Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Anzeichen richtig deutet, hat der Drache seine Beute vor dem Panther verteidigt und sich dabei eine tiefe Bisswunde am linken Vorderbein eingehandelt. Schwarzes Drachenblut läuft an dem Bein herunter und breitet sich auf dem Felsen aus.
Drachenblut, genau das, was Malcolm so dringend braucht! Also zögert er nicht länger. Das Tuch, das er sich zum Klettern um die Taille geschlungen hat, reißt er in lange Streifen und hockt sich damit direkt neben den Drachen.
„Ganz ruhig, mein Großer, ich werde dir wieder helfen“, spricht er ruhig auf den Koloss ein. „Dafür möchte ich nur ein bisschen von deinem Blut haben, dann werde ich dich verbinden.“
Langsam, damit sein großer Freund nicht erschrickt, zieht er den Spiegel hervor und hält ihn so an das verletzte Bein, dass das schwarze Blut auf die Spiegelfläche läuft, von der es seltsamerweise gierig aufgesogen wird. Nur eine Minute dauert der Vorgang, dann hat sich die Fläche gänzlich schwarz verfärbt. Aufatmend zieht Malcolm den Spiegel zurück und lässt ihn wieder in seinem Gürtel verschwinden, um dann sofort einen Verband an dem Bein des Drachen anzulegen. Trotzdem versucht er, sanft und vorsichtig zu sein, um dem Tier nicht unnötig wehzutun. Schließlich schlingt er den letzten Streifen des Tuches um die Wunde, deren Ränder jetzt hoffentlich wieder zusammenheilen werden, und bindet den provisorischen Verband mit dem Strick fest, damit er nicht so schnell wieder abrutscht.
Auf diese Art und Weise hat er zumindest die Blutung zum Stillstand gebracht, obwohl der Drache sicher noch Schmerzen verspürt, die ihm Malcolm allerdings nicht abnehmen kann. Trotzdem scheint das riesige Tier ihm dankbar zu sein und stupst ihn mit dem Maul sanft an.
„Du brauchst nicht danke zu sagen, Großer, du hast mir doch von deinem Blut gegeben, das ist Dank genug.“
Malcolm zieht noch die Reste des Rehs heran, damit der Drache es ohne Probleme erreichen und so sein Bein schonen kann. Die Augen des Drachen fixieren ihn, beobachten jeden seiner Schritte, doch der Prinz vertraut dem riesigen Tier, obwohl es ihn mit einem einzigen Schlag seines Schwanzes zerschmettern könnte.
Aber der Drache lässt ihn ohne Probleme gehen und ihn an dem Rest des Seils nach unten klettern, wo ihn Shiela sehnsüchtig erwartet. Fragend schaut sie zu ihm auf, als er die Felsnische betritt, aber sein Lächeln beruhigt sie.
„Alles in Ordnung, Shiela! Du brauchst keine Angst zu haben. – Die Raubkatze, die wir gehört haben, ist tot! Der Drache hat sie getötet.“
„Und der Drache selbst?“, fragt sie ängstlich.
„Er ist verletzt, hat sich aber von mir versorgen lassen.“
„Heißt das, dass du auch …?“
Sie spricht die Frage nicht mehr aus, doch Malcolm weiß auch so, was sie meint.
Er nickt und erklärt: „Ja, ich habe das Drachenblut! Es lief aus einer tiefen Bisswunde an seinem Bein herunter, sodass ich es auffangen konnte. Hier“, er zeigt ihr die schwarze Spiegelfläche, „der Spiegel ist gefüllt.“
Auch wenn diese Tatsache seine Frau beruhigen sollte, so tut sie es ganz und gar nicht, denn es bedeutet, dass er den Geist des Magiers angreifen und damit mit größter Wahrscheinlichkeit sein Leben verlieren wird!
Doch so weit ist es noch längst nicht! Nur irgendwann, dessen sind sich beide sicher, wird Bultrax ihn herausfordern, und er wird diese Herausforderung annehmen!
***
Der nächste Morgen bringt wieder strahlenden Sonnenschein, kein Regen mehr, kein Gewitter, die Sonnenstrahlen bringen lediglich die Tropfen, die an den Grashalmen hängen, zum Funkeln. Es ist ein schöner und ruhiger Morgen, und Malcolm hat nach seiner abendlichen Aktion sogar recht gut geschlafen, hat ihn doch die Kletterei sehr angestrengt. Shiela hingegen hat, nachdem ihr Mann ihr den mit Drachenblut gefüllten Spiegel gezeigt hat, kaum noch ein Auge zugetan. Die Sorge, dass er sich auf einen tödlichen Kampf mit dem Geist des Magiers einlässt, hat sie keine Ruhe finden lassen. Trotzdem hält sie sich tapfer im Sattel, als sie Stunde um Stunde auf ihrem Heimweg dahinreiten.
Es ist schon ein großer Glücksfall, dass die kleine Familie an diesem Tag auf ein Dorf trifft, sodass Malcolm, der sehr wohl bemerkt hat, dass sich seine Frau mehr schlecht als recht im Sattel hält, sich spontan dazu entscheidet, einen Tag Pause einzulegen und in dem Wirtshaus ein Zimmer zu nehmen, damit sie sich mal richtig ausschlafen können. Auch ihren Pferden kann ein Ruhetag nicht schaden.
Der Wirt
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