
    »Falls die Kriegsveteranen ihre tausendste Gedenkfeier am Omaha Beach abhalten wollen, dann komm doch nach Frankreich und schau bei mir vorbei.«
    »Eine gute Idee.«
    »Bis bald, Elijah.«
    Fred legte auf und fühlte sich geehrt. Sein Ruf als Schriftsteller erreichte nach und nach den Senat, das Kabinett, ja sogar das Weiße Haus. Onkel Sam würde noch von ihm hören.
    *
    Niemand regte sich darüber auf, dass Warren ausgestreckt auf einer Bank lag. Er notierte, was ihm durch den Kopf

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