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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Brüdern Rivalität sein und den Stamm schwächen.«
    »Es spricht viel für das, was unser Freund ausführte«, bedeutete der Prinz seinem Wesir, und mehr bedurfte es für Salmenikos nicht, um sich für seinen großen Schlag zu sammeln.
    »Ich glaube«, wandte er sich an Schermugan, »Seine überallhöchstzuverehrende kaiserliche Hoheit haben mich als zuverlässigen Vasallen erkannt. Es war nicht immer ganz leicht, es zu sein; denn neuerdings zeichnen sich bei den Parteikämpfen an der Grenze die Fronten immer schärfer ab; die eine ist die des Islams — die andere ist christlich.«
    »Wir gedenken eine Front der Ikonischen Pforte zu errichten«, sagte Alaeddin.
    »Das ist es, was ich meine.« Sehr tief verneigte sich Salmenikos, der seine Gelegenheit gekommen glaubte, vor dem Neffen seines Herrschers. »Ohne diese dritte, die ikonische Front, wie Euer Hoheit sie nannten, würde ein gesetzmäßiges Verhalten, wie ich es bisher übte, leicht zur Vernichtung der treuen Untertanen fuhren. Ich habe das Wohlwollen der mohammedanischen Herren verloren und die Feindschaft meiner Glaubensgenossen gewonnen. Das letzte bekomme ich täglich zu spüren. Meine Herrschaft Biledschik stößt mit dem Amte Tschakirbinari tief ins Byzantische hinein, und die christlichen Herren von Köprihissar, dem Brückenschloß bei Jenischehr, vergelten mir meine sultanstreue Haltung mit immerwährenden Einfällen in mein ungeschütztes Gebiet. Wenn aber eine Grenzwacht Sinn haben soll, dann doch den, die treuen Untertanen der Majestät in ihren Rechten zu schützen. Kann Osman das? Ich verkenne in keiner Weise seine Verdienste. Aber nicht einmal mit der geeinten ertoghrulischen Macht ist er oder sein Bruder Sarujati dazu imstande. Wie Seine Exzellenz sehr richtig bemerkten, vermochte Osman nicht einmal Koladscha zu halten. Er ist kein Grenzwächter, sondern nur ein kleiner Parteigänger an der Grenze. Einer von vielen und ohne eigentlichen Besitz, da die Lehen von Seraidschik und Sögüd Ertoghrul gehören und keineswegs über sie entschieden ist - wobei ich«, fügte er wie ein Nebenbei hinzu, »untertänigst zu bedenken gebe, daß Sögüd wie Seraidschik alte Teile meiner Herrschaft Biledschik sind. Aber auch ohne diese beiden Orte bin ich, wenn die Not mich zwingt, mit meinem Erbgut der stärkste Mann an der Grenze. Ich kann meine Hintersassen aufbieten und Truppen hinzuwerben - darunter vielleicht sogar ein paar hundert Ertoghruler, die bei der Uneinigkeit des Stammes durch guten Sold leicht zu gewinnen wären . . .«
    »Immerhin kann ich Ihr Zaudern verstehen«, meinte Schermugan, »Söldner sind teuer, und Sie brächten ein großes Opfer.«
    »Wenn ich zauderte«, befliß sich Salmenikos, »geschah es, um mich vorher der Billigung der Hohen Pforte zu versichern. Aber wenn Hoheit«, wandte er sich unmittelbar an den Prinzen, »mir nicht nur geheime Billigung gewährten, sondern geruhen würden, sich mit Dero kaiserlichen Autorität offen hinter mich zu stellen . . .«
    »Sie verlangen Truppen?« unterbrach Alaeddin.
    »Nicht einen einzigen Mann und nicht ein einziges Goldstück«, versicherte Salmenikos schnell, ohne jedoch sogleich die Worte zu finden, die dann gesagt werden mußten.
    Wie oft hatte er sich als Generalstatthalter des Westens geträumt, nichts hatte er unterlassen, es zu werden - gekommen jedoch war an seine Stelle ein kaiserlicher Prinz. Einem Manne von so hoher Geburt nachgesetzt zu werden war keine Schande gewesen; Salmenikos empfand es aber so. Und dazu hatte er einen guten Grund. Alaeddin war mehr als nur ein Prinz, er war ein Rivale. In einer Lage, wie sie schwieriger kaum gedacht werden konnte, zeigte er Eigenschaften, die an einen seiner berühmtesten Vorfahren, an Kaiser Alaeddin I., erinnerten. Salmenikos warf sich vor, den ehemals so unscheinbaren jüngeren Mann übersehen und sich nicht rechtzeitig um dessen Gunst beworben zu haben.

»Keinen Mann und kein Goldstück«, lächelte Alaeddin. »Das ist gut. Wir haben von beiden nicht mehr, als wir brauchen.«
    Tief gedemütigt fühlte sich Salmenikos, daß es ihm von diesem Prinzen und diesem Wesir nicht erlassen wurde, sich auf seine Verdienste und auf das ihm oft erwiesene Wohlmeinen des regierenden Sultans Mesud berufen zu müssen. Weder Zustimmung noch Ablehnung - nichts war im Gesicht Alaeddins zu lesen als eine höfliche Aufmerksamkeit, die vorantrieb.
    »Meine beiden Herrschaften Biledschik und Eskischehr«, fuhr Salmenikos denn auch fort, »bilden mit ihren

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