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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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verstehe ich nicht. Viel zuviel Ehre, daß die Hoheit Sie schickte, und ganz vergeblich!«
    »Nicht so ganz, Ehrwürdiger!« widersprach Belgutai. »Habe ich, unter den Sultansdienern der niedrigste, nicht das Glück, mit Ihnen, Überallhöchstzuverehrender, in diesem Zelte zu sitzen und Weisheiten zu vernehmen, die meinem höchsten Herrn ebenso willkommen wie notwendig sein werden?«
    »Meinst du wirklich, Kapidschi, der Sultan werde . . .?«
    »Zuverlässig! Wozu wäre ich hier? Die Wahrheit zu erfahren, bin ich hier, und die Wahrheit heißt Dündar und nicht Osman.«
    In einem war Dündar glücklich: daß ihm nicht jede Hoffnung gestorben war. Mit seinem Bruder war er so alt geworden, daß man, wenn von sehr alten Männern gesprochen wurde, auch seinen Namen nannte, und wenn er zuletzt die Hoffnung auf-gegeben hatte, den Bruder zu verdrängen, so war ihm doch die andere geblieben, ihn wenigstens zu beerben. Dündar dachte immer nur an die Macht und hatte darum keine Zeit, an den Tod zu denken. Er sah sich erhöht und am Ziel, nicht nur als Grenzhauptmann, sondern als Sultansgenosse!
    »Ich bin Suleiman Schahs Sohn«, sagte Dündar.
    »Suleimans, eines Herrn über Fünfzigtausend«, bestätigte Belgutai mit einer kleinen Übertreibung. »Ein Hochgeborener sind Sie, Ehrwürdigster. Wer bin ich? - Ich bin nur ein Bote. Aber ein Bote kann reden, und Sultan Alaeddin wird hören, was ihm zu wissen not tut.«
    Und dann sagte er, was er von Dündar erwarte.

23
    Monate waren vergangen. Nicht mehr mit dem Kapidschi sprach Dündar, sondern mit Alaeddin selbst.
    »Vortrefflich«, dankte der Sultan, als Dündar geendet hatte.
    Soweit er das zu sein vermochte, war der Alte recht zufrieden vor allem natürlich mit sich selbst. Auch brauchte er nun nicht mehr bei jedem Schritt über den Neffen zu stolpern, war seine Meinung. Osman lag nämlich immer noch vor Karadschahissar,
    dessen Belagerung der Sultan mit ihm gemeinsam begonnen hatte. Als dann aber Eilboten die erwartete Landung byzantinischer Truppen gemeldet hatten, war es mit der Machtentfaltung vor der Burg der Mazaris vorbei gewesen. Alaeddin hatte, um sie dem Feinde entgegenzuwerfen, seine regulären und irregulären Streitkräfte sofort abgezogen. Sogar an hundert türkische Akindschi hatte Osman ihm für die Aufklärung überlassen müssen, und die waren Dündar unterstellt worden, der seinerseits ebenfalls einige Verstärkungen herangeführt hatte. Keine schlechte Anordnung war das gewesen. Der Alte hatte gezeigt, daß er immer noch die türkische Taktik beherrschte, einem Feinde sich unbemerkt nähern und ihn tagelang ungesehen begleiten zu können.
    Alle großen Karawanenstraßen, die allein ein müheloses Vorrücken der beiderseitigen Streitkräfte ermöglicht hätten, überquerten den Tumanidsch und Ermeni. Indem Alaeddin deren Pässe nur ganz schwach besetzt hatte und unter südwestlicher Umgehung der beiden Gebirge in den weglosen Raum zwischen ihnen und dem Fluß Adranos gestoßen war, hatte er sich in eine große Gefahr begeben. Er war das Wagnis nur eingegangen, weil nach seiner Meinung aus der Wahl des Landungsplatzes auf die Absicht des Gegners geschlossen werden müsse, ohne Widerstand zu finden, durch eben diesen weglosen Raum direkt auf den Pursuk vorzustoßen. Für den schlimmen Fall eines Irrtums aber war Osman von Alaeddin die Rolle zugedacht, durch opfervolle Kämpfe, deren Ausgang kaum zweifelhaft sein konnte, den Feind so lange aufzuhalten und zu beunruhigen, bis die Hauptmacht zur Stelle sein würde.
    Dieser schlimme Fall war jedoch nicht eingetreten, sondern alles so gekommen, wie der Sultan es berechnet hatte. Nicht ganz einen Tagesmarsch voraus am Abullonia Göl, dem See Apollons, befand sich - so lautete Dündars Bericht - das Lager der Byzantiner. Eine beglückende Botschaft! Und die ermutigte Dündar, der den eigenen Erfolg keineswegs zu unterschätzen geneigt war, den Kriegsherrn um ein Gespräch anzugehen.
    Die Bitte wurde gewährt, und während der Alte zur Linken seines Fürsten ritt, achtete er wohl darauf, daß sein Pferd stets mindestens eines halben Kopfes Länge hinter dem der Hoheit blieb, wie er auch stumm verharrte, bis der junge Sultan ihm durch gnädige Ansprache den Mund entsiegelte.
    Je weniger Alaeddin diesen höfischen Anstand bei dem alten Griesgram erwartet hatte, um so wohlgefälliger nahm er ihn wahr.
    »Sie sind dessen gewiß, daß der Kern der Gegner Turkopolen sind?« begann er voll Huld.
    »Turkopolen und

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