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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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zugewiesen.
    Nach ihrer Flucht aus Itburni war es Manuel dann gleichgültig geworden, ob er die Bekenner des Islams gegen sich aufbringe oder nicht. Als eine Leibeigene der Kontophres hatte er Malchatun in Anspruch genommen. Es sollte ein Schimpf sein und war einer. Es war mehr als das! Die Sache war vor die Dschirga gekommen.
    Türken sowohl wie Turkmanen trieben ihre Herden auf den Tumanidsch, und der Streitigkeiten wäre kein Ende gewesen, wenn die Stämme nicht ihre »Dschirga« gehabt hätten, ihre große Ratsversammlung. - Einmal im Sommer trafen sie sich. Dann blieben die Waffen in den Zelten. Mochten die Reden
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    auf dem Ratshügel noch so hitzig verlaufen - keiner wagte, sich am Gegner zu vergreifen.
    Vor wenigen Wochen erst hatte die letzte Dschirga stattgefunden. Und da Manuel Kontophres als Kläger angemeldet gewesen sei, habe sie, Malchatun, sich ebenfalls eingefunden . . . , nur nicht weiterdenken! Wie gegen eine Meute, die sie anfiel, wehrte sich Malchatun gegen ihre Erinnerung . . .
    Aber der Versuch gelang nur halb. Und es sei nicht die Gefahr gewesen, dachte sie dennoch weiter, obwohl Manuel einige Turkmanenhorden gekauft gehabt habe - es sei die Schmach gewesen, ihn hören zu müssen, ihn reden lassen zu müssen, ihn und seine Gesellen. Zwischen zwei so ehrwürdigen Männern wie Ertoghrul und Edebali war sie auf dem Ratshügel erschienen. Manuels Beredsamkeit war blumig und gerade darum so verletzend gewesen. Seine Forderung hatte gelautet: Die Dschirga möge den Ertoghrulern aufgeben, dem Mädchen Malchatun jeden Schutz zu entziehen.
    Bleich und wild hatte Osman zwischen seinen Alpen gestanden. Mit Sorge hatten es die Alten bemerkt. - Und schließlich war von Ertoghrul der Gegenantrag gestellt worden: die Dschirga und alle ihr angehörenden Türken- und Turkmanenstämme mögen Edebalis Tochter Malchatun in ihren Schutz nehmen unter Androhung von Blutrache gegen jeden, der das Mädchen verletze.
    Da die Abstimmung leicht zu einer Spaltung hätte führen können, hatte fast alle bange Erwartung erfüllt. Zuletzt freilich war eine Mehrheit für Ertoghruls Antrag ausgezählt worden.
    Aber nicht nur um Sieg hatte Manuel gekämpft - ihm, dem Verbannten, der längst nicht mehr alles von der Grenze wußte, ihm war es fast ebensosehr auf den Schimpf angekommen, darauf, zwischen Christen und Moslemin Streit zu entfachen, und für seinen letzten Trumpf hatte sogar seine Niederlage noch die Gelegenheit hergeben müssen.
    Er betrachtete das strittige Mädchen nach wie vor als ihm hörig, hatte er mit aufreizender Gelassenheit verkündet, und auf dem Marktplatz von Eskischehr stehe ein Bock der Gerechtigkeit, auf dem siedie fünfzig Peitschenhiebe empfangen werde, zu denen er, Manuel, Gerichtsherr von Eskischehr, sieals eine entlaufene Sklavin mit Fug verurteile. Doch wolle er sie mit Rücksicht auf die hier gehörten Meinungen ehrenwerter Männer begnadigen, wenn die Entlaufene freiwillig zurückkehre und selber begehre, daß man ihr den silbernen Sklavenring mit dem Wappen ihres Eigentümers um den Fußknöchel schmiede.
    Kumrals Schwert war verstummt und er selbst verschwunden, Malchatun erblickte ihn nicht mehr.
    Als sie sich umwandte, sah sie Apollonias weitoffene Augen.
    »Du mußt nicht immer daran denken«, sagte Apollonia, »hier sind wir beide in Sicherheit, und wenn die Männer erst zurück sind . . .«
    »Schlaf jetzt«, bat Malchatun, »es ist alles gut.«
    Irgendwo in den Hängen des Tumanidsch hielt ein ertoghrulisches Geschwader Wache. Nach Hinterlegung des Stammeseigentums in der Burg würden die Frauen wieder eines Schutzes bedürfen. Auch Osmans Bruder Ghundus und seine
    Männer hatten nach dem Vertrag mit Salmenikos Biledschik nicht betreten. Allein Kumral hatte Malchatun begleitet. Auf ihn traf der Vertrag nicht zu. Er war kein Ertoghruler und durfte schon mit Rücksicht auf Malchatun kommen und gehen nach seinem Belieben. So war er auch in der Nacht von Appolonias Wehen nicht in der Burg gewesen.
    Jetzt aber ließ er Malchatun fragen, ob er in das Haus eintreten dürfe, er habe mit ihr zu reden. Malchatun war von den Nachtwachen erschöpft. Dennoch nickte sie Gewährung, und die junge Dienerin verschwand mit einem kleinen Gruseln und doch auch ein wenig erheitert über den griesgrämigen Unhold, dem sie die Botschaft auszurichten hatte. Daß Kumral von vielen für einen Abdal gehalten wurde, wußte sie nicht, und hätte sie es gewußt, so würde siedaraus nur ungünstige Folgerungen für

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