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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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werden. In diesem Augenblick stand es für sie fest, daß der Bote echt sei. Salmenikos habe erfahren, daß siesich in seiner Burg befinde, und ihr habe er den Boten gesendet, nicht Apollonia und keinem andern. Um sie zu begrüßen, habe er das getan, und sie zu benachrichtigen, daß er selbst bald folgen werde.
    »Wann wird er kommen?«
    »Gar nicht, sagte der Bote«, erklärte Kumral. »Zuerst verhielt sich der Mann recht schweigsam, aber dann nach einigem Zureden bequemte er sich. Salmenikos sei krank . . .«
    »Verwundet?!« unterbrach Malchatun, ohne an die Art von Kumrals »Zureden« eine Frage zu verschwenden.
    »Der Man sagte >krank<«, ließ sich der Heilige nicht beirren. »Doch hoffe Salmenikos bis Seraidschik zu kommen . . .«
    Malchatun sprang auf.
    »Wir müssen aufbrechen«, entschied sie. »Jetzt gleich.«
    »Das ist es vor allem, meine Tochter, warum ich diesen Botengänger mit festen, neuen Stricken zusammenschnüren ließ.«
    »Das bedeutet?«
    »Ich dachte es mir, daß du versessen darauf sein würdest, nach Seraidschik zu reiten.«
    »Und deswegen ?« Sie verstand ihn nicht.
    »Jawohl«, nickte aber Kumral. »Soll etwa ganz Biledschik um diesen Ritt wissen? Ich meine, falls es mir nicht gelingen sollte, ihn dir auszureden. Und du kannst versichert sein, ich werde versuchen das zu tun.«
    »Aber du sagtest doch selbst, Salmenikos sei krank. Und da ist er nun in Seraidschik, ohne Arzt, ohne Arznei -«
    »Das sagte nicht ich, sondern jener Bursche«, berichtigte der Sahid, der Einsiedler. »Aber beantworte mir eine Frage, doch deine Antwort sei ein Schwur auf den Koran: Wenn du erfahren hättest, daß ein Sklave deines Vaters krank sei, hättest du, nachdem uns Allah glücklich hierhergeleitet, auch wieder nach Seraidschik zurückreiten wollen? Jetzt? Sogleich?«
    Malchatun dachte betroffen nach und errötete tief. Mit dieser Frage bekam Kumral für sie ein anderes Gesicht.
    »Daß du nicht antwortest«, blitzte er sie an, »möge als deine Ehrlichkeit gelten. Und warum kannst du nicht antworten? | Weil du vergaßest, daß nach den Worten des Propheten ein ungläubiger Adeliger geringer zu achten sei als ein rechtgläubiger Sklave. Das vergaßest du. Um der Rechtgläubigen willen aber hättest du Allah nicht ein zweites Mal versuchen mögen. Und wärest mit gutem Grund hier geblieben, froh der Sicherheit, die du in Biledschik genießest. Das Gegenteil zu tun behieltest du dir für einen Ungläubigen vor. Oder glaubst du, daß Manuel der Abtrünnige, den Allah verdammen möge, seine Worte auf dem Ratshügel zu Kutschukjora nicht wahr machen würde, falls du ihm in die Hände liefest? Gehe in dich, meine Tochter, und mit der ganzen Kraft deiner Seele stelle dir vor, was Manuel dir täte, falls er dich finge.«
    »Sprich nicht so, Kumral«, bat sie grauenerfüllt. »Ich bin ein Hakim -«    
    »Und dennoch schwiegst du auf meine Frage. Und du hattest recht, es zu tun: Unendlich ist Allahs Barmherzigkeit, doch alles Irdische, auch die Pflicht eines Hakims, hat sein Ende. So bleibe denn ohne Vorwurf in Biledschik.
    »Ich habe geschworen. Auch mit Gefahr meines Lebens
    habe ich geschworen zu helfen«, wehrte sich Malchatun verzweifelt.
    Das war ein Schrei, und zunächst antwortete Kumral nichts.
    Er verschmähte die Stühle mit heidnischem Bildwerk, aber zum Zeichen, daß er noch nicht zu Ende sei, sondern erst beginne, setzte er sich auf den Boden. Alle seine Kräfte versammelte er geschlossenen Auges in sich. Denn daß er Schweres unternahm, wußte er wohl.
    »Setze dich zu mir, meine Tochter«, bat er dann, »und erleichtere dein Herz.«
    Aber Malchatun folgte der Einladung nicht.
    »Du bist gelehrt, mein Kind«, ließ sich Kumral durch die Ablehnung nicht schrecken, »und ich bin nur ein armer Derwisch oder, besser, da ich allein lebe, ein armer Sahid. Aber es steht geschrieben: >Die Armut ist mein Ruhm.<«
    »Es steht auch geschrieben, Kumral, >es ist kein Mönchstum im Islam<«, verteidigte Malchatun mit der reinen Lehre zugleich die Geheimnisse ihres Hertens. »Du aber lässest dich einen Abdal nennen, obwohl selbst der Prophet, dem Allah erschien, sich keiner Heiligkeit rühmte, sondern sich zu seinen Sünden bekannte.«
    »Höre nicht auf die Leute, die mich einen Abdal nennen. Sie sind unwissend wie ich, nur daß sie mich lieben.«
    »Aber du glaubst an Heilige?«
    »Ich glaube an die vierzig ganz in Gott verlorenen Budela, die, obwohl nicht bekannt, den Islam regieren.«
    »Ich glaube an den

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