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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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    Der Greis aber hielt sie fest.
    »Glaube mir doch, Marula: mehr als ich war er ihr Mann. Und sie leugnete es nicht einmal, daß Manuel mehr sein Sohn sei als meiner. Du verstehst mich, ich sehe es. Nach jeder menschlichen Vermutung bin ich des Manuel Vater. Aber ich weiß, was du denkst. Meine Mauern seien ein Aberglaube und nicht Wirklichkeit? Weil der Geist stärker sei, meinst du? Er ist es, Marula. Gedanken sind stärker als das Fleisch. Die Gedanken der Eudoxia Mazaris an den fränkischen Barbaren meine eigenen Gedanken an ihn. Immer ähnlicher wurde Manuel dem Barbaren, nicht mir!«
    »Er ist Ihr Sohn«, sagte Malchatun hart. »Sie haben Ihren eigenen Sohn fortgejagt, Kir Aristides.«
    »Er ist mein Feind. In ihm ist der fränkische Ritter wiedererstanden, sag’ ich dir. Der wollte es nicht leiden, daß ich die Eudoxia heiratete, und der rächte sich dann.«
    »Sie sind verwirrt, Kir Aristides.«
    »Ich erinnere mich haargenau. Es war wenige Monate nach der Hochzeit mit meiner zweiten Frau, mit Kira Maria. Im gleichen Alter war sie wie ihr Stiefsohn Manuel. Eines Tages nun mußte ich verreisen, und ich gedachte die Nacht über fortzubleiben. Du kanntest Kira Maria. Sie war anders als Eudoxia, und wir waren erst kurz verheiratet. So trieb es mich denn zurück. Zu ihr trieb es mich! Ohne Licht zu entzünden, legte ich mich neben sie. Da aber sagte sie etwas. Halb im Schlaf sagte sie es . . .«
    »Ich will es nicht hören!«
    »Du brauchst es nicht zu hören. Nur so viel mußt du wissen, (laß Maria mich schon längst zurückgekehrt wähnte und in meinen Armen gelegen zu haben glaubte - verstehst du? in meinen, der ich doch weit über Land gewesen war!« Er hielt inne. »Du sagst nichts?« fragte er. »Ich machte es wie du. Ich sagte auch nichts. Aber eingedrungen sein konnte vor mir nur einer . . .«
    »Warum befragten Sie Kira Maria nicht?«
    »Du bist wie dein Vater. Befragen, befragen! Den letzten Schleier reißt ihr fort. Alles wollt ihr wissen. Schamlos seid ihr!«
    »Und sie verstießen auf einen bloßen Verdacht hin Ihren Sohn?«
    »Nicht auf einen Verdacht!«
    »Sie konnten Kira Maria mißverstanden haben. Ein paar Worte im Halbschlaf, wohl gar noch im Traum -«
    »Kein Traum, kein Mißverständnis. War er in seine Stiefmutter verliebt, oder tat er es aus Haß? Denn daß er mich, seinen leiblichen Vater, haßte, daran ist nicht zu zweifeln! Jedenfalls kam es so weit. Maria rief meinen Schutz gegen ihn an. Sie selbst tat es. Meinst du immer noch, ich hätte sie über jene Nacht befragen sollen?«
    »Nein . . .«, ergab sich Malchatun.
    »Ich tat es nicht«, sagte Kontophres leise. »Sie war ohne Arg. Und mir genügte mein eigener Zweifel, der kein Zweifel mehr war.«
    Malchatun gedachte der mütterlichen Freundin ihrer Jugend und war erschüttert. Und doch wußte sie nicht, ob nun Neigung zu Kira Maria oder Feigheit diesen alten Mann am Fragen verhindert habe. Wahrscheinlich beides, dachte sie.
    »Oh, Marula«, stöhnte der Kranke, »nicht zu wissen, ob Apollonia meine Tochter oder meine Enkelin ist!«
    »Bitte nicht . . .«, beschwor sie ihn.
    »Und du, Marula«, flüchtete er sich unversehens in die Wollust der Grausamkeit, »vergiß nicht, daß deine Mutter damals noch hier im Hause lebte. Glaube nur nicht, daß Manuels Begehren nach meiner Frau ihn auf deine Mutter hätte verzichten lassen. Weswegen, denkst du, verließ deine Mutter so plötzlich unser Haus? Meinst du wirklich, nur um deinen so viel älteren Vater zu heiraten?«
    Voll Würde erhob sich Malchatun. Scheich Edebalis Tochter zu sein war ihr größter Stolz.
    »Ich bitte, nicht von Vermutungen zu reden, Kir Aristides, die ich als Tochter meines Vaters nicht anzuhören wünsche.«
    »Tochter? Wessen Tochter?« höhnte Kontophres, der, da er die eigene Vaterschaft in Frage gestellt sah, auch keine andere gelten lassen wollte. »Wirklich Edebalis Tochter oder nicht doch Manuels . . .?«
    »Kir Aristides!« empörte sich Malchatun. »Es war Ihre Sache, ob Sie an der Wahrheit Vorbeigehen wollten oder nicht. Jetzt aber haben Sie auch die Rechtschaffenheit, unwürdige Zweifel zu unterdrücken, die . . .«
    »Ich will ihn nicht sehen, sag’ ich dir!« rief der Burgherr mit seiner letzten Kraft. »Zweifel unterdrücken! Ich weiß, wo das hinausläuft! Wiederaufnehmen soll ich Manuel. Aber ich denke nicht daran. Ich schütze niemanden - niemanden schütze ich, ihn nicht und keinen seiner Moslemfreunde. Die Ertoghruler . . .«
    Was der Stadtherr

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