Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
, Wischen und Bohnern passen auch nicht .«
»Vergiss nicht«, meinte sie, »wir haben es hier nicht nur mit kleinen Klugscheißern, sondern mit kleinen perversen Klugscheißern zu tun. Die denken beim Polieren von Schuhen sicher an ein anderes Wort …«
»Aber dazu sind sie doch noch zu klein.«
»›Auf Hochglanz bringen‹, sieben Buchstaben. Du bist der Kerl, sag du es.«
» Wichsen ?«
»Aber klar. ›Auf Hochglanz bringen‹, Wichsen. Hast du inzwischen eine andere Idee für ›Verschmolzenes‹, sechs Buchstaben? Dein Basalt ist falsch. Der zweite Buchstabe muss ein R sein wegen der Orgie .«
»Da kommen viele Gesteine infrage. Aber auch Mineralien und Legierungen. Ich bin da kein Fachmann.«
»Ich hab’s. ›Verschmolzenes‹: Dreier. «
»Wie bitte?«
»›Verschmolzenes‹: Dreier. Gemeint ist natürlich der flotte Dreier.«
»Eine Orgie und ein flotter Dreier im gleichen Rätsel, und beide kreuzen sich auch noch?«
»Warum nicht? Außerdem stehen unsere Kids anscheinend auf Zahlenmystik. Denk an ›Die Hälfte plus ein Dritter‹. Aber was ist mit einem englischen Wort für ›Kommt von Herzen‹? Hat nur vier Buchstaben.«
»Das kann alles Mögliche sein. Hate, Fuck, Lust. Auch Love käme infrage!«
»…«
»…«
»Wenn wir Love nehmen, beginnt ›Ein Handgriff genügt‹ mit einem O, neun Buchstaben. Du ahnst, woran ich denke.«
»Nein, bitte, nicht schon wieder …«
»Die Jungs in diesem Alter denken eben an nichts anderes. Aber leider passt das O von Onanieren nicht zu unserem zugegebenermaßen etwas langweiligen Brennend als Lösung für ›Feuer und Flamme‹.«
»Warum nehmen wir nicht einfach Verliebt ?«
»Ja, warum eigentlich nicht.«
Ihr Flugzeug würde bald in Los Angeles landen. David hatte beschlossen, das amerikanische Paar nicht anzurufen. Sicher hatten sie ihn vergessen. Stattdessen schlug er Delphine vor, sich gemeinsam die Stadt anzusehen. Zwanzig Minuten später ging der Reinigungsdienst des Flughafens durch die Reihen der Economyclass und warf den ganzen Abfall, den die Passagiere hinterlassen hatten, in Müllsäcke. Auch die Gazette de Jules-Vallès war darunter.
*
Am nördlichen Ende des Flughafengeländes standen gigantische Container, in denen täglich mehrere Tonnen Müll von den neun Terminals des L. A. International Airport gelagert, gemischt oder verbrannt wurden. Heute Morgen sollten die, die Müll zum Recyceln enthielten, mit Sattelschleppern zur Wiederaufbereitung nach San Diego gebracht werden. In vier dieser 6-Kubikmeter-Behälter stapelten sich Tausende von Zeitschriften, Zeitungen und Ausdrucken, die die Fluglinien palettenweise angeliefert hatten. Wie ein Insekt, das in einer Streichholzschachtel festsaß, wühlte Donny in dem Behälter herum, der am wenigsten gefüllt war.
Donny Ray hatte keine Mutter mehr. Die meiste Zeit des Tages verbrachte er außer Haus, er wollte seinem Vater, der knapp bei Kasse war, so wenig wie möglich auf der Tasche liegen. Mit fünfzehn Jahren musste ihm niemand mehr Kleider oder etwas zu essen kaufen, auch Ratschläge über das Leben und seine Tücken, denen sein Vater selten gewachsen war, waren überflüssig. Donny ging kaum ins Kino, sah nie fern und niemand in seinem Viertel taugte als männliches Vorbild für ihn. Sein Vater, der Versager, gab zumindest ein warnendes Beispiel ab, dem er nicht folgen wollte. Donny kam einigermaßen gut allein zurecht, hier und da schnappte er ein paar Überlebenstipps auf; er hatte keine behütete Kindheit gehabt, noch nie hatte ihn irgendjemand verwöhnt. Aber er verstand es, das Leben nicht allzu schwer zu nehmen; wie ein Dichter hatte er seinen eigenen Blick auf die Welt, er genoss jeden Augenblick unerwarteten Glücks. Mit dreizehn wurde er finanziell unabhängig; er hatte es satt, dass sein Vater sich in sein Leben einmischte, gleichzeitig aber konnte er ihm auf diese Weise helfen, bis zum Ende des Monats über die Runden zu kommen. Nach mehreren Jobs am Rand der Legalität hatte er sich auf das Sammeln von alten Zeitungen spezialisiert wie andere auf das Sammeln von alten Coladosen. Dreimal die Woche stieg er in die Container am Flughafen und vertickte seine Beute dann an Händler, die sie an Sammler von Comicstrips, Zeitschriften und Zeitungen weiterverkauften. Für alles gab es Abnehmer. Mit der Zeit war Donny ein Meister im Durchsuchen von Containern und im Aufreißen neuer Kunden geworden. Die Müllabfuhr drückte beide Augen zu, solange er seinem Geschäft allein
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