Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Machine Gun, und viele, viele andere. Die meisten von ihnen tragen keine Nadelstreifenanzüge oder auffällige Krawatten, an denen ihr sie erkennen könntet. Man muss schon Mafioso sein, um sie zu erkennen. Ihr hättet sie wahrscheinlich für brave Familienväter gehalten, die gerade von der Arbeit kommen. Was sie ja, um genau zu sein, auch sind. Unter all den vielen möchte ich aber einen besonders erwähnen, einen Clanchef aus Newark. Einen Typen, wie es ihn nur einmal gibt. Er ist verheiratet mit einer wirklich tollen Frau und hat zwei liebe Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Alles, was in seinem Territorium passiert ist, ging ihm zu Herzen. Davon muss ich euch erzählen …«
Da bemerkte er Maggie, die vor der Bühne stand. Nichts Vorwurfvolles lag in ihrem Blick, im Gegenteil, sie sah ihn mit Nachsicht an. Er verstummte, lächelte ihr zu und stand langsam auf.
»Komm, Fred, wir gehen nach Hause.«
Mit diesen Worten fühlte er sich von Maggie bei der Hand genommen wie ein Kind. Und wie ein alternder Künstler, der sich von seinem Publikum für immer verabschiedet, verbeugte er sich. Tosender Applaus brandete ihm entgegen. Alain Lemercier ahnte, dass einer der größten Abende seines Filmklubs gerade zu Ende gegangen war. All die Schlachten – er hatte sie nicht umsonst geschlagen.
*
Eingehüllt in Schweigen, machten sich Tom, Maggie und Fred auf den nächtlichen Nachhauseweg. Quint begleitete die beiden bis zur Haustür. Dort warnte er Fred:
»Wenn wir wegen deines Auftritts Ärger bekommen, dann lass ich dich fallen, dich und deine ganze Familie. Auch wenn der Ruf des FBI darunter leidet. Auch wenn ich dann mit der Tatsache leben muss, dass ich deinen Tod nicht verhindert habe. Seit sechs Jahren rackere ich mich ab und verschiebe dein Sterbedatum so weit wie möglich nach hinten.«
Doch niemand würde Ärger bekommen. Wenn Fred unnötige Risiken einging, hatte es nie Konsequenzen für ihn. Die Einwohner von Cholong würden sich zwar noch lange an diesen außergewöhnlichen Abend erinnern. Doch für sie blieb es bei einer Begegnung mit den Hirngespinsten eines Autors, mit dem die Fantasie durchgegangen war.
Fred und Maggie redeten kein Wort miteinander, bis sie ins Schlafzimmer kamen.
»Alle Achtung, du hast eine Spitzen-Show abgezogen.«
»Und du hast dich von deinen Hungerleidern bestimmt wieder als große Wohltäterin feiern lassen.«
Sie schaltete ihre Nachttischlampe aus, während er im Bad war, um sich die Zähne zu putzen. Ein Strahl dunkelbraunes Wasser ergoss sich in das weiße Waschbecken. Angewidert verließ er das Bad, um zu telefonieren.
»Quintiliani, ich möchte mich entschuldigen. Ich habe mich wie der schlimmste Idiot benommen.«
»Schön zu hören, aber ich glaube dir kein Wort.«
»Manchmal vergesse ich, wie hart dein Job ist.«
»Meistens lässt du diesen Spruch los, wenn du mich um etwas bitten willst. Ist das dafür der richtige Moment?«
»Tom, ich möchte dir eine Geschichte erzählen.«
»Hast du noch immer nicht genug?«
»Es geht in der Geschichte um dich.«
»Gut. Leg los.«
»Du erinnerst dich doch an Harvey Tucci, der seine Zeugenaussage nicht machen konnte, weil ihm ein Hitman mit einem Schuss den Hals weggeblasen hat? Und du, Tom, hast zu dem Team gehört, das ihn beschützen sollte. Es tut mir leid, dich an diese unangenehme Geschichte zu erinnern. Du warst damals erst kurz beim FBI .«
»Und du, Fred, warst auch noch ein blutiger Anfänger. Du hast dem Hitman Deckung gegeben. So hast du es mir erzählt.«
»Aber eines habe ich dir nicht erzählt. Dem Killer wollte es partout nicht gelingen, Tucci in die Schusslinie zu bekommen. Uns blieb also nur noch die Möglichkeit, stattdessen einen von euch kaltzumachen, um Tucci davon abzubringen, uns zu verpfeifen.«
»…«
»Du warst in seinem Fadenkreuz, Tom.«
»Erzähl weiter.«
»Er hat mich gefragt, ob er’s machen soll. ›Keine Kollateralschäden‹, habe ich geantwortet. Zehn endlose Minuten haben wir gewartet. Dann ist dieser Arsch von Tucci am Schlafzimmerfenster erschienen, um eine Kippe zu rauchen.«
»…«
»Das Leben hängt manchmal an einem seidenen Faden, oder?«
»Warum erzählst du mir das jetzt alles?«
»Der Abend heute hat mich fertiggemacht. Ich muss mit dem einzigen Familienmitglied sprechen, das mir in den Staaten geblieben ist.«
»Dein Neffe Ben?«
»Tu mir den Gefallen. Ich muss wissen, wie es ihm geht.«
»Ein verdächtiges Wort, und ich kappe das Gespräch.«
»Da wird
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