Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)

jedoch nicht als Königssohn zu erkennen ist, vertraut ihm der Bauer und äußert frei seine Meinung, was ihm andernfalls durchaus den Kopf kosten könnte. Zum Glück droht ihm diesbezüglich von Michael keine Gefahr. Dieser bedankt sich für die Auskunft und gibt dem Mann den Weg frei. Noch lange sieht er dem Gespann nach, versucht seine Gedanken und Gefühle zu ordnen.
    Die Erkenntnis, dass Roderick auch dieses Königreich auf dem Gewissen hat, das Land mit Krieg überzogen hat, wie er es auch mit dem Reich derer of Bannister versucht hat, trifft ihn tief. Trotzdem kann er nicht daran glauben, dass die Prinzessin ebenfalls ermordet worden ist, ihr Bruder, der Thronfolger, vielleicht, aber nicht das Mädchen! Nein, das will er nicht wahrhaben!
    Doch wo kann sie dann sein? Wo hält Roderick sie gefangen und vor der Außenwelt verborgen? – Saphira! Was für ein schöner Name. Wenn er recht informiert ist, bedeutet er „wunderbare Schönheit“ und trifft damit die Tatsache auf den Punkt. – Noch einen betretenen Blick wirft er auf den Trümmerhaufen, dann wendet er sich ab und lenkt sein Pferd gen Westen, dem Reich des ehemaligen Königs Roderick entgegen, und folgt damit der einzigen Spur, die ihn vielleicht zu der Frau führen kann, in deren Bildnis er sich so unsterblich verliebt hat.
    ***
    Tagelang reitet Prinz Michael seinen Weg, hofft einfach nur, dass er nicht zu spät kommt, um Saphira zu retten, sie aus den Klauen dieses Scheusals Roderick zu befreien. Seitdem er weiß, dass dieser hinterhältige König, der seinen Titel gar nicht verdient, hinter dem ganzen Leid steckt, das er nicht nur über eine Königsfamilie, sondern auch über das ganze Volk gebracht hat, hasst er ihn regelrecht. Und wenn er bedenkt, was er der jungen Prinzessin durch den Tod ihrer Eltern und ihrer Entführung für ein Leid zugefügt hat, dann könnte er vor Wut schier aus der Haut fahren. Wenn Roderick ihm in einem solchen Moment über den Weg laufen würde, dann ist er sich nicht sicher, ob er ihm nicht einfach das Schwert zwischen die Rippen stoßen würde. Obwohl er genau weiß, dass das auch keine Lösung ist.
    Wird er Saphira in Rodericks ehemaligem Schloss finden? Eigentlich gehört es ihm ja nicht mehr. Durch das Kriegsrecht ist das gesamte Land nach dem verlorenen Kriegszug an König Malcolm gefallen und gehört damit zum Besitz derer of Bannister und somit auch ihm selbst. Er ist sich zwar sicher, dass er sich irgendwie Zutritt zu dem Schloss verschaffen kann, aber wird er die Prinzessin dort auch vorfinden? Und wenn ja, wie wird es ihr gehen? In welchem körperlichen und seelischen Zustand wird sie sich befinden?
    Michaels sorgenvolles Gesicht lässt ihn älter erscheinen, als er nach einem viel zu langen Weg, der nicht enden zu wollen scheint, endlich doch noch vor den hohen Mauern des Schlosses von König Roderick ankommt und sein Pferd zügelt. Erstaunt blickt er zum offen stehenden Tor und hinauf zu den Zinnen, weiß er doch selbst nicht, was er erwartet hatte, doch bestimmt nicht, dass er keinen einzigen Wachposten zu Gesicht bekommt. Zumindest von außen macht das Schloss einen verlassenen Eindruck.
    Im Schritt lässt er sein Pferd über die Zugbrücke gehen, die dem ganzen Gebäude einen festungsartigen Charakter verleiht. Bei der trüben Brühe, die im Graben steht, scheint es sich um ein stehendes Gewässer zu handeln ohne frischen Zufluss. Gras und Wasserpflanzen überwuchern es bereits. Die Hufe seines Pferdes poltern über die Holzbohlen der Brücke, ein Geräusch, das man im Schloss eigentlich hören muss, aber es taucht kein Mensch auf. Ist denn wirklich niemand mehr hier? Sollte das riesige Gebäude tatsächlich verlassen sein?
    Michael kann es kaum fassen! Es scheint, dass nicht nur Roderick nach seiner schmählichen Niederlage geflohen ist, sondern auch alle seine Soldaten, Diener und sonstigen Bewohner des Schlosses. Er lenkt sein Pferd in die Mitte des Hofes zu einem Brunnen, aus dem er noch frisches Wasser für sein Pferd heraufzuziehen hofft. Seine Hoffnung wird diesmal wenigstens bestätigt, und er kann den gefüllten Eimer loshaken und vor sein Pferd auf dem Boden abstellen.
    Wenn es wirklich stimmt, und Roderick Prinzessin Saphira gefangen hält, so muss sie irgendwo in diesem Schloss stecken, in irgendeinem Zimmer wird man sie eingeschlossen haben. Aber es wird viel Zeit kosten, alle Räume zu durchsuchen, systematisch wird er alle Etagen, Räume und Turmkammern abgehen müssen, vielleicht hört