Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Wolken schwebt, gemeint?
Seine Verwirrung und die Zahl der ungeklärten Fragen sind eher noch größer geworden. Ist es überhaupt seine Shiela gewesen, die da zu ihm gesprochen hat? Es ist zweifellos ihre Stimme gewesen, dessen ist er sich sicher! Aber ist sie es nun selbst gewesen, oder will ihn der Geist des Magiers zum Narren halten? – Aber er hat ja keinen anderen Anhaltspunkt, als diese Burg über den Wolken und den Flugdrachen. Was kann er sonst anderes tun, als diesen Drachen zu suchen?
***
Kilometer um Kilometer legt Malcolm zurück, fragt überall nach dem Flugdrachen, doch erhält er nur negative Antworten, niemand scheint etwas von diesem Ungeheuer zu wissen oder je etwas gehört zu haben. Und so lagert er entmutigt in einem schmalen Gebirgstal, noch bevor die Sonne den westlichen Horizont erreicht, als seltsame Töne seine Ohren erreichen, eine Art Jammern – doch auf keinen Fall von einer menschlichen Kehle stammend. Ist es vielleicht nur der Wind, der um die Felsen heult?
Aufmerksam und neugierig zugleich schleicht Malcolm vorsichtig an der Felswand entlang, kommt den seltsamen, traurigen, fast schmerzhaften Lauten immer näher und erreicht so einen tiefen Felseinschnitt, in den gerade noch das letzte Tageslicht fällt, sodass er das mächtige Wesen erkennen kann, das dort unten mit eingeklemmter rechter Schwinge festsitzt.
Mit großen Augen starrt der Prinz auf dieses Untier, das kein anderes als der lang gesuchte Flugdrache sein kann. Aus welchem Grund auch immer der Drache hier heruntergelangt ist, das Tier scheint unweigerlich verloren zu sein, wenn es keine Hilfe bekommt. Ohne Futter und Wasser muss es elendiglich verenden, da es sich nicht selbst befreien kann.
Malcolms Entschluss steht sofort fest! Der Zufall hat ihn genau hierhin geführt, und auch wenn es für ihn sicher gefährlich ist, in die Felsspalte hinunterzusteigen, so wird er es doch wagen, um dem Drachen zu helfen. Soweit er von hier oben erkennen kann, wird die rechte Schwinge des Tieres unter einem riesigen Felsbrocken eingeklemmt, der es ihm unmöglich macht, sich selbst zu befreien. Wahrscheinlich ist die Schwinge auch verletzt.
Inzwischen hat der mächtige Drache ihn oben an der Felskante auch entdeckt, versucht immer wieder die Schwinge wegzuziehen, wobei er klagende Laute ausstößt, kein Zweifel, das Tier scheint Schmerzen zu haben. Und da es bereits dunkel wird, entfacht Malcolm eilig mehrere kleine Feuer am Rand der Schlucht, deren Licht zusätzlich zum Vollmond, der gerade in dieser Nacht besonders hell vom Himmel leuchtet, in die Schlucht scheint und diese ausreichend erhellt.
Nur mit dem Dolch bewaffnet, und sich an einem Seil festhaltend, das er oben am Rand der Schlucht um einen großen Felsen geschlungen hat, steigt er langsam in die Tiefe hinab. Mindestens fünfzehn Meter muss er sich herunterlassen, bis er das Plateau erreicht, auf dem der verletzte Drache mehr liegt als sitzt. Doch sofort versucht das Flugtier mit seinem spitzen Maul, in dem etliche dolchartige Zähne blitzen, nach ihm zu schnappen. Böse funkeln ihn die kleinen tückisch blickenden Augen an, als ob sie schon eine sichere Beute in ihm sehen, doch Malcolm lässt sich nicht verunsichern, versucht nur, aus der Reichweite der Zähne und Krallen zu bleiben.
Wie vermutet, ist die rechte Schwinge des Tieres, so gewaltig sie auch sein mag, von einem Felsbrocken eingeklemmt und wohl auch verletzt, denn schwarzes Blut tropft über die Felskante in die Tiefe. Deshalb hat der Prinz die kläglichen Rufe gehört. Langsam tritt er noch näher, spricht beruhigend auf das Ungeheuer ein, das ihm aber nicht trauen will. Immer wieder fährt die lange Schnauze fauchend auf ihn zu.
Aber Malcolm lässt sich nicht beirren, unverzagt macht er sich an dem Felsbrocken zu schaffen, kann dabei aber nicht verhindern, dass er dem Drachen noch mehr Schmerzen zufügt, da der Felsen ein Stück über seine Schwinge schabt. Es ist nicht festzustellen, ob der Schrei, der sich aus seinem Schlund quält, nun aus Wut, Furcht oder Schmerz ausgestoßen wird. Doch als Malcolm mit seiner ganzen Kraftanstrengung den Fels mit einem dicken Ast, den er als Hebel verwendet, anheben kann, zieht der Drache seine Schwinge sofort hervor. Sich mit den krallenbewehrten Füßen vom Felsen abstoßend, erhebt sich das riesige Ungeheuer in die Lüfte, will einfach nur weg, doch sehr weit kommt es nicht. Die rechte Schwinge ist zu schwer verletzt, als dass sich der Drache damit zu halten
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