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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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darum werden Wir Uns mit Nächstem in Person an die Grenze begeben, um zu regeln, was dort zu ordnen ist. Auch Ihres Anliegens werden Wir Uns dann gerne erinnern, Kir Salmenikos.«
    Huldvoll gewährte Alaeddin dem Untertan seine Rechte, daß er sie küsse, und nachdem Salmenikos sich rückwärtsschreitend entfernt hatte, waren Herrscher und Kanzler allein.
    »Waren Sie nicht ein wenig streng mit ihm, Schermugan?« fragte Alaeddin.
    »Hoheit können doch unmöglich zu den andern, die wir Schon haben, ein neues Fürstentum wollen?«
    »Gewiß nicht. Nur hat dieser Asanes leider in vielem recht. Wenn er will, kann er leicht eine ansehnliche Streitmacht aufstellen, und die möchte ich nicht gern auf der falschen Seite sehen.«
    »Hoheit werden sie überhaupt nicht sehen. Salmenikos ist ein guter Haushalter und sparsam. Krieg frißt oft als ersten den Kriegsherrn. Ja, wenn er etwas so billig erhalten kann wie Eskischehr, was, wie ich zugeben muß, ein Meisterstück war, dann wird er sich regen - sonst nicht.«
    Mit einem Blick hinauf zu dem vor ihm Stehenden ließ Alaeddin seine Hand durch den Bart gleiten, was Schermugan den Zweifel seines Herrn verriet. Aber ein Lächeln bewies zugleich, daß er zu hören hoffte, was diesen Zweifel besiege.
    »Es könnte sein, daß er die Lage als gleich günstig ansähe wie bei Eskischehr, jetzt, da die Mazaris von Karadschahissar sich mit dem ewigen Widersacher, dem Botoniates, verbündet haben. Das ist blanker Hochverrat, Wesir!«
    »Hoheit sagen es, und so ist es gut, daß wir unsere Kräfte schonten. Die Mazaris werden es spüren. Sie haben Karadschahissar die längste Zeit gehabt.«
    »Nicht wenn Salmenikos zu ihnen stößt. Ich wette, er denkt daran.« Zustimmend verneigte sich Schermugan.
    »Er dachte daran, als er Hoheit verließ, und er wird auch morgen daran denken. Dann freilich nicht mehr. Um wirklich etwas zu wagen, fühlt er sich in Biledschik zu geborgen. Die Festigkeit seiner Stadt ist ein großes Hindernis für diesen sonst so klugen Kopf.«
    Alaeddin entging das Bedauern nicht, mit dem Schermugan von der Festigkeit Biledschiks sprach.
    »Wie ich Sie kenne«, spöttelte er, »haben Sie gewiß schon erwogen, sich noch heute des sonst so klugen Kopfes zu versichern, um auf diese Weise sein Biledschik zu bekommen und Eskischehr dazu. Eingewilligt hätte ich allerdings nie. Unsere
    Zuverlässigkeit wird einmal ebenso unsere Macht wiederbegründen wie Streitkräfte und Gold.«
    »Dennoch hätte ich Eurer Hoheit den Vorschlag unterbreitet, wenn ich nicht gefürchtet hätte, unsern Osman in eine allzu große Versuchung zu führen.«
    »Was reden Sie da, Schermugan!« wies der Sultan seinen Wesir zurecht. »Osman? Er ist geschlagen. Schade um ihn! Denn von seinem Bruder Sarujati halten auch Sie nicht viel. Wenn ich es recht überlege, hätten wir Salmenikos doch nicht...«
    »Hoheit mögen verzeihen«, unterbrach Schermugan, »aber Sarujati wird uns keine Sorgen mehr bereiten. Bei Agridsche sind die Söhne Ertoghruls auf die verbündeten christlichen Herren gestoßen und haben gesiegt.«
    »Gesiegt? Und wer befehligte, Sarujati oder Osman?«
    »Das bleibt sich jetzt gleich; denn Sarujati fiel. Er und Kalanos Mazaris sind unter den Toten.«
    Alaeddin hatte lange genug gesessen und erhob sich. Vor seinem Wesir brauchte er sich keinen Zwang aufzuerlegen.
    »Das nenne ich Glück!« rief er. »Mit Sarujatis Tod ist Osmans Nachfolge gesichert. Sein Bruder Ghundus wird sie ihm nicht streitig machen. Und ein Sieg, Schermugan? Das ist unser Sieg! Sie haben recht: Karadschahissar muß fallen. Das wird unsere christlichen Vasallen lehren, was es heißt, sich mit byzantinischen Herren zu verbünden. Aber halten können wir es leider nicht. Die Ertoghruler sind wild auf Karadschahissar
    sagten Sie es nicht? -, weil sie es einmal besessen haben. Wir geben es Osman. Dann ist ihm der Stamm sicher, und es wird sein wie in der Zeit, da Ertoghrul jung war.«
    »Dann sah Kir Salmenikos unsere Lage ganz richtig?« warf Schermugan ein, da er es an der Zeit fand, daß die Pforte sich entscheide.
    »Natürlich sah er sie richtig. Salmenikos ist gescheit genug, das zu tun. Wir brauchen einen starken Diener an der Grenze, einen Diener und keinen Herrn! Und so wird es Osman sein und nicht Salmenikos.«
    Schermugan nickte. Seine Aufgabe war es, die Meinungen seines Gebieters im voraus zu wissen. Salmenikos oder Osman auch Schermugan hatte lange geschwankt, um schließlich überzeugt zu sein, daß

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