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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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tatarische Hilfstruppen, Hoheit.«
    »Keine byzantinischen Palasttruppen, keine Garden?« vergewisserte sich Alaeddin, und da er bedachte, daß Dündar vielleicht nie etwas so Prächtiges wie byzantinische Garden zu Gesicht bekommen habe, fügte er noch hinzu: »Leute mit vergoldeten Panzern und Helmen, keine Doppeläxte?«
    »Nichts dergleichen, mein Sultan.«
    »Nun, wir werden mit ihnen fertig werden, was sie auch sein mögen«, meinte der Herrscher nach einigem Nachdenken. Bei Anwesenheit kaiserlicher Garden hätten, das wußte er, die zuständigen Hofwürdenträger den Befehl führen müssen, und das wäre ihm lieber gewesen. »Jedenfalls freut es mich um Ihres Neffen Osman willen, daß Wir Uns nicht geirrt haben.«
    Da er nicht daran zweifelte, daß Dündar von Osman reden wolle, so nannte er selbst den Namen. Und ob Seine Hoheit schon etwas über die Nachfolge Ertoghruls bestimmt habe, fragte Dündar denn auch.
    Aber eine gute Aufklärungsarbeit war für Alaeddin noch kein Grund zu einer überstürzten Entscheidung.
    »Vorläufig lebt Ertoghrul noch«, lächelte er also. »Sollte es aber Allahs Wille sein - sein Name sei gepriesen . . .!«
    »Amin . . .«
    ». . . dem Helden die Freuden Seines Paradieses zu erschließen, so würden die Ertoghruler Unserer Hohen Pforte einen neuen Scheich vorzuschlagen haben.«
    Da Dündar in bezug auf die Meinung in seinem Stamm ihm selbst gegenüber nicht völlig verblendet war, umwölkten diese Worte des Erhabenen seine Seele.
    »Die Stimmen der Unbärtigen . . .«, wollte er beginnen.
    »Es ist der Brauch bei den freien Stämmen, von Unsern hohen Vorfahren bestätigt, daß jeder Waffenfähige zu Worte komme. Aber nicht nur aus Unbärtigen besteht der Stamm.«
    Das war eine kleine Zurechtweisung.
    »Auch Greise können wie Kinder sein«, murrte Dündar dennoch. »Zudem dachte ich mehr an die Grenzhauptmannschaft.«
    »Sagen Sie selbst, Vortrefflicher«, erwiderte Alaeddin, »was Unserer Pforte wohl ein Grenzhauptmann frommen würde, der nicht zugleich Scheich Ihres gesegneten Stammes wäre?«
    »Nun denn«, stieß Dündar vor, »nächst Ertoghrul, meinem Bruder, bin ich der Älteste des Geschlechtes. Ein sichtbares Zeichen der Gnade Eurer überallhöchstzuverehrenden kaiserlichen Hoheit und mein wäre, was mir gehört.«
    Mit keinem Blick und selbst nicht mit der kleinsten Bewegung seiner Brauen verriet der Sultan, um wie vieles lieber ihm Osman als Grenzhauptmann sein würde. Er gedachte jedoch der bevorstehenden Schlacht und wandte sich voll Herablassung dem Bittsteller zu, wobei er sich zugleich vornahm, seine letzten Befehle vor dem Zusammenstoß nicht nur dem Alten, sondern zur Sicherheit auch noch Konuralp einzuschärfen, den Osman vorsorglich seinem Kontingent beigegeben hatte.
    »An welchen Beweis Unserer gnädigen Gesinnung denken Euer Vortrefflichkeit?«
    »Karadschahissar . . .«
    Es war gesagt. Und in der Tat: wenn Dündar Karadschahissar besäße, das vielbesungene, würde er wahrscheinlich sogar Osman bei den Ertoghrulern ausstechen. Der Alte wisse genau, was er wolle, dachte Alaeddin.
    »Karadschahissar wird von Osman belagert, von ihm selbst mit seinen eigenen Kräften und nicht auf Stammesbeschluß.
    Kann ich es ihm nehmen, wenn er es erobern und den Sturm überleben sollte?«
    Wie weggewischt war alles Höfische von Dündar. »Nie wird der Unberatene Karadschahissar nehmen«, rief er. »Nie!«
    Als geradezu peinlich empfand Alaeddin diesen Ausbruch eines ungezügelten Hasses, und eine Weile hörte man nur die Laute des Marsches, das Knirschen von Leder und Pumpern der Hufe.
    »Wir werden die Meinung eines so erfahrenen Mannes wie Euer Vortrefflichkeit gewiß nicht in den Wind schlagen«, sagte er schließlich, »und wenn es soweit sein sollte, werden Wir nicht ermangeln, Uns Ihrer zu erinnern, mein Vater.«
    »Nach dem Sieg?«
    »Erst wäre zu siegen«, wehrte sich der Fürst, und um eine Wiederaufnahme des Themas endgültig auszuschließen, fragte er noch nach einem kleinen Trupp, der nach Dündars Aussage zu den Byzantinern gestoßen sei.
    »Nur wenige Leute, Erhabener«, erklärte Dündar. »Sie kamen vom Norden aus dem Gebirge. Aber sie hatten einen zu großen Vorsprung, und wenn nur einer entkommen wäre, hätte er unsere Nähe verraten. So jagten wir sienicht.«
    »Sie taten recht«, beendete der Sultan das Gespräch und entließ den Alten mit einer leichten Bewegung seiner Rechten.
    »Du vergißt ganz, daß ich deine Schwester bin, Taindschar!«

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