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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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wieder aufzunehmen gedenke — in Kir Aristides’ eigenem Interesse . . .
    »Genug, Archont«, unterbrach Malchatun den Byzantiner, indem sieheftig an eine Bronzeplatte schlug. »Kir Aristides ist nicht mehr in der Lage, Sie anzuhören. Sie sehen es selbst.«
    Kir Michael war so mit sich zufrieden, daß er keine Gegenvorstellung machte. Dessen glaubte er gewiß sein zu können, daß von seiten des alten Kontophres kein Widerstand zu erwarten sei.
    Wenn sie anderer Meinung hätte sein können, wäre Malchatun wohler gewesen. Doch sie hatte gesehen, wie erschüttert Kir Aristides gewesen war. Abgründig müsse der Haß des Vaters gegen den Sohn sein - daran zweifelte sie nicht.
    Sic befahl, den Hausherrn auf das Polster zu betten. Aber statt Apollonia zu suchen, verließ sie, mit allen Winkeln des unregelmäßigen Baues vertraut, heimlich das Schloß.
    Sie suchte Aratos, und beim Grobschmied fand sie ihn im Begriff, die Stadt zu verlassen.
    Er müsse ihr helfen, rief sie und bat ihn, die Ertoghruler zu warnen. Falls sie mit Geschenken zur Hochzeit kämen, seien sie auf der Karawanenstraße von Lefke her zu erwarten.
    Ohne siezu unterbrechen, hörte Aratos ihren Bericht. Dann sah er sinnend seine junge Freundin an.
    »Und wenn Kir Michael nun recht hätte?« fragte er. »Es sicht fast so aus, als wenn die Grenzreiter des Sohnes Manuel größte Hoffnung wären.«
    »Was weißt du von Manuel?«
    »Wenig«, meinte Aratos, »auch war er damals, als sein Vater ihn fortjagte, nicht viel mehr als ein dummer Junge. Aber du solltest an Apollonia denken das solltest du -«
    »Manuel ist ihr Bruder«, wurde Malchatun ungeduldig. »Ich verstehe nicht, wie du noch zögern kannst!«
    »Ich zögere nicht«, beruhigte er sie. »Doch ich tue es für dich, Marula, und nicht wegen des Manuel.«
    »Ich bin ein Arzt«, sagte sic, »und du bist ein Priester wir tun beide, was wir müssen.«
    Des Aratos ernstes Gesicht erheiterte sich.
    »Das war eine Predigt«, schmunzelte er, »und nicht die schlechteste, sollte ich meinen.«

5
    Malchatun hatte getan, was zu tun gewesen war. Aber sie hatte darüber nicht vergessen, daß Kir Aristides ihrer bedürfe.
    Alles schickte sie hinaus, was den Hausherrn umgab. Nicht jedermann brauche zu wissen, was geschehen sei, dachte sie, und von dem Wiederauftauchen des Haussohnes Kir Manuel schon gar nicht!
    »Er soll nicht kommen«, ächzte der Kranke, »er soll nicht! Marula «
    »Ich höre Sic, Kir Aristides«, sagte Malchatun jüngferlich herb. »Sie brauchen mir auch nicht zu sagen, wer nicht kommen soll. Sie denken an Ihren Sohn. Aber was Sie fordern, entspricht nicht den Gesetzen Ihres eigenen Glaubens und nicht denen irgendeiner Religion. Ganz unnatürlich sind Ihre Wünsche. Sie sollten sich von allen bösen und rachsüchtigen Gedanken befreien. Das wird Sie befähigen, wieder gesund zu werden. Denn Sie sind krank, Kir Aristides, kränker, als Sie vielleicht glauben.«
    »Marula . . .«
    Kir Aristides’ Stimme flehte.
    Sie beugte sich über ihn.
    »Ja -«
    »Mach, daß ich nicht sterbe«, bat er, »Ich darf noch nicht sterben, Marula.«
    »Sic wollen ihn Wiedersehen?«
    »Nein!! - Niemals. Er muß weg. Wenn er die Rückkehr wagt, muß er ganz weg!«
    »Allah, erbarme dich«, betete Malchatun.
    Was habe Aratos gesagt? überlegte sie. Ein dummer Junge sei Manuel gewesen achtzehn Jahre vielleicht - und dennoch fortgejagt worden, und nun nach zwei Jahrzehnten noch dieser Haß Kir Aristides’ Sohn, Apollonias Bruder - unmenschlich erschien ihr das.
    »Unmenschlich sind Sie«, sagte Malchatun streng. »Wie wollen Sie Gottes Gnade erlangen, wenn Sie selbst keine üben?«
    »Unmenschlich ist das Verbrechen, das begangen wurde.«
    Kir Aristides, der ein Mann strenger Sitten war, nannte das Verbrechen nicht. Losgelöst ausallen menschlichen Beziehungen schwebte es im Raum.
    Ein tiefes Mitleid ergriff Malchatun mit einem Jüngling, einem halben Knaben noch. Sie sann über das Vergehen, das Verbrechen, das Manuel in seiner Jugend begangen haben könne, und fand keins, das mehr als zwanzigjährige Verbannung nicht gesühnt hätte. Nie zuvor hatte sie sich so als Mitglied der Familie Kontophres gefühlt wie gerade jetzt.
    »Hilf mir auf«, bat Kir Aristides nun auf eine Weise, die ihren Widerspruch fortwischte, »ich weiß, daß ich krank bin.«
    Sic führte ihn an seinen Stuhl, in dem er nun mit einer Würde saß, die ihr fremd war. Sie bangte, ob nicht der ernste Thanatos ihm schon zur Seite stehe.
    Still

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