Malchatun
ansprach.
»Meine Kadin hört mich flehen für meinen Freund«, sagte er, »und obwohl Herr von Eskischehr, verschließe ich meine Wünsche, die ich ganz anders zu äußern vielleicht berechtigt wäre, in meiner Brust, um von der gelehrten Freundin meiner Schwester Befehle zu empfangen.«
Doch Malchatun täuschte der Samt nicht. Sie erkannte das Schwert.
»Auf welche Weise wollten Sie Ihre Wünsche wohl anders äußern, Kir Manuel?« wies sie ihn zurück. »Gedachten Sie etwa, Befehle zu geben?«
»Wie könnte ich so vermessen sein? Es war nur ein Spiel mit Worten . . .«
»Ganz gewiß nur ein Scherz, Marula!« sprang Daphne ihm
bei.
»Es ist ein Scherz! Aber jetzt möge Kir Manuel Scheich Edebali in seiner Tochter ehren«, schloß Malchatun und strebte zur Tür.
»Ließ ich es an Ehrerbietung fehlen?« fragte Manuel wie bestürzt und vertrat ihr rückwärtsschreitend den Weg. »Aber, Kadin, ist es strafbar, wenn man das, was man schätzt und verehrt, gern noch eine Weile behielte?«
Daphne mischte sich nicht mehr ein. Voll neugieriger Spannung verfolgte sie die Entwicklung einer Improvisation, die, wie sie zu wissen glaubte, nicht von Manuel vorgesehen war. Malchatun jedoch ging nicht auf ihr Stichwort ein - sie forderte Durchlaß.
»Man könnte mich in den Zelten meines Vaters vermissen.«
Daraufhin blockierte Manuel die Tür mit seiner ganzen Breite.
»Auch dies ist ein Scherz, daß ich Sie gar nicht freizugeben brauchte. Mein Bote hat weder Straße noch Haus genannt, und so weiß >in den Zelten Ihres Vaters<«, wiederholte er in Malchatuns eigenem Tonfall, »keine Seele, wo Sie sich befinden.«
Er lachte. Aber die Biederkeit dieses Lachens konnte Malchatun nicht über die Hintergründe täuschen.
Dennoch lächelte auch sie.
»So hätte Kir Manuel reden können, wenn er nicht inzwischen Mahmud der Moslem geworden wäre«, begegnete sie ihm mit gleicher Waffe. »Kir Manuel hätte vielleicht den großen Lehrer Edebali unterschätzt. - Sie aber, o Mahmud, wissen, daß nicht nur Sultan Alaeddin, sondern alle rechtgläubigen Fürsten und Herren mich würden suchen lassen, unter ihnen Sie selbst.«
»Ich hätte gesucht und nicht gefunden«, grinste er zornig.
»Nicht Sie allein hätten gesucht, und gefunden worden wäre an Stelle eines Neubekehrten vielleicht ein Christ . . .«
Der Stich saß richtig und ging tief.
»Außer über meines Vaters Leute«, verließ er jede Deckung, »bin ich Herr über zweihundert turkopolische Söldner. Tochter deiner Mutter, ich bin eine Macht!«
Immer stärker wurde Malchatuns Lächeln und zugleich immer kälter. »Wenn Sie Gewalt anrufen wollten - wozu brauchten Sie dann den Lehensbrief der Pforte? Wozu wären Sie dann in Kutahie? - Sie sehen also selbst, Mahmud Kontophres, daß Ihre Worte tatsächlich ein Scherz gewesen sein müssen.«
Sie betonte das letzte Wort, und es war dieser Ton, der es zum Befehl werden ließ. Davon versprach sie sich diesem Manne gegenüber mehr als von einem Argument. Mochte sein Verstand auch gar nicht so unbedeutend sein, so hatte sie doch begriffen, daß die Wallungen seines Blutes stärker seien als sein Gehirn.
»Marula, Liebe!« warf sich Daphne mit einem Gelächter zwischen die beiden. »Und auch du, Manuel! Ich könnte euch stundenlang zuhören, euch Fürsten der Beredsamkeit . . .«
Von Osman war nicht mehr die Rede gewesen. Hatte Manuel die Verabredung vergessen? Jedenfalls war es unverkennbar Osman, den man hörte.
Und man möge Kir Manuel fragen, ließ er sich draußen auf der Diele vernehmen, ob ihm, dem Kiaja, der Eintritt gestattet sei?
Durch Vorhänge und Polster vernahm es Malchatun. »Osman!« rief sie, nichts als diesen Namen wiederholte sie: »Osman ...!!«
Manuels Zaudern eines winzigen Augenblicks hatte ihr genügt, die Tür zu erreichen.
»Still!« befahl Daphne und hielt ihrem Manne den Mund zu. »Habe ich einen Narren geheiratet?!«
Beide horchten . . .
»Sie gehen fort «, flüsterte Daphne. - Und dann nach einer Pause: »Was mag Osman gewollt haben?«
Bei dieser Frage wurde sich Manuel plötzlich seiner Lage bewußt.
»Vermutlich etwas - von Schermugan«, stotterte er. »Glaubst du, daß Osman schon mit Alaeddin sprach? Aber was soll das noch!« besann er sich. »Das ist jetzt alles aus. Gar nicht denken mag ich daran.«
»Sehr viel sollst du daran denken«, widersprach Daphne. »Einmal richtig nachdenken könnte dir gar nicht schaden!«
»Ja, wie sprichst du denn mit mir -?«
»So, wie es nötig
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