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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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Einbrechern zu schützen, ließ Stu auch tagsüber die Rollläden geschlossen. Schon so manches Mal hatte Donny hier vor dem Fernseher geschlafen, ganz in die Sofakissen versunken. Reflexartig ging er zum Kühlschrank, sah kurz hinein, nahm aber nichts heraus. Stu machte sich wieder an die Arbeit, es schien sich um eine heikle Angelegenheit zu handeln, die von Weitem an eine Zeit erinnerte, von der die beiden Jungs nicht mehr die geringste Ahnung hatten: die Prohibition.
    »Darf man erfahren, was du da treibst?«
    »Ein Päckchen für meinen Onkel Erwan.«
    Auf dem Tisch standen zwölf Tassen mit schwarzem Kaffee, ein Paket Puderzucker und sechs Flaschen reiner Alkohol.
    »Alkohol und Kaffee, das ist seine Droge. Außerdem soll’s gut für die Verdauung sein. Behauptet der Idiot zumindest. Ich muss diesen Typen wirklich mögen. Dabei nervt er unglaublich. Statt Irish Coffee, den man in jedem Laden bekommt und den jeder anständige Ire trinkt, muss es für den Herrn etwas Selbstgemachtes sein. Wahrscheinlich sind die Scheiß-Itaker schuld, bei denen er immer abhängt. Ein richtiger Scheiß-Job, ich sag’s dir. Du brauchst Alkohol, neunzigprozentigen. Den vermischst du dann mit Zucker und Kaffee. Aber Achtung! Kein Kaffee, wie ich ihn mir mache, nein, es muss Espresso sein, richtiger Espresso. Das Gesöff, das sie drüben bei Martino brauen. Während ich hier die ersten Flaschen abfülle, könntest du kurz zu Martino rübergehen. Ich brauche noch mal gut zehn Tassen. Alles klar?«
    »Stu, ich bin verliebt.«
    »Was geht’s mich an! Du, verliebt? In wen?«
    »Linda Mae Barker.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Sie ist ein Playmate.«
    »…? Zeig her.«
    Donny hielt ihm den Playboy hin, was er aber sofort wieder bereute. Eifersucht.
    »Die da? Willst du mich verarschen? Die sieht aus wie meine Mom zu ihrer Schulzeit. Schnapp dir ein Tablett mit sechs Tassen. Und lass den Kaffee nicht kalt werden. Warm mischt er sich besser.«
    »Ich will wissen, was aus ihr geworden ist.«
    »…?«
    »…«
    »Wahrscheinlich ist sie tot. Von wann ist das Foto?«
    »1972.«
    »’72? Bist du bescheuert? Das ist heute ’ne alte Kuh. Widerlich.«
    »Was ist aus ihr geworden, danach? Hat sie geheiratet? Hat sie Kinder? Sagen die Leute noch immer zu ihr: ›He, ich hab dich im Playboy gesehen. Ist wahrscheinlich schon ’ne Weile her.‹ Hat dieses Foto ihr Leben verändert? Zum Guten? Zum Schlechten? Bereut sie’s? Oder ist sie immer noch stolz? Wie sie wohl heute aussieht? Wird eine Frau, die einen Monat lang die Hälfte aller Männer der Erde in den Wahnsinn getrieben hat, auch älter wie die anderen?«
    Stu rutschte nicht mehr vor seinen Flaschen hin und her. Er sah seinen Freund beunruhigt an.
    »Das ist nur so ’ne Phase. Da musst du durch. Das ist nicht schlimm, red mal mit jemandem darüber. Als ich so alt war wie du, hatte ich auch mal ’nen Hau weg. Aber das hier, Donny, das ist echt überspannt.«
    »Ich werde an Hugh Hefner schreiben. Der weiß, was aus ihr geworden ist.«
    »An wen?«
    »Das ist der Typ, der den Playboy gegründet und die Bunnys erfunden hat. Der weiß, was aus ihr geworden ist.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich um alle Vollidioten, die schreiben, einen großen Bogen machen. Plötzlich hast du nämlich die Bullen im Haus.«
    »Vielleicht guck ich mal im Internet. Sicher gibt’s da ’ne Seite, die heißt ›Was ist aus ihnen geworden?‹«
    »Wie wär’s, wenn du dich zur Abwechslung in jemanden verliebst, der so alt ist wie du? Ich denke da an die kleine Sängerin aus dem Studio A.«
    »Linda Mae braucht mich vielleicht, gerade jetzt.«
    »Nein, ich brauche dich, gerade jetzt. Jetzt besorg mir diesen Scheiß-Espresso, damit ich dieses Scheiß-Paket wegschicken kann. Um deine Probleme kümmern wir uns später, okay?«
    So machten sie es, und schon bald konnte Stu die letzte Flasche verschließen und die Holzkiste herausholen, in der sein Kaffeeschnaps fünfzehn Staaten von West nach Ost durchqueren sollte.
    »Dein Onkel Erwan ist doch der mit der Autowerkstatt?«
    »Hast du sie nicht mehr alle? Wenn Onkel Dylan etwas von mir will, dann kann er lange warten. Erwan ist in Rikers, bei den richtig schweren Jungs. Der traut sich da nicht, die Fliege zu machen! Und weil der Arsch nur noch mich als Verwandten hat, und weil ich ein Vollidiot bin, braue ich dieses Scheiß-Gesöff für ihn zusammen.«
    Stus Lieblingsonkel war der ältere der Dougherty-Brüder. Er hatte Ende der Sechzigerjahre Los Angeles verlassen, um

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