Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
anscheinend nicht, denn die Laute kommen eindeutig von oberhalb des Überhanges.
Doch dann wird das Fauchen plötzlich lauter, und ein Schrei, den nur der Drachen ausgestoßen haben kann, zerreißt die Stille der Dämmerung. Ein paar Steine poltern von oben herab, ohne Schaden anzurichten, da Malcolm und seine Familie von dem Überhang geschützt werden. Doch der Prinz begreift auch, dass sich da oben ein Kampf abzuspielen scheint, ein Kampf, der ihm vielleicht zu dem ersehnten Drachenblut verhelfen kann, und so zögert er nicht länger, ergreift den Spiegel und steckt ihn neben den Dolch in seinen Gürtel.
Shiela sieht ihn erschrocken an, packt ihn am Arm und stößt angstvoll hervor: „Nein, Malcolm, nein! Du willst doch nicht etwa da hinaufklettern und dich in diesen Kampf zweier wilder Kreaturen einmischen?“
Doch Malcolm streift ihre Hand sanft, aber bestimmt ab, schüttelt nur leicht den Kopf und tritt unter dem Überhang hervor zur Seite der Felswand, die sich dort wahrscheinlich problemlos besteigen lässt, wie er zuvor schon feststellen konnte. Auch nimmt er eines der Seile von den Sätteln auf, hängt es über Schulter und Hals und macht sich an den Aufstieg, während von dort oben jetzt ein fauchender Schrei ertönt, der sich fast wie ein Todesschrei anhört.
Shiela jagen diese Töne eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Sie hat sich bis an das hintere Ende der Nische zurückgezogen, kauert dort am Boden und hält ihren Sohn fest an sich gedrückt. Sie kann nur hoffen, dass ihr Mann unverletzt zurückkommt. In dieser Wildnis hier wären sie und ihr Kind sonst verloren, da sie nicht einmal den Weg zurück zum Schloss der Bannisters kennt. Angstvoll lauscht sie in das Dämmerlicht hinein, das immer dunkler wird und in dem jetzt die ersten Regentropfen zu Boden fallen.
Malcolm hingegen klettert inzwischen Stück für Stück die rauen Felsen höher, die ihm genügend Haltemöglichkeiten geben, während das Fauchen der Raubkatze mittlerweile völlig verstummt ist. Dafür hört er wieder diese jammernden Laute, die er schon einmal vernommen hat, als er den Flugdrachen in jener Felsenschlucht gefunden hat. Ist er etwa wieder verletzt? – Das könnte seine Chance sein, an das Blut heranzukommen, ohne dem Drachen selbst ein Leid zufügen zu müssen.
Inzwischen regnet es auch, und Donnergrollen mischt sich zwischen das Jammern des Drachen und das Heulen des Windes, der stark zugenommen hat. Aber Malcolm hat es in diesem Moment geschafft, die obere Felskante zu erreichen. Fest umklammern seine Finger den rauen Stein und er zieht sich den letzten Meter nach oben, ein kritischer Moment, da er nicht wissen kann, was ihn hier oben wirklich erwartet. Und wie wird der Drache reagieren? Sieht er in ihm immer noch den Freund? Oder wird er ihn als vermeintlichen Feind angreifen?
Ganz wohl ist es dem Prinzen deshalb nicht gerade zumute, als er sich auf das Felsplateau schiebt, auf dem er in der Dunkelheit tatsächlich die riesigen Ausmaße des Flugdrachen erkennt, da sie sich noch dunkler vom Hintergrund abzeichnen. Er ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er Malcolm erst bemerkt, als dieser es für besser hält, ihn anzusprechen.
„Hallo Großer!“
Der Kopf des Drachen mit der langen Schnauze ruckt herum und schwingt in seine Richtung. Ein lautes Grollen löst sich aus seiner Kehle, doch dann verharrt er abrupt. Hat er Malcolm erkannt? Weiß er, dass von ihm keine Gefahr ausgeht? – Wieder stößt er ein Grollen aus, doch macht er keine Anstalten, den Ankömmling angreifen zu wollen. Also kommt der Prinz langsam näher, spricht beruhigend auf das Tier ein, das sein linkes Vorderbein anscheinend nicht belasten kann.
Aber es ist viel zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Wenigstens hat es aufgehört zu regnen, sodass Malcolm sich dazu entschließt, erst einmal ein Feuer zu entzünden. Das feuchte Holz qualmt zwar etwas, aber es brennt. Mit einem brennenden Ast, den er als Fackel benutzt, wagt er sich jetzt an den Drachen heran, der ihn anscheinend wirklich wiedererkannt hat. Vertrauensvoll senkt er den mächtigen Schädel und bläst ihm seinen warmen, noch immer übel riechenden Atem ins Gesicht.
Mit der Fackel beleuchtet der Prinz die Gegend und sieht schon bald den Kadaver eines mächtigen Panthers liegen, den der Drache anscheinend getötet hat. Gut möglich, dass die Raubkatze ihm die Beute streitig machen wollte, da auch noch ein halb gefressenes Reh herumliegt. Und wenn Malcolm die
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