Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
nichts passieren. Danke, Tom.«
»Du hast mir nie gesagt, wer der Hitman war. War es Art Lefty? Franck Rosello? Auggie Campania? Wer?«
»Hab ich dir nicht schon genug verraten?«
Keine zehn Minuten später klingelte das Telefon. Maggie, die schon fast eingeschlafen war, wachte wieder auf.
»Hallo?«
»Ben? Hier ist Fred.«
»Fred? Welcher Fred?«
»Fred, dein Onkel aus Newark, der jetzt weit weg von Newark wohnt.«
Am anderen Ende der Leitung begriff Ben, dass sein Onkel Giovanni ihn von Gott weiß wo auf diesem Planeten anrief. Das Gespräch wurde also abgehört.
»Geht’s dir gut, Ben?«
»Ja, Fred.«
»Ich habe an das Wochenende mit den Kindern in Orlando denken müssen.«
»Ich erinnere mich.«
»Da hatten wir ordentlich unseren Spaß. Haben wir nicht sogar Holiday on Ice gesehen?«
»Stimmt.«
»Hoffentlich können wir so etwas eines Tages wiederholen.«
»Stimmt.«
»Was mir am meisten fehlt, sind die guten Bagels aus dem Deli in der Park Lane. Am liebsten mochte ich die mit Pastrami, rohen und frittierten Zwiebeln und diesen lustigen Peperoni. Und dazu einen Pfeffer-Wodka.«
»Es gibt zwei verschiedene Sorten, roten und weißen.«
»Den roten.«
»Ja, der ist besser.«
»Davon abgesehen, ist alles okay, Ben? Gibt’s nichts Besonderes zu berichten?«
»Nein. Ach doch. Ich hab deine ganzen Kassetten aufgehoben. Alle deine Bogart-Filme.«
»Auch Sackgasse ?«
»Ja.«
»Pass gut auf sie auf. Gehst du noch zum Pferderennen?«
»Klar.«
»Beim nächsten Mal setzt du in Erinnerung an deinen alten Onkel auf die 18, die 21 und die 3.«
»Ich denke dran.«
»Sei umarmt, mein Großer.«
»Ebenfalls.«
Fred legte auf und wandte sich an Maggie.
»Ben, mein Neffe, kommt in zwei, drei Tagen übers Wochenende zu Besuch.«
»Und die Adresse?«
»Ich habe sie ihm gerade gegeben.«
»Du hast ihm gerade unsere Adresse gegeben?«
»Ja, ich habe ihm gerade unsere Adresse gegeben.«
»Quintiliani wird dich umbringen.«
»Ich hab’s getan. Er wird nichts mehr daran ändern können.«
»Gianni, sag, die Geschichte mit dem Kollateralschaden, stimmt die?«
»Ja.«
Sie schalteten gleichzeitig ihre Nachttischlampen aus. Der Tag endete, wie er begonnen hatte. Mit einem Telefonat zwischen Frankreich und den Staaten.
»Ben kann uns seine Polenta mit Krebsen machen«, sagte sie. »Die Kinder werden sich freuen.«
Fred ging diese Nacht nicht auf die Veranda. Maggie schmiegte sich an ihren Mann, und beide schliefen sofort ein.
Fünf
Sandrine Massart war im Morgenrock. Mit gekreuzten Armen und ohne ein Wort zu sagen, sah sie ihrem Mann bei seinen Reisevorbereitungen zu; wieder einmal ging es auf die andere Seite der Erdkugel. Nichts liebte Philippe mehr als diese einstudierten, mit der Zeit immer mehr verfeinerten Handgriffe: den Laptop in seine schwarze Stofftasche packen, die Hemden nach sorgfältig überlegten Kriterien auswählen, sich im Internet über das Wetter in Südostasien informieren, die Hermès-Tücher als Kundengeschenke einstecken, und keinesfalls das Buch vergessen, das er zwar nicht lesen würde, das bei ihm aber immer einen Bezug zum Reiseziel hatte. Bereits das Auswechseln der Batterien an seinem Discman oder das Heraussuchen seines Impfpasses machte ihn froh; sie waren ein untrügliches Zeichen, dass die nächste Abreise unmittelbar bevorstand. Sandrine hatte sich damit abgefunden, dass er so oft verreiste. Doch dass er jedes Mal seine Freude darüber, aus dem Haus zu kommen, nicht verbarg, das verübelte sie ihm. Philippe war in Gedanken schon unterwegs, weit weg von Cholong. Wo genau, spielte dabei keine große Rolle.
Vor vierzehn Jahren hatten sie in Paris geheiratet. Er hatte einen Job im Management einer Nähmaschinenfabrik ergattert, sie war kurz vor Beendigung ihres Jurastudiums. Zwei Jahre später bot man Philippe den Posten des Vertriebsleiters bei einem neuen Unternehmen im Departement Eure an. Gleichzeitig hatte Sandrine die Möglichkeit, in eine Kanzlei, die sich auf Arbeitsrecht spezialisiert hatte, einzusteigen. Eine Entscheidung musste gefällt werden. Da der kleine Alexandre aber bald beider Leben aufmischen würde, fiel es Sandrine nicht besonders schwer, die Anwaltsrobe an den Haken zu hängen und mit ihrem Mann nach Cholong zu ziehen, damit er sich dort ganz seiner neuen Aufgabe widmen konnte.
»Wir bleiben höchstens drei, vier Jahre, Schatz. Vielleicht findest du in der Gegend auch eine Kanzlei. Wer weiß?«
Sie fand keine. Und als Timothée geboren
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