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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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so sehr«, sagte er, indem er sie ganz dicht an sich heranzog. »Ich gönne das Mädchen - uns beiden.«
    Manuel wußte, womit er Daphne ablenken müsse, wenn er sich ihrer Herrschaft entziehen wolle.

11
    »Nenuphar«, sagte Apollonia und drückte die Neugeborene an die Brust.
    »Nilufer . . .«, wiederholte Malchatun.
    Derselbe Name, Lotosblüte, kam der Griechin griechisch über die Lippen und Malchatun türkisch. Die Zärtlichkeit jedoch, mit der beider Frauen Blicke das winzige Wesen umfingen, war die gleiche. Um so geringere Dankbarkeit bezeigte der rötliche, wenig ansehnliche Fleischballen dadurch, daß er den Lauten seines anmutigen Namens mit so heftigem Gebrüll begegnete.
    Freilich schien das Lärmen auf der festen Burg Biledschik auch sonst kein Ende zu nehmen. Türkische Laute standen obenan. Nach einer Nacht, die der Gebärenden Wehen gehört hatte, konnte man jetzt noch andere türkische Worte vernehmen als das aus Malchatuns Mund: Mit Zwitschern, Gelächter drangen einzelne Rufe volksfestlich ins Gemach und dazwischen immer wieder das Geräusch des Schleifsteins auf einer stählernen Schneide.
    Es war nämlich der Frühsommertag des Herdenaustriebs, und die Frauen der Ertoghruler brachten die Habe des Stammes nach Biledschik. Der Schwertschleifer aber war Abdal Kumral.
    Seiner Gewohnheit gemäß murrte er. Daß die Ertoghrule-rinnen mit ihren Ballen und Lasten auf den Köpfen unverschleierte daherkamen, verschlug ihm zwar nichts. Er war ein Mann der kleinen Leute. Denen sah er schon etwas nach, wenn, was beides zutraf, eine Notdurft hinter ihrem Tun stand oder eine alte Gewöhnung. Auch daß Frauen, in gehöriger Masse vereint, gern zur Tapferkeit entbrennen und männlichem Scherzruf so leicht keine Antwort schuldig bleiben, wußte er ebenfalls. Es war weniger die Keckheit als das weibliche Getöse überhaupt, das ihm Mißbehagen bereitete. Denn an das eigene Getöse zu denken, das er selbst unter dem Fenster der jungen Mutter veranstaltete, hätte ihm niemand zugemutet. - Er selbst schon gar nicht.
    »Liebe«, sagte Apollonia und streckte ihre Hand aus, »daß du kamst!«
    Sic hatte die Geburt ihres Kindes überstanden und war
    erregt.
    Mit einem Lächeln der Beruhigung umschloß Malchatun der Freundin zittrige Finger.
    »Es scheint«, sagte sie, »daß wir beide unser Haus verlassen mußten, damit Nilufer zur Welt kommen könne.«
    So schien es wirklich
    Wegen der Schwäche seiner Burg Jarhissar waren dem jungen David Asanes Befürchtungen gekommen. Darum hatte er seine Frau nach Biledschik gebracht. Zu viel hatte sich ereignet, und Apollonia war eine Kontophres. Die Bosheit würde es vielleicht nicht wissen wollen, daß sie vor dem eigenen Bruder hatte flüchten müssen und sich gegen ihn gewandt hatte. Eine Gewalttat des Kir Manuel konnte sehr wohl an ihr Auge um Auge, Zahn um Zahn vergolten werden - eine Gewalttat an Malchatun.
    In einer plötzlichen Aufwallung umfing Malchatun mit ihren Armen Mutter und Kind.' - Nein, Apollonia sollte nicht das Opfer dummer Zufälle werden, und es sei gut, daß die Freundin in Biledschik sei, wenn es für sie selbst, Malchatun, auch seine Gefahren habe, herzukommen . . .
    Erneut lehnte der Säugling sich auf - dieses Mal gegen die Umarmung.
    »Sei still«, tröstete Malchatun, »jetzt bist du da, kleines Ding, und alles ist gut.«
    »Alles ist gut. . .«, wiederholte Apollonia. »Aber du hättest nicht kommen dürfen, Marula . . .«
    Abwehrend lächelte Malchatun und trat an das Fenster. Noch immer schrillte der Schleifstein. Kumral schliff das Schwert, das ihm Osman für die glückverheißende Prophezeiung geschenkt hatte. Sie kannte den Grund dieses Schleifens, und ihr Lächeln wich einem tiefen Ernst... In Itburni sei Manuel gewesen. Vor ihren Vater hinzutreten, habe er gewagt, um sie, Malchatun, als zweite Frau für sich zu verlangen. Der Moslem Mahmud Kontophres! Und eine zahlreiche schwerbewaffnete Eskorte habe diese Werbung unterstützt. Nur daß eben sie selbst nicht in Itburni gewesen sei und daß ihr Vater dem unerbetenen Schwiegersohn sich mehr als gewachsen gezeigt habe. Erst in der drittnächsten Nacht sei er dann mit Schülern und Gesinde verschwunden - alles habe er in Itburni gelassen: Äcker und Häuser, nur nicht sie und sich selbst.
    In Seraidschik, so genannt wegen der Burg, oder Basardschik wegen des Kaufmarktes, wohnte jetzt Edebali. Der größeren Sicherheit wegen hatte Ertoghrul gerade die Seraidschiker Burg seinem geistlichen Gastfreund

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