Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
schnauben.
„Hier bin ich!“, antwortet eine Stimme aus der hintersten Box.
Der Junge, der Shiela die ganze Zeit als Pferd versorgt hat, kommt zum Vorschein und erstarrt sofort beim Anblick des Brautpaares.
„Eure Majestät.“
Der Junge verbeugt sich so tief, dass sein Kopf fast den Boden berührt, doch Malcolm packt ihn an der Schulter, zieht ihn hoch und blickt ihm fest in das jugendliche, jetzt aber angsterfüllte Gesicht.
„Stimmt es, dass du hier im Stall vor einiger Zeit ein Baby gefunden hast?“
Der Junge nickt nur stumm, den Prinzen mit großen Augen anstarrend.
„Was ist mit dem Kind geschehen? Wo ist es jetzt?“
Der Junge schluckt krampfhaft und würgt dann fast tonlos hervor: „Die Küchenmagd Betsy betreut es. Sie hat selbst schon zwei Kinder. Sie hat das Baby zu sich genommen.“
„Und wo können wir diese Betsy finden?“
„In – in der Küche. Sie bereitet das Hochzeitsmahl zu, glaube ich.“
Sofort lässt Malcolm den Jungen los, packt wieder Shielas Hand, die atemlos zugehört hat, stößt ein schlichtes Danke hervor und eilt mit seiner frisch angetrauten Frau wieder zurück über den Schlosshof. Diesmal nehmen sie die Treppen zum Portal des Schlosses hinauf, wo man ihnen verständnislos die Torflügel öffnet. – Die ganze Zeit über muss sich Shiela einfach mitziehen lassen, da sie den Weg nicht kennt.
Malcolm hingegen hat sich als kleiner Junge gern auch in der Küche herumgetrieben, weil es dort immer etwas zu naschen gegeben hat. Allerdings ist das jetzt auch schon einige Jahre her, umso größer ist die Überraschung, als die beiden dort auftauchen, wo doch alle mit dem Hochzeitsmahl beschäftigt sind. Auch beim Küchenpersonal haben sich mittlerweile die seltsamen Ereignisse bei der Trauung herumgesprochen und sind das Gesprächsthema Nummer eins. Dem Koch fällt fast der Löffel aus der Hand, als das Brautpaar so unvermutet hereinstürmt.
Malcolm lässt seine Blicke über die Leute schweifen, die sich jetzt alle ehrerbietig verbeugen oder einen Hofknicks zelebrieren.
„Aber Majestät, stimmt etwas mit dem Essen nicht?“, wagt der Koch schließlich zu fragen.
Doch Malcolm verneint und fragt stattdessen: „Wir suchen die Küchenmagd mit Namen Betsy! Ist sie hier?“
Ein aufgeregtes Murmeln geht durch die Leute, dann wird eine Frau mittleren Alters zwischen ihnen vorgeschoben. Den Kopf gesenkt, wagt sie es nicht, aufzublicken. Noch nie ist sie dem Prinzen oder gar dem König begegnet, weiß gar nicht, wie sie sich verhalten soll.
„Ihr seid Betsy?“, fragt der Prinz in gutmütigem Tonfall nach, da er die Angst der Frau spürt, irgendetwas falsch gemacht zu haben.
„Ja, Eure Hoheit.“
Noch immer wagt sie es nicht aufzuschauen, doch der Prinz fasst sie sacht am Kinn und hebt es an, sodass sie ihn ansehen muss. Und dann steht beiden die Überraschung ins Gesicht geschrieben, denn Betsy ist niemand anderes als die arme Frau, der er damals geholfen und mit einem Wagen in das Reich seines Vaters geschickt hat. Und auch Betsy kann gar nicht verblüffter sein, da sie ihn erkennt.
„Ihr – Ihr seid der Prinz? – Mein Gott …“
Sie will sich angstvoll zurückziehen, doch Malcolm hält sie am Arm fest und fragt eindringlich: „Stimmt es, dass Ihr ein Findelkind bei Euch aufgenommen habt? Ein Kind, das hier im Stall gelegen hat?“
Der unstete Blick der Magd huscht von Malcolm zu Shiela und wieder zurück, dann gibt sie leise zu: „Ja, Eure Hoheit, das habe ich.“ Und schüchtern fragt sie nach: „Habe ich etwas falsch gemacht, Majestät?“
„Oh nein, Betsy, das habt Ihr ganz und gar nicht!“, beruhigt er sie. „Aber wo ist das Kind jetzt?“
„In meiner Kammer, Hoheit.“
„Dann holt es her! – Bitte.“
Noch immer verwirrt wendet sich die Magd um und verlässt eilig die Küche. Sie kann sich das alles gar nicht erklären. Erst liegt ein mutterloses Baby im Stall, und dann kümmert sich der Prinz auch noch persönlich um die Sache.
Malcolm hat fürsorglich seinen Arm um Shiela gelegt und zieht sie an sich, da er merkt, wie nervös sie ist. Ist ihrem Kind auch nichts passiert? Ist es gesund? – Für sie scheint es Ewigkeiten zu dauern, bis die Magd wieder zurückkommt, ein kleines Bündel in den Armen haltend. – Sofort streckt Shiela die Arme danach aus und lässt sich das Kind geben, dessen rosiges Gesichtchen aus den Tüchern lugt.
Überglücklich drückt sie ihr Kind an sich, Freudentränen stehen dabei in ihren blauen Augen. Dann streift
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